Zu "Roland Jahn" wurden 3 Titel gefunden

Friedliche Revolution – und dann?
Journal für politische Bildung 4/2019
Als die DDR-Bürger im Herbst 1989 zu Hundertausenden in Leipzig, Dresden, Rostock, Berlin und vielen anderen Orten auf die Straßen gingen, um mutig und entschlossen gegen die SED-Herrschaft zu demonstrieren, brachten sie scheinbar unüberwindbare Verhältnisse ins Wanken und die Mauer zu Fall. Mit dem Sturz der kommunistischen Diktatur gelang ihnen der Aufbruch in die Demokratie, in eine neue Zeit. Schon ein knappes Jahr später waren die Deutschen wiedervereinigt, die Teilung Europas im Kalten Krieg war Geschichte. Das Ende der DDR und die deutsche Einheit waren zugleich Ausgangspunkte für tiefgreifende gesellschaftspolitische Umbrüche mit nachhaltigen Wirkungen bis in die Gegenwart. Viele ältere Menschen erinnern sich heute mit Stolz an die Zeit der Wende. Für die Jüngeren dagegen liegt dieses Datum weit in der Vergangenheit. Demokratie, Menschen- und Bürgerrechte erscheinen vielen Menschen unter 40 häufig selbstverständlich, die Unterschiede zwischen Diktatur und Demokratie sind oftmals nicht präsent. Auch die dramatischen Ereignisse des Revolutionsherbstes oder des folgenden deutschen Einigungsprozesses sind für jüngere Menschen oft nur schwer nachzuvollziehen. Bei den Landtagswahlen in Ostdeutschland in diesem Jahr war die Wahlkampfparole der AfD unübersehbar und viel diskutiert: „Hol dir dein Land zurück – Vollende die Wende“. Zudem ging die Partei mit einem Slogan an den Start, der ursprünglich als Ruf der Friedlichen Revolution von 1989 in die Geschichtsbücher einging: „Wir sind das Volk!“. Doch die derzeitige Situation in Deutschland ist nicht vergleichbar mit der Lebenswirklichkeit in der DDR – genau das wird allerdings impliziert. Menschen, die vor 30 Jahren im SED-Staat auf die Straße gegangen sind, forderten Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Versammlungs-, Rede- und Reisefreiheit. All diese Freiheiten haben Menschen im heutigen Deutschland – auch im Osten. Und dennoch ziehen Populisten und Rechtsradikale immer wieder Parallelen zwischen der Diktatur damals und der heutigen Zeit. Die Sorgen vieler Menschen im Osten werden missbraucht und Unzufriedenheiten angeheizt, indem behauptet wird, in Deutschland herrsche keine Meinungsfreiheit, es gäbe keine freien Medien und die Regierung handle willkürlich und unterdrücke oppositionelle Stimmen. So will man sich in die Tradition der Friedlichen Revolution setzen. In einer offenen Erklärung haben darum ostdeutsche Prominente und frühere DDR-Bürgerrechtler/-innen der AfD vorgeworfen, das Ende der DDR für Wahlkampfzwecke zu missbrauchen. Mit ihrem Slogan „Vollende die Wende“ holt die AfD Menschen bei ihrem Frust ab – dem verbreiteten Gefühl, man sei Verlierer der Deutschen Einheit. Die AfD setzt auf das Gefühl, dass damals gemachte Versprechungen teils nicht eingehalten wurden, Vorstellungen sich nicht erfüllt haben. Diese Erzählung funktioniert oftmals, und das hat vielschichtige Gründe: Etwa das in der DDR verlorene Vertrauen in die Politik, die biografischen Brüche, die für die allermeis­ten Ostdeutschen die Wende 1989 bedeutete, immer noch vorhandene Mängel in der Infrastruktur und wirtschaftliches Ungleichgewicht – noch immer liegt die Rente im Osten deutlich unter der im Westen. Die Jubiläumsjahre 2019 und 2020 bieten uns 30 Jahre später nun in dieser Ausgabe des Journal die Gelegenheit, in verschiedenen Zusammenhängen daran zu erinnern. Dabei geht es in der politischen Bildungsarbeit aber nicht nur darum, historisches Wissen über den Aufbruch in die Demokratie, sondern auch zentrale demokratische Werte zu vermitteln. Angesichts der sich verändernden politischen Kultur im vereinigten Deutschland der Gegenwart steht die politische Bildung dabei heute vor ganz besonderen Herausforderungen. Dieser Aufgabe gilt es sich entschlossen und engagiert zu widmen.

