Der Beutelsbacher Konsens geschichtsdidaktisch
- herausgegeben von
- Christian Winklhöfer
- unter Mitarbeit von
- Monika Oberle, Peter Johannes Droste, Holger Thünemann, Christoph Kühberger, Viola Schrader, Jörn Rüsen, Christian Heuer, Saskia Handro, Dirk Witt, Karl-Christian Weber, Anja Bellmann, Katrin Passens, Thomas Sandkühler, Moritz Peter Haarmann, Dirk Lange, Hans-Georg Wehling
Welche Bedeutung besitzt der Beutelsbacher Konsens für das historische Lehren und Lernen? Der Sammelband diskutiert diese Frage aus verschiedenen Perspektiven und liefert so wichtige Impulse für eine überfällige geschichtsdidaktische Diskussion.
Bestellnummer: | 41660 |
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EAN: | 9783734416606 |
ISBN: | 978-3-7344-1660-6 |
ISSN: | 1435-7658 |
Reihe: | Forum Historisches Lernen |
Erscheinungsjahr: | 2024 |
Auflage: | 1 |
Seitenzahl: | 200 |
- Beschreibung Überwältigungsverbot, Kontroversitätsgebot und die Befähigung der Lernenden zum politischen Urteilen und Handeln: Seit über… Mehr
- Inhaltsübersicht Inhalt Christian Winklhöfer: Der Beutelsbacher Konsens aus geschichtsdidaktischer Perspektive. Zur Einleitung… Mehr
- Autor*innen Anja Bellmann studierte Europäische Geschichte (BA) und Public History (MA). Nach der Arbeit für verschiedene Gedenkstätt… Mehr
Inhalt
Christian Winklhöfer: Der Beutelsbacher Konsens aus geschichtsdidaktischer Perspektive. Zur Einleitung
Hans-Georg Wehling: Konsens à la Beutelsbach? Nachlese zu einem Expertengespräch (1977)
ANNÄHERUNGEN
Monika Oberle: Der Beutelsbacher Konsens aus politikdidaktischer Perspektive
Peter Johannes Droste: Werte- und Demokratieerziehung im Geschichtsunterricht.
Anmerkungen zum Überwältigungsverbot aus geschichtsdidaktischer Perspektive
Holger Thünemann: Kontroversität ohne Plausibilität und Konsens? Geschichtsdidaktische Überlegungen zum Kontroversitätsgebot des Beutelsbacher Konsenses
Christoph Kühberger: Handeln durch historisches Denken. Auf dem Weg zu einer geschichtskulturellen Interventionsfähigkeit in der historisch-politischen Bildung
Viola Schrader: Deutungskämpfe austragen! Der Beutelsbacher Konsens und seine Bedeutung für den Geschichtsunterricht – Dokumentation der Tagungsdiskussion
ERWEITERUNGEN
Jörn Rüsen: Über normative Grundlagen und Ansprüche der historischen Urteilsbildung
Christian Heuer: Rückfragen an den „Professionsstandard“
Saskia Handro: Bloß kein Streit!? Praxisrelevante Herausforderungen im Umgang mit Kontroversität und Pluralität im Geschichtsunterricht
Dirk Witt: Die Rolle des Beutelsbacher Konsens im Fach Gesellschaftswissenschaften
Karl-Christian Weber: Konsensobjektivität oder Ungewissheit? Ein Antwortversuch aus moralphilosophischer Perspektive
Anja Bellmann, Katrin Passens: Über die geteilte Stadt sprechen, ohne zu überwältigen – Ein Praxisbericht aus der Gedenkstätte Berliner Mauer
KONTEXTUALISIERUNGEN
Thomas Sandkühler: Getrennte Konsense. Die bundesdeutsche Geschichtsdidaktik und die politische Bildung (nicht nur) in den 1970er und 1980er Jahren
Moritz Peter Haarmann, Dirk Lange: Vergangenheit erinnern, um Gegenwart zu verstehen und Zukunft zu gestalten. Die Klimakrise in der historisch-politischen Bildung
Anja Bellmann studierte Europäische Geschichte (BA) und Public History (MA). Nach der Arbeit für verschiedene Gedenkstätten und Museen und ihrem wissenschaftlichen Volontariat bei der Stiftung Berliner Mauer ist sie dort seit 2017 als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Historisch-Politischen Bildung v.a. für die Gedenkstätte Berliner Mauer und die Gedenkstätte Günter Litfin zuständig. Einer ihrer Arbeitsschwerpunkte liegt auf dem (frühen) historischen Lernen in Museen und Gedenkstätten.
