Der historische Jugendroman als geschichtskulturelle Gattung
Fiktionalisierung von Geschichte und ihr didaktisches Potential
Dieses Buch fragt nach den spezifischen Bedingungen der Fiktionalisierung von Geschichte im historischen Jugendroman. Es untersucht diesen als Bestandteil des Jugendbuchmarktes und der Geschichtskultur. Ausgehend von der Gattungsspezifik der Jugendliteratur werden zentrale Fiktionalisierungsstrategien aufgedeckt: Es wird gezeigt, wie der fiktionale Text zu einer historischen Erzählung wird, die zeitliche Differenz zur Gegenwart ausdrückt, wie Authentizität erzeugt wird und wie Erzählmuster genutzt werden, um Zeitverläufe abzubilden. So werden Lernchancen sichtbar, die bislang nicht diskutier…
Bestellnummer: | 40742 |
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EAN: | 9783734407420 |
ISBN: | 978-3-7344-0742-0 |
Format: | Broschur |
Reihe: | Forum Historisches Lernen |
Erscheinungsjahr: | 2019 |
Auflage: | 1. Aufl. |
Seitenzahl: | 464 |
Dieses Buch fragt nach den spezifischen Bedingungen der Fiktionalisierung von Geschichte im historischen Jugendroman. Es untersucht diesen als Bestandteil des Jugendbuchmarktes und der Geschichtskultur. Ausgehend von der Gattungsspezifik der Jugendliteratur werden zentrale Fiktionalisierungsstrategien aufgedeckt: Es wird gezeigt, wie der fiktionale Text zu einer historischen Erzählung wird, die zeitliche Differenz zur Gegenwart ausdrückt, wie Authentizität erzeugt wird und wie Erzählmuster genutzt werden, um Zeitverläufe abzubilden. So werden Lernchancen sichtbar, die bislang nicht diskutiert wurden. Es wird deutlich, wie historisches Lernen durch literarisches Lesen gelingen kann.
Dieser Band ist ein Plädoyer für eine Neubewertung der Fiktion in der Geschichtsdidaktik sowie dafür, im Geschichtsunterricht wie in fachübergreifenden Projekten verstärkt Fiktionalisierungen zu thematisieren und die spezifischen Erkenntnismöglichkeiten von Literatur für historisches Lernen zu nutzen.
Danksagung
1. Geschichte im Jugendroman – geschichtsdidaktische Perspektiven auf ein Medium der Geschichtskultur
1.1 Geschichtskulturelle Fiktionalität als Lernchance – Thema und Fragestellung
1.2 Überlegungen zur Untersuchung geschichtskultureller Fiktionalität am Beispiel des historischen Jugendromans
1.2.1 Erschließungskonzepte für Geschichte in der Alltagswelt
1.2.2 Geschichtskultur als Aufgabenfeld der Geschichtsdidaktik
1.2.3 Konzeptionen für den Forschungsgegenstand Geschichtskultur
1.2.4 Geschichtskulturelle Medien als Untersuchungsgegenstände
1.2.5 Der historische Jugendroman als geschichtskulturelles Forschungsobjekt
1.3 Theoretische Grundlagen – empirische Analysen – pragmatischer Ausblick: Zur Gliederung der Arbeit
Teil I: Theoretische Grundlagen
2. Fiktion und Geschichte
2.1 Geschichte und Literatur – ein schwieriges Verhältnis
2.2 Der Streit um die Geschichtserzählung – zur didaktischen Bewertung des Fiktionalen
2.3 Historisches Erzählen
2.3.1 Merkmale historischen Erzählens
2.3.2 Unterschiede im Erzählen von Historikern und Literaten
2.4 Die literarische Fiktion
2.4.1 Fiktiv oder fiktional? – Begriffsklärungen
2.4.2 Erzähltheoretische Fiktionssignale
2.4.3 Semantische Fiktionstheorien
2.4.4 Pragmatische Erweiterung: kontextuelle und paratextuelle Signale
2.4.5 Das Drei-Ebenen-Modell: Fiktionssignale pragmatisch
2.5 Fiktionalisierung von Geschicht
2.5.1 Fiktion und Authentizität in der Geschichtskultur
2.5.2 Authentizitätsansprüche
2.5.3 Die Schnittfläche zwischen historischem und literarischem Diskurs – die Besonderheiten des historischen Romans
2.6 Fiktionalisierungsstrategien als Untersuchungskategorie
3. Der historische Jugendroman als geschichtskultureller Untersuchungsgegenstand
3.1 Das geschichtsdidaktische Interesse am historischen Jugendroman
3.2 Der historische Jugendroman in der Unterrichtspraxis
3.3 Zur Problematik einer Gattungsbestimmung
3.4 Der historische Jugendroman als Jugendliteratur
3.4.1 Jugendliterarische Ansprüche
3.4.2 Das Abenteuermodell als jugendliterarisