DDR-Geschichte im Klassenzimmer
Deutung und Wissensvermittlung in Deutschland und Frankreich nach 1990
Die DDR ist nach 1990 zu einem Gegenstand von Geschichtsunterricht geworden, der für viele Schülerinnen und Schüler so fern ist wie jeder andere. Zugleich aber ist die DDR für manche Lehrkräfte und Eltern gelebte Erinnerung. Was im Unterricht über sie gelernt werden soll, ist allerdings das Ergebnis gesellschaftlicher Debatten um Aufarbeitung und Erinnerung. In diesen dominiert ein „Diktaturgedächtnis“, das den Erzählungen in Familie und Medien vom Alltag in der DDR häufig widerspricht. Anhand einer Analyse von konkretem Geschichtsunterricht, Lehrplänen, Schulbüchern, Geschichtsausstellungen…
Bestellnummer: | 40928 |
---|---|
EAN: | 9783734409288 |
ISBN: | 978-3-7344-0928-8 |
Format: | Broschur |
Reihe: | Wochenschau Wissenschaft |
Erscheinungsjahr: | 2020 |
Auflage: | 1. Aufl. |
Seitenzahl: | 408 |
- Beschreibung Die DDR ist nach 1990 zu einem Gegenstand von Geschichtsunterricht geworden, der für viele Schülerinnen und Schüler so fern… Mehr
- Inhaltsübersicht Danksagung 1. Einleitung 1.1 Analyseebenen 1.2 Forschungsstand 1.3 Methodische Umsetzung und Korpus 1.4 Gliederung der Arbei… Mehr
- Autor*innen Marie Müller-Zetzsche, Dr. phil., promovierte am Institut für Kulturwissenschaften der Universität Leipzig und dem Centre d'… Mehr
- Stimmen zum Buch „Mit der hier zu besprechenden Studie legt die Autorin einen wichtigen Baustein für die geschichtsdidaktische und geschichts… Mehr
Die DDR ist nach 1990 zu einem Gegenstand von Geschichtsunterricht geworden, der für viele Schülerinnen und Schüler so fern ist wie jeder andere. Zugleich aber ist die DDR für manche Lehrkräfte und Eltern gelebte Erinnerung. Was im Unterricht über sie gelernt werden soll, ist allerdings das Ergebnis gesellschaftlicher Debatten um Aufarbeitung und Erinnerung. In diesen dominiert ein „Diktaturgedächtnis“, das den Erzählungen in Familie und Medien vom Alltag in der DDR häufig widerspricht.
Anhand einer Analyse von konkretem Geschichtsunterricht, Lehrplänen, Schulbüchern, Geschichtsausstellungen und Interviews untersucht die vorliegende Studie, welche Erzählungen über und Deutungskonflikte um die DDR im Unterricht auftauchen und wie diese verhandelt werden. Der Unterrichtsvergleich zwischen Leipzig, Frankfurt am Main und Paris zeigt die Standortgebundenheit mancher Debatten, aber auch Anschlussmöglichkeiten für DDR-Geschichte an europäische Geschichte und die Geschichte der Arbeiterbewegung.
Danksagung
1. Einleitung
1.1 Analyseebenen
1.2 Forschungsstand
1.3 Methodische Umsetzung und Korpus
1.4 Gliederung der Arbeit
2. Theoretische Annäherung: Vermittlung von DDR-Geschichte
2.1 DDR-Deutungen zwischen Wissenschaft und Geschichtspolitik
2.1.1 SED-Staat
2.1.2 Mitmachdiktatur
2.1.3 Fürsorgediktatur
2.1.4 Die ostdeutsche Gesellschaft
2.1.5 Herrschaft und „Eigen-Sinn“
2.2 Historische Meistererzählung und roman national
2.3 Erinnerungsforschung und kollektives DDR-Gedächtnis in Deutschland und Frankreich
2.3.1 Das Potential der Erinnerungsforschung und ihre Grenzen
2.3.2 Wer erinnert sich an die DDR?
2.4 Wissenssoziologische Theorien zur Aneignung von Geschichte
2.4.1 Das Familiengedächtnis
2.4.2 Wissensvermittlung im Geschichtsunterricht
2.4.3 Bilder und Erzählungen
3. Die geschichtspolitisch intendierte Vermittlung von DDR-Geschichte
3.1 Akteure der schulischen Bildung
3.1.1 Bildungsministerien und Lehrpläne für den Geschichtsunterricht
3.1.2 Die Produktion von Schulbüchern als Aushandlungsprozess
3.2 Das Feld der außerschulischen Bildung in Deutschland und Frankreich
3.2.1 Debatten um die museale Darstellung der DDR
3.2.2 Die großen Geschichtsausstellungen in Deutschland und in Frankreich und ihre DDR-Darstellung
3.2.3 Museumspädaogik für Schulklassen
4. Die Vermittlungsmedien: Schulbücher und pädagogische Materialien
4.1 DDR-Geschichte im Schulbuch zwischen 1990 und 2009
4.1.1 Stand der Schulbuchforschung um 1990
4.1.2 Die DDR in deutschen Geschichtsbüchern 1990–1999
4.1.3 Die DDR in französischen Schulbüchern 1990–2011
4.1.4 Die DDR in deutschen Geschichtsbüchern 1999–2007
4.2 Darstellungen der DDR in Schulbüchern der dritten Generation nach 1990
4.2.1 DDR-Geschichte in französischen Geschichtsbüchern
4.2.2 DDR-Geschichte in französischen Deutschlehrwerken
4.2.3 DDR-Geschichte im Europäischen Geschichtsbuch und im deutsch-französischen Geschichtsbuch Histoire/Geschichte
4.3 Deutungen der DDR in Schulbüchern der dritten Generation: Mauer, Jugend, Stasi und Antifaschismus
4.3.1 Die Mauer im Schulbuch: Europäisierung der Teilungsgeschichte
4.3.2 Jugend in der DDR: Alltag und Arrangementgedächtnis im Schulbuch
4.3.3 Die Stasi im Schulbuch: die DDR als „Unrechtsstaat“
4.3.4 Antifaschismus in der DDR: Gründungsmythos und Fortschrittsgedächtnis im Schulbuch
5. Die Praxis der Vermittlung: DDR-Geschichte im Unterricht
5.1 Materielles Erbe, Familienloyalitäten, Diktatur- und Arrangementgedächnis: DDR-Geschichte in der 10b in Leipzig
5.1.1 Institutionelle Rahmungen des Unterrichts
5.1.2 Intendierte und implizite Wissensvermittlung im Unterricht
5.1.3 Narrative
5.1.4 Deutungskonflikte
5.1.5 Erinnerungspraktiken der Schülerinnen und Schüler
5.2 Anspruch und Wirklichkeit des „realsozialistischen“ Staates: DDR-Geschichte in der 9D in Frankfurt am Main
5.2.1 Institutionelle Rahmungen des Unterrichts
5.2.2 Intendierte und implizite Wissensvermittlung im Unterricht
5.2.3 Narrative
5.2.4 Deutungskonflikte
5.2.5 Erinnerungspraktiken der Schülerinnen und Schüler
5.3 „Mitmachdiktatur“ oder nur Satelittenstaat der Sowjetunion: DDR-Geschichte in der Terminale ES in Paris
5.3.1 Institutionelle Rahmungen des Unterrichts
5.3.2 Intendierte und implizite Wissensvermittlung im Unterricht
5.3.3 Narrative
5.3.4 Deutungskonflikte
5.3.5 Erinnerungspraktiken der Schülerinnen und Schüler
6. Zusammenfassung und Ausblick: DDR-Geschichte als Streitgeschichte
Literaturverzeichnis
Marie Müller-Zetzsche, Dr. phil., promovierte am Institut für Kulturwissenschaften der Universität Leipzig und dem Centre d'Etudes Germaniques Interculturelles der Université de Lorraine. Sie arbeitet an der Schnittstelle von Erforschung und Vermittlung zeitgeschichtlicher Themen, zur Zeit für die Stiftung Haus der Geschichte.
„Mit der hier zu besprechenden Studie legt die Autorin einen wichtigen Baustein für die geschichtsdidaktische und geschichtspolitische Forschung zum Umgang mit der DDR-Geschichte vor. (...) All dies macht die Studie in jederlei Hinsicht lesenswert und für weitere Forschungen in höchstem Maße anschlussfähig.“
Julia Reuschenbach, Zeitschrift für Geschichtsdidaktik 2021 (20. Jg.)
„Den Clou des Buches aus Sicht des Rez. bietet eine vergleichende Analyse von protokollierten Unterrichtsstunden und -einheiten, die im Jahr 2015 in Schulen in Leipzig, Frankfurt/M. und Paris gegeben wurden. Der Blick richtet sich auf die aufkommenden Deutungskonflikte, für jeden Lehrerausbilder ist das eine ergiebige Vorlage.“
Ulrich Bongertmann, geschichte für heute 4/2020
„Das Buch ist nicht nur lesenswert, weil es unterschiedliche Ebenen der Vermittlung in den Blick nimmt, sondern auch, weil viele Anknüpfungspunkte für weiterführende Forschung aufgezeigt werden.“
Kathrin Klausmeier, www.sehepunkte.de
Sie könnten auch an folgenden Titeln interessiert sein
„Das sind doch Stasi-Methoden!“ Dieses geflügelte Wort wird oft verwendet, wenn es heute um Überwachung, Einschüchterung und Repression geht. Dabei ist das Wissen um den Überwachungsapparat der DDR gerade unter Schülerinnen und Schülern rückläufig. Wer und was war die Stasi wirklich? Wie hat sie gearbeitet und welche Rolle spielte sie in der DDR? Was bedeutete es, ins Stasi-Visier zu geraten? Diese und andere Fragen können mit dem Heft „Alles unter Kontrolle? Die DDR-Staatssicherheit“ im Unterricht anhand zahlreicher, bisher schwer zugänglicher Quellen bearbeitet werden. Methodisch eignet sich das Heft besonders für die quellengestützte Arbeit in Gruppen. ** Mit der Bestellung eines Titels zur Fortsetzung erhalten Sie diesen Titel sowie alle künftigen Titel der entsprechenden Reihe direkt nach Erscheinen zugesandt. Ein weiterer Vorteil: Sie sparen rund 20 Prozent gegenüber der Einzelbestellung. Der Fortsetzungsbezug ist jederzeit kündbar - eine kurze Mitteilung an uns genügt!
Die Sozial- und Alltagsgeschichte der DDR spielt im Geschichtsunterricht bislang eine marginale Rolle. Doch gerade die Beschäftigung mit diesen Erfahrungsbereichen bietet die Chance, das Bild einer zentralistisch durchherrschten Gesellschaft zu differenzieren und vorhandene mentale Unterschiede zwischen Ost und West zu historisieren. Diesem Anliegen folgend wurden hier eine Vielzahl bislang unveröffentlichter Quellen unter didaktischen Gesichtspunkten zusammengestellt. Mit den Kapiteln sozialer Wandel, Geschlechterverhältnisse, Kindheit und Jugend, Arbeits- und Konsumwelt, Kultur und Propaganda, aber auch Kirche bzw. Umwelt bietet sich dem Leser ein breites Themenspektrum. ** Mit der Bestellung eines Titels zur Fortsetzung erhalten Sie diesen Titel sowie alle künftigen Titel der entsprechenden Reihe direkt nach Erscheinen zugesandt. Ein weiterer Vorteil: Sie sparen rund 20 Prozent gegenüber der Einzelbestellung. Der Fortsetzungsbezug ist jederzeit kündbar - eine kurze Mitteilung an uns genügt!
Politische Opposition war in der DDR ein gefährliches Unterfangen. Die Parteiführung der SED nutzte den Überwachungsapparat der Staatssicherheit, um öffentliche Artikulation jeglichen Widerspruchs im Keim zu ersticken. Erst die Unterzeichnung der KSZE-Schlussakte und die allmählich einsetzende Reformpolitik Gorbatschows schufen kleine Freiheitsräume, in denen sich politischer Widerspruch langsam, aber nach wie vor bedroht von staatlichen Repressionen entfalten konnte. Das Heft thematisiert dieses allmähliche Erstarken der DDR-Bürgerrechtsbewegungen seit den 80er Jahren und das gesellschaftliche Klima, in dem Opposition zum System mehr und mehr auf fruchtbaren Boden stieß. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Rolle der Bürgerrechtsbewegung in der Phase der Runden Tische von Dezember 1989 bis März 1990 und ihrer Vereinnahmung durch die große Parteipolitik. Im Rahmen eines Simulationsspiels sollen Schüler/innen die immer mehr in Vergessenheit geratende Bedeutung des Runden Tisches als „Schule demokratischen und friedlichen Verhaltens“ in der Endphase der DDR erschließen. ** Mit der Bestellung eines Titels zur Fortsetzung erhalten Sie diesen Titel sowie alle künftigen Titel der entsprechenden Reihe direkt nach Erscheinen zugesandt. Ein weiterer Vorteil: Sie sparen rund 20 Prozent gegenüber der Einzelbestellung. Der Fortsetzungsbezug ist jederzeit kündbar - eine kurze Mitteilung an uns genügt!
Schülerinnen und Schüler bekommen historische Quellen in der Regel nur als Abschriften zu sehen. Stempel, Unterschriften, handschriftliche Notizen und ähnliche optische Merkmale fehlen. Damit gehen aber nicht nur wichtige zusätzliche Informationen, sondern auch der Reiz des Authentischen verloren.Das vorliegende Heft versammelt deshalb 33 wichtige Quellen zur doppelten deutschen Staatsgründung aus den Beständen des Bundesarchivs als hochwertig reproduzierte Faksimiles. Die Quellen sind jeweils mit einem übersichtlichen Kommentar versehen: Hinweise zur Einordnung in den historischen Kontext und zur Überlieferung sowie didaktische Erläuterungen und Vorschläge für Arbeitsaufträge verkürzen die Zeit für die Unterrichtsvorbereitung auf ein Minimum.
Wochenschau Wissenschaft
Wie lässt sich transformative Bildung als politische Bildung im Kontext sozial-ökologischer Transformation aus Perspektive kritischer Gesellschaftsforschung denken? Diese qualitative Studie beleuchtet Bildungspraxen der Klimagerechtigkeitsbewegung.
Die rechtsterroristischen Anschläge von Halle und Hanau haben einmal mehr die Bedrohungslage durch rechte Gewalt verdeutlicht. Was können (Kommunal-)Politik, Zivilgesellschaft und die pädagogische bzw. beraterische Praxis aus diesen Anschlägen lernen?
PPP – Synonym für einen besonderen deutsch-amerikanischen Jugendaustausch. Chronik und Analyse seiner Entstehung und Entwicklung geben aufschlussreiche Einsicht in die Hintergründe eines Hidden Champions der transatlantischen Kulturbeziehungen.
Welche impliziten und expliziten Transformationsvorstellungen liegen den Konzepten Globales Lernen und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) zugrunde? Im Rahmen der qualitativen Forschungsarbeit wird aus einer machtkritischen Perspektive das Verhältnis von Globalem Lernen/BNE und Transformation untersucht.
Janusz Korczak gilt als Pionier der Kinderrechte. Dieser Band bietet eine fachübergreifende Auseinandersetzung mit der Frage nach der Anschlussfähigkeit von Korzcaks Ideen für Gesellschaften des 21. Jahrhunderts.
Der Sammelband greift machtkritische und intersektionale Diskurse sowie damit verbundene offene Fragen auf und bündelt innovative Beiträge einer interdisziplinären Tagung anlässlich der Pensionierung von Bärbel Völkel.
In diesem Werk analysiert der Autor diskursanalytisch die Subjektgeschichte der Politischen Bildung von 1955 bis 1980. Dabei beleuchtet er präferierte sowie marginalisierte Subjektkonstruktionen und ihre systematischen Ausschlussprozesse.
Michael Sauer ist einer der bekanntesten Geschichtsdidaktiker Deutschlands, der zu vielen Aspekten der Disziplin publiziert hat. In dieser Festschrift greifen Kolleginnen und Kollegen Sauers Impulse auf und setzen sich damit auseinander.
Angesichts der gesellschaftlichen Umbrüche und Transformation steht das historische Lernen vor vielfältigen Herausforderungen und Neuorientierungen. Mit den Themenfeldern Digitalität, Sprache und Geschichtskultur werden einige relevante Themengebiete für zeitgemäßes historisches Lernen im 21. Jahrhundert beleuchtet.
Der Band vereint unterschiedliche Perspektiven auf Fragen demokratischer Bildung in Schule und Hochschule. Die Beiträge von gehen auf eine gemeinsame Ringvorlesung des hochschulübergreifenden Netzwerkes Bildung und Demokratie in Mecklenburg-Vorpommern zurück.
Der Band diskutiert aus interdisziplinärer Perspektive soziale, emotionale und historische Dimensionen des Urteilens, stellt empirische Befunde vor und fragt nach Möglichkeiten der Urteilsbildung im digitalen Raum.
Die in "Diversität und Demokratie" versammelten Beiträge fokussieren die Zukunft der sprachlichen und politischen Bildung im Lichte gesellschaftlicher Vielfalt aus interdisziplinärer Perspektive. Sie thematisieren die Rolle der Sprache in der politischen und des Politischen in der sprachlichen Bildung und damit die Verknüpfung von edukativen Praktiken, politischen Diskursen und Sprachhandeln. Angesichts sich rasch wandelnder Rahmenbedingungen - etwa in Hinblick auf Dynamiken sozialer, kultureller und sprachlicher Diversifikation, Digitalisierungsprozesse wie auch Prävention und Bewältigung vo…
Unterscheiden sich die Demokratie- und Partizipationseinstellungen von geflüchteten Schüler*innen mit und ohne internationale Familiengeschichte, die an den Berufskollegs im Ruhrgebiet beschult werden, voneinander?
Kinder haben ein Recht auf Politische Bildung. Doch häufig werden ihnen politische Themen nicht zugetraut und das Politische ihrer Lebenswelt negiert. Die Berichte der Lehrer*innen in diesem Band geben Einblicke in die vielfältigen Interessen und Fragen von Kindern zu aktuellen und vergangenen Krisen und Konflikten. Die kindlichen Fähigkeiten und wichtigen Potentiale Politischer Bildung werden dabei jedoch weitgehend unterschätzt. Die Gründe dafür sind vielschichtig, wie eine hohe Arbeitsbelastung, Defizite in der sozialwissenschaftlichen Lehramtsausbildung oder fehlende Angebote der Fachdida…