Dr. Peter Johannes Droste war u.a. Geschäftsführer des Historikertages in Aachen und Museumsleiter. Seit 1999 unterrichtet er die Fächer Geschichte, Philosophie und Deutsch am Gymnasium. Zurzeit ist er Fachleiter für Geschichte im ZfsL-Jülich. Bis September 2023 war er Bundesvorsitzender des Verbandes der Geschichtslehrerinnen und Geschichtslehrer e.V.
Dr. Moritz Peter Haarmann ist Lehrer an der reformpädagogischen Glocksee Schule Hannover und Didaktiker am Institut für Didaktik der Demokratie der Universität Hannover. Er engagiert sich für eine an den Interessen der Lernenden orientierte, interdisziplinäre Didaktik der gesellschaftlichen Bildung. Sein besonderes Interesse gilt einer macht- und herrschaftskritischen sozioökonomischen Bildung, die sich den Herausforderungen der notwendigen ökosozialen Transformation der Wirtschaft stellt.
Prof. Dr. Saskia Handro ist Hochschullehrerin für Didaktik der Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der historischen Lehr- und Lernforschung an der Universität Münster. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Sprache im Geschichtsunterricht, erinnerungskultureller Kontroversen und Konflikte sowie der Geschichtslehrer*innenprofessionalisierung.
Univ.-Prof. Dr. phil. habil. Christian Heuer ist Professor für Didaktik der Geschichte an der JLU Gießen. Seine Forschungsschwerpunkte sind Theorie und Geschichte der Geschichtsdidaktik; Orte, Formen und Praxen der Geschichtskultur; Pragmatik des Geschichtslernens sowie empirische Professions- und Geschichtsunterrichtsforschung.
Dr. habil. Christoph Kühberger ist Universitätsprofessor für Geschichts- und Politikdidaktik und Fachbereichsleiter Geschichte an der Universität Salzburg. In Forschung und Lehre beschäftigt er sich mit empirischer Geschichts- und Politikdidaktik, historischem und politischem Denken, Geschichtskultur, Subjektorientierung, Dekolonialisierung, Digital Humanities.
Prof. Dr. Dirk Lange ist Professor für Didaktik der Politischen Bildung an der Universität Wien und an der Leibniz Universität Hannover. Er leitet das Demokratiezentrum Wien und das Institut für Didaktik der Demokratie.
Dr. Monika Oberle ist Professorin für Politikwissenschaft und Didaktik der Politik an der Georg-August-Universität Göttingen. Mit ihrem Team widmet sie sich besonders der empirischen Erforschung von Lehr-Lern-Prozessen der (schulischen und außerschulischen) politischen Bildung, ihren Bedingungen und Ergebnissen. Thematische Schwerpunkte bilden u.a. Demokratiebildung, politische EU-Bildung und politische Medienbildung.
Dr. Katrin Passens ist Politikwissenschaftlerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin für historisch-politische Bildung in der Gedenkstätte Berliner Mauer.
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Jörn Rüsen ist Professor emeritus an der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Duisburg/Essen und Professor emeritus der Universität Witten/Herdecke. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Theorie und Geschichte der Geschichtswissenschaft, Geschichtsbewusstsein und historisches Lernen, Geschichtskultur, Humanismus im Kulturvergleich.
Prof. Dr. Thomas Sandkühler lehrt Geschichtsdidaktik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehören die Disziplingeschichte der Geschichtsdidaktik, die Theorie und Praxis historischen Lernens über den Nationalsozialismus und die Museumsgeschichte.
Dr. Viola Schrader ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Didaktik der Geschichte der Universität Münster. In Forschung und Lehre setzt sie sich v.a. mit Fragen der Heterogenität, Differenzierung und sprachlichen Sensibilität im Geschichtsunterricht auseinander. Außerdem interessiert sie sich für die Verzahnung von Theorie und Praxis in der Lehrer*innenbildung.
Prof. Dr. Holger Thünemann ist Inhaber des Lehrstuhls für Didaktik der Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der Geschichtskultur an der Universität Münster. In Forschung und Lehre beschäftigt er sich vor allem mit Themen der Geschichtskultur, der geschichtsdidaktischen Schulbuchanalyse und der historischen Lehr-Lernforschung.
Karl-Christian Weber ist Studienrat an einem allgemeinbildenden Gymnasium in Baden-Württemberg und unterrichtet die Fächer Latein, Geschichte und Ethik. Darüber hinaus ist er in der Lehrerfortbildung tätig, seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Kursstufenunterricht, Abiturvorbereitung, Medienbildung und Arbeit mit Lernplattformen und ihre Administration.