13,99 € - 18,00 €
Menschenrechte und Revolution
zeitschrift für menschenrechte 1/2015
Der Zusammenhang zwischen „Menschenrechten und Revolutionen“ steht auf der politischen Tagesordnung: In jüngster Zeit wurden wir Zeugen von Massenprotesten, Aufständen, Rebellionen und Revolutionen in der Ukraine, in Tunesien, Ägypten, Libyen oder Syrien, in denen der Bezug auf Menschenrechte mitunter eine zentrale, manchmal eine eher nebensächliche und – erstaunlich genug – gelegentlich auch gar keine Rolle spielte. In diesem Heft analysieren renommierte Autorinnen und Autoren verschiedenste menschenrechtliche Aspekte im Zusammenhang mit jüngeren und länger zurückliegenden Revolutionen. James Ingram wendet sich zunächst aus Sicht der Politischen Philosophie den historischen „Wurzeln“ der Menschenrechte zu, die gemeinhin in den Revolutionen des 18. Jahrhunderts verortet werden. Jeanette Ehrmann kritisiert in ihrem Beitrag das akademisch gängige Bemühen, die Geschichte der Menschenrechte, ausgehend von der Amerikanischen und der Französischen Revolution, als einen linearen moralischen Fortschritt, bewirkt durch Europa und Nordamerika, zu präsentieren. Sie will dieses geläufige Narrativ der Menschenrechte korrigieren, indem sie die „verschwiegene“ Haitianische Revolution als wichtigen Bestandteil einer übergreifenden atlantischen Verfassungsrevolution ernst nimmt und damit ebenso als ein wirkmächtiges Gründungsmoment der politischen Moderne rekonstruiert. Mareike Krajewski geht der Frage nach, inwiefern sich am Beispiel „revolutionären Handelns“ ein grundlegendes Problem zeigt, das im Grunde jedes politische Handelns betrifft: die Frage, wie revolutionäres Handeln in langlebigere Institutionen umgesetzt werden kann, ohne die ursprünglichen Ideen zu verraten. Nabila Abbas untersucht die Rolle, welche der politische Bezug auf Menschenrechte im Rahmen der tunesischen Revolution 2010/2011 gespielt hat, und Georg Lohmann stellt in seinem programmatischen Text die Frage, ob die Verwirklichung der sozialen Menschenrechte eine Revolution und/oder Reformen erfordern würde.

21,80 €
Die DDR in der deutschen Geschichte
gfh 1/2013
Abstracts: Martin Sabrow: Die DDR in der deutschen Geschichte Der Essay erörtert die Gründe für die anhaltende Konjunktur der Auseinandersetzung mit der DDR, indem er zum einen den Weg ihrer zeitgeschichtlichen Erschließung nach 1989 nachzeichnet und zum anderen die unterschiedlichen DDR-Erzählungen thematisiert, die das zeitgenössische Bild der DDR jenseits der Wissenschaft bestimmen, um schließlich nach dem Verhältnis von Zeitgeschichte und Aufarbeitung zu fragen. Martin Sabrow: The GDR in German history This essay discusses reasons for the current boom of examining the GDR by showing the path of its analysis within contemporary history after 1989 and by presenting the different GDR narratives that have modeled the current image of the GDR beyond academic discussion. Finally, it considers the interrelation of contemporary history and reappraisal. Roland Jahn: 20 Jahre Akteneinsicht in Deutschland: Was lehren uns die Stasi-Unterlagen? Die Öffnung der Stasi-Unterlagen vor 20 Jahren machte Transparenz und Aufklärung möglich, war Voraussetzung für Wiedergutmachung und gesellschaftliche Debatten. Die Nutzung der Stasi-Akten ist noch immer ein wesentlicher Pfad, auf dem die Aufarbeitung der SED-Diktatur voranschreitet. Diesen Pfad beschreiten auch viele junge Menschen, die begreifen wollen, was Diktatur in der DDR bedeutete. Neben den so wichtigen Gesprächen mit Zeitzeugen ermöglichen ihnen die Stasi-Akten einen eindrucksvollen Einblick in das Funktionieren der Diktatur. Auch international stößt der für die Stasi-Unterlagen gefundene Weg der geregelten Akten-Öffnung auf Interesse. Trotz der besonderen Bedingungen in Deutschland nach 1990 bietet er eine Orientierungshilfe für Akteure in Staaten, die heute Diktaturen überwinden. Ihnen ist dabei die Suche nach Übergangsgerechtigkeit ein elementares Anliegen. Dabei gilt national wie international, dass Aufklärung kein Verfallsdatum hat. Roland Jahn: 20 years of access to Stasi records in Germany: What lessons can be learned? The decision to open the Stasi files for public access 20 years ago granted transparency and clarification, thus providing the basis for redress and public debates. Usage of the Stasi files is still an essential path for the reappraisal of the SED dictatorship to proceed. This path has also been followed