Dr. Hans-Georg Wehling war Honorarprofessor am Institut für Politikwissenschaft der Universität Tübingen und Vorstandsmitglied des Europäischen Zentrums für Föderalismusforschung. In seiner Forschung beschäftigte er sich besonders mit kommunal- und landespolitischen Themen. Nach seiner Promotion arbeitete Wehling zunächst als Referent an der Landeszentrale für Politische Bildung Baden-Württemberg. In dieser Funktion dokumentierte er 1976 die Beutelsbacher Tagung und formulierte im Anschluss seine Beobachtungen im Aufsatz „Konsens à la Beutelsbach?“.
Dr. Christian Winklhöfer ist Oberstudienrat im Hochschuldienst am Institut für Didaktik der Geschichte der Universität Münster. In Forschung und Lehre beschäftigt er sich v.a. mit historischer Urteilsbildung sowie mit der Präsentation und Rezeption von Geschichte im Museum. Zudem interessiert er sich für Mediengeschichte und Medienbildung sowie für Fragen des fächerverbindenden historischen Lehrens und Lernens.
Dirk Witt ist Fachseminarleiter für den Lernbereich Gesellschaftswissenschaften am Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung sowie Lehrbeauftragter an der Universität in Hamburg. Seine Arbeitsschwerpunkte sind: Lernen und Lehren in gesellschaftswissenschaftlichen Fächerverbünden, der inklusive Fachunterricht sowie der gesellschaftswissenschaftliche Anfangsunterricht.
Forum Historisches Lernen
Das Buch begründet ein geschichtstheoretisch fundiertes, praxisorientiertes Planungsmodell für Geschichtsunterricht, durch den die komplexe Fähigkeit historische Urteilskompetenz von Lernenden wirksam und nachhaltig auf- und ausgebaut werden kann.
Dieser Band umreißt eine Methodik des Geschichtsunterrichts, die sich an den Denkweisen der Geschichtswissenschaft orientiert und bei Schülerinnen und Schüler Geschichtsbewusstsein und historische Diskursfähigkeit fördert. Er stellt 20 fachspezifische Erkenntnisoperationen vor und zeigt, wie aus ihnen Unterrichtsmethoden werden können, die Geschichtsunterricht wieder näher an seine Bezugsdisziplin, die Geschichtswissenschaft, rücken. Der Band enthält erste Impulse für die unterrichtspraktische Umsetzung.
Kriegsnarrative nehmen in den nationalen Gedächtniskulturen eine Schlüsselfunktion ein. Dies trifft insbesondere auf den Zweiten Weltkrieg zu, aber auch auf virulente Kriege in jüngster Zeit. Die Erinnerungen an die Kriege sind im nationalen Geschichtsbewusstsein jedoch unterschiedlich ausgeprägt. Vor dem Hintergrund der Gewalterfahrungen im 20. Jahrhundert ist die Darstellung des Krieges im Schulgeschichtsbuch eine komplexe Aufgabe. Hohe Anforderungen stellen sich auch an Lehrende und Lernende. Der reflektierte Umgang gerade mit Kriegsnarrativen wird so zum zentralen geschichtsdidaktischen Postulat der vorliegenden Publikation.
In der Geschichtsdidaktik stellen sich angesichts zunehmender Mobilitäts- und Globalisierungsprozesse drängende Fragen nach dem Wert des Nahraums für die Herausbildung eines historischen Bewusstseins. Dieses Buch gibt ausgehend von einer empirischen Untersuchung der Raumwahrnehmung und -deutung von Heranwachsenden Antworten darauf: Das Verständnis von Raumstrukturen und die Wahrnehmung der Historizität des Nahraums zeigen sich als heterogen und abhängig von zahlreichen Faktoren. Zugleich wird deutlich, dass der Nahraum erheblichen Einfluss auf das historische Bewusstsein Heranwachsender hat. Daraus ergeben sich wesentliche Implikationen für die geschichtsdidaktische Forschung und den Geschichtsunterricht.
Bernd Schönemann hat die geschichtsdidaktische Forschung zur Bildungsgeschichte, zum Geschichtsunterricht und zur Geschichtskultur in den letzten Jahrzehnten maßgeblich geprägt. Die in diesem Band versammelten Beiträge greifen seine Positionen und Impulse auf und denken sie weiter. Der Band verweist auf den Kern des geschichtsdidaktischen Forschens und Lehrens Bernd Schönemanns. Die versammelten Beiträge belegen, dass die Erschließung der geschichtsdidaktischen Zentralkategorien Geschichtsbewusstsein und Geschichtskultur längst nicht abgeschlossen ist, sondern sich weiterhin neue Forschungsperspektiven ergeben.
The question concerning the importance of history teaching at school is closely linked to the one concerning the mediation of the history of one’s own country. Over the past few years discussions and debates about its meaning, content and functions have, however, increased. But the mediation of the history of one’s own country is a precarious undertaking. The volume presents theoretical considerations, empirical studies and practical case examples from a comparative and international perspective. In different states and school systems it becomes clear how the history of one’s own country or the nation is conveyed and against what political and social background this happens.
Die Renaissance der Raumdimension der Geschichte erfordert eine Neubewertung des Raummediums Karte im historischen Lernen. Der vorliegende Band behandelt erstmals sowohl historische Karten als auch Geschichtskarten gemeinsam: Historische Karten werden als Quellen in Gattungen unterschieden, die zu interpretieren sind. Geschichtskarten werden als raumbezogene Darstellung historischer Ereignisse, Prozesse und Strukturen aus der Perspektive der Gegenwart verstanden, die Gegenstand einer Kritik sein müssen. Um der Kartengläubigkeit vieler Schülerinnen und Schüler entgegenzuwirken, ist ein Verständnis des komplexen Charakters kartographischer Modellbildung unerlässlich. Deshalb erschließt der Band die Grundlagen des multimodalen Zeichensystems von Karten und enthält zudem eine Fülle von Hinweisen zu methodischen Verfahren sowie unterrichtspraktische Vorschläge zu allen Epochen.
Dieses Buch fragt nach den spezifischen Bedingungen der Fiktionalisierung von Geschichte im historischen Jugendroman. Es untersucht diesen als Bestandteil des Jugendbuchmarktes und der Geschichtskultur. Ausgehend von der Gattungsspezifik der Jugendliteratur werden zentrale Fiktionalisierungsstrategien aufgedeckt: Es wird gezeigt, wie der fiktionale Text zu einer historischen Erzählung wird, die zeitliche Differenz zur Gegenwart ausdrückt, wie Authentizität erzeugt wird und wie Erzählmuster genutzt werden, um Zeitverläufe abzubilden. So werden Lernchancen sichtbar, die bislang nicht diskutiert wurden. Es wird deutlich, wie historisches Lernen durch literarisches Lesen gelingen kann. Dieser Band ist ein Plädoyer für eine Neubewertung der Fiktion in der Geschichtsdidaktik sowie dafür, im Geschichtsunterricht wie in fachübergreifenden Projekten verstärkt Fiktionalisierungen zu thematisieren und die spezifischen Erkenntnismöglichkeiten von Literatur für historisches Lernen zu nutzen.
Die Verarbeitung von Geschichte in digitalen Spielen ist kein Randphänomen. Computerspiele sind integraler Bestandteil unserer Kultur. Die Handlungen der Nutzerinnen und Nutzer sind im digitalen Spiel notwendiges Spielelement. Die Wiedergabe der historischen Inhalte ist daher ebenso individuell wie die Rezeption selbst. In dieser Arbeit wird ein transdisziplinäres, geschichtsdidaktisch akzentuiertes Theoriemodell zur geschichtsbewussten Rezeption und Repräsentation von Geschichte im digitalen Spiel herausgearbeitet, das durch eine qualitativ-quantitativ ausgerichtete Studie im Ansatz empirisch fundiert wird. Neben ersten Ergebnissen zu Transfereffekten und -prozessen im Kontext des Konsums historisierender digitaler Spielwelten wird eine Typisierung individuell geschichtsbewusster Rezeption am Beispiel von Assassin’s Creed® III konturiert. Abschließend werden Konsequenzen für informelles wie auch institutionelles historisches Lernen in digitalen Spielwelten abgeleitet.
Die Aufarbeitung des Nationalsozialismus ist auch heute noch ein Grundpfeiler der bundesrepublikanischen Demokratie und stellt zugleich komplexe Anforderungen, welche Politik, Kultur und Schule nicht allein bewältigen können. Aufarbeitung ist eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Sie ist angewiesen auf verschiedene Akteure, die durch ihre spezifischen Zugriffe auf die deutsche Geschichte von Unrecht, Terror und Massengewalt zu historischer Orientierung in der Gegenwart beitragen. Dieser Band bindet eben diese verschiedenartigen Fachperspektiven ein: Historische Wissenschaft, Geschichtsdidaktik und politische Bildung verschränken anhand exemplarischer Fragestellungen ihre jeweiligen Erkenntnisinteressen und verweisen auf die Bedeutung multiperspektivischer Zugänge bei der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus.
Muss der Begriff „Geschichtsbewusstsein“ überdacht werden, um den Herausforderungen einer immer heterogeneren Gesellschaft zu begegnen? Oder ist er eventuell so veraltet, dass man besser ganz auf ihn verzichtet? Um dies zu beantworten, muss erst einmal geklärt werden, was mit „Geschichtsbewusstsein“ überhaupt gemeint und welche Geschichte mit dem Begriff verbunden ist. Das unternimmt der Autor in diesem Band. Es zeigt sich, dass „Geschichtsbewusstsein“ bereits lange vor den 1970er Jahren und übrigens auch in der DDR zu den geschichtstheoretischen und epistemologischen Schlüsselbegriffen gehört hat. Karl-Ernst Jeismann griff diese Tradition erfolgreich auf. Was er 1976 als Geschichtsbewusstsein definierte, ist allerdings bis heute eine Leerformel geblieben. Die Konkretisierung, die er zehn Jahre später vornahm, wurde in der Geschichtsdidaktik nicht aufgegriffen. Diese Konkretisierung aber ist zukunftsweisend: Geschichtsbewusstsein ist das Wissen um den Bauplan der eigenen Konstruktion historischer Wirklichkeit.
Der Antike wird von vielen Lehrern und Bildungsplanern die geringste Relevanz für die Bildungs- und Kompetenzziele historischen Lernens in der Schule zugesprochen. Zu wenig wurde bisher nach dem eigentlichen Potential der Alten Geschichte in einer Zeit der Globalisierung und multiethnischer Schulklassen gefragt. Zu wenig wurde auch das integrative Potential der Beschäftigung mit der Welt der Antike in den Blick genommen. Der vorliegende Band geht dem nach. Althistoriker, Geschichtsdidaktiker und Schulpraktiker aus mehreren Ländern stellen ihre Ansätze für eine zeitgemäße Thematisierung der Antike im Geschichtsunterricht vor. Die Bandbreite der Beiträge reicht dabei von einer Bestandsaufnahme, über die Erörterung der Chancen, die Alte Geschichte für das historische Lernen bietet, bis hin zu konkreten Unterrichtsvorschlägen.
Wie auch für andere Wissenschaftsdisziplinen, ist es auch für die Geschichtsdidaktik ein Gewinn, wenn von Zeit zu Zeit die vielen Einzelforschungen und Diskussionsbeiträge zu einem Thema in einem deutenden Gesamtüberblick zusammengefasst werden. Mit diesem Band legt Hans-Jürgen Pandel ein solches, für die Geschichtsdidaktik längst überfälliges, Werk vor. Sein Band richtet sich sowohl an Studierende, Referendarinnen und Referendare als auch an gestandene Lehrerinnen und Lehrer, die ihre Ausbildung bereits lange abgeschlossen haben. Den Berufsanfängern bietet er einen gelungenen Überblick über die widerstreitenden und strittigen Veröffentlichungen, den „Profis“ einen aktuellen Einblick in die geschichtsdidaktische Diskussion aus heutiger Perspektive.
Ein moderner Geschichtsunterricht, der die Schülerinnen und Schüler dazu befähigt, sich mit und über Geschichte zu verständigen, kommt nicht ohne Geschichtstheorie aus. Zugleich werden geschichtstheoretische Inhalte im Lehramtsstudium aber immer weiter reduziert. Entsprechend schwer ist es für die Studierenden, sich mit den theoretischen Grundlagen ihres Faches vertraut zu machen. Dieser Band bietet eine grundlegende Einführung in die Historik. Unter Verzicht auf eine abstrakte Theoriesprache werden die zentralen Begriffe und Strukturen gut verständlich und eingängig dargestellt. Der Band eignet sich damit als Grundlagenwerk für Lehramtsstudierende und Referendare.
Zum 100. Jahrestag des Kriegsausbruches im Jahr 2014 war in fast allen europäischen Ländern eine Welle der medialen Erinnerung an die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ zu beobachten. Sind damit auch konvergierende Tendenzen, insbesondere in Richtung einer europäischen Erinnerungskultur verbunden? Vollzieht sich mit der größeren Aufmerksamkeit auch eine neue Bewertung bzw. neue Akzentuierung der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg, die gemeinsame transnationale Narrative begründen kann? Diesen Fragen geht der Band nach. Neben den öffentlich-politischen Debatten in europäischen Ländern werden auch Geschichtsbilder im Bereich von Massen- und Unterhaltungsmedien (Comics, Computerspiele), von Museen und Reenactments untersucht. Es zeigt sich eine Vielzahl an transnationalen Ansätzen, die jedoch nicht in eine einzige, homogene, transnationale (europäische) Erinnerungskultur münden, sondern vielmehr um die Deutungshoheit über gesellschaftliche Geschichtsbilder konkurrieren.