by many young people who have been trying to understand what dictatorship in the GDR actually meant. In addition to the highly important eye witness talks, gaining insight in Stasi files provided them with an impressive idea of the functioning of the dictatorship. This approach of a regulated opening of Stasi files has also met with international interest. In spite of the special circumstances in Germany after 1990, it has offered orientation for citizens in states that are in the process of overcoming dictatorships even today. To them, the search for transitional justice is an essential objective in that matter. In the course of this, it still holds true internationally, as well as nationally, that clarification does not have any expiry date. Hartmann Wunderer: Erinnerung an die Wissenschaftspropädeutik Ein wissenschaftspropädeutischer Unterricht soll die Studierfähigkeit von Schülerinnen und Schülern fördern. Dieser Anspruch an die Arbeit vor allem in der Sekundarstufe II wurde allerdings kaum genauer präzisiert, er trat in den letzten Jahren - wohl auch durch die Diskussion und Kompetenzen und Bildungsstandards - in den Hintergrund. Der Aufsatz umreißt die spezifischen Chancen des Geschichtsunterrichts für wissenschaftspropädeutisches Lernen. Da Geschichte kein Lernfach darstellt, sondern seinen Gegenstand erst selbst herstellen muss, eignet sich der Geschichtsunterricht zur Auseinandersetzung mit der Komplexität des Wirklichen, zur Methodenreflexion und zur Kritik der Erkenntnisgewinnung. Hartmut Wunderer: Reminder of academic propaedeutics Academic propaedeutics in the classroom is meant to support the students´academic skills. This general claim, especially for higher secondary education, has hardly ever been specified yet, however. Instead, the discussion on competencies and educational standards may have pushed it from the centre of attention a bit in recent years. This text presents specific possibilities of history education for academic propaedeutics. As history education is not just about learning facts by heart, but rather about establishing its own subject matter, it qualifies for an analysis of the complexity of reality, for reflections on methodology and for an examination of ways of understanding. Daniel Bernsen: Acht Thesen zum Arbeiten mit interaktiven Whiteboards im Geschichtsunterricht Ausgehend von einer Bestandsaufnahme der fachdidaktischen Diskussion werden in dem Beitrag zunächst allgemein didaktisch und darauf aufbauend fachspezifisch die Potentiale von interaktiven Whiteboards für den Geschichtsunterricht in den Blick genommen. Entgegen bisheriger Urteile in der Fachdidaktik wird dabei die Flexibilität des Einsatzes in allen Unterrichtsphasen sowie die vereinfachten Reaktionsmöglichkeiten auf Schülerbeiträge und den Unterrichtsverlauf betont. Zentral für die Unterrichtsarbeit scheint insbesondere die Erweiterung des bisherigen Tafel- und Medieneinsatzes durch die Integration, Verknüpfung und Veränderbarkeit verschiedenster Medienarten in den digitalen Wandtafeln. Trotz der didaktischen Chancen der Medienintegration und der Verknüpfung mit digitalen Geräten der Schüler gibt es auch Probleme. Diese sieht der Autor vor allem in den hohen Anschaffungs- und Folgekosten, der technischen Wartung und fehlenden Ausbildung der Lehrkräfte. Daniel Bernsen: Eight theses on working with interactive whiteboards in the history classroom Based on a synopsis of the discussion on subject didactics, this text presents possibilities of interactive whiteboards in history lessons on a general didactical level, as well as specifically related to subject didactics of history education. As opposed to all recent verdicts in the area of subject didactics, the flexibility of the usage of interactive whiteboards in various stages of lessons and the facilitation of reactions to students´ contributions and the course of the lesson are stressed here. Diversification of former usages of the board and of other media through the integrating, linking and modifying of different types of media via digital whiteboards may be seen as a decisive aspect. In spite of the didactical possibilities of the integration of media and a linking with the students´ digital gadgets, the author also mentions some problematic issues, namely the high costs, the necessity for technical maintenance and a lack of teacher training in that matter. Die Bezugsbedingungen im Abo finden Sie hier.

17,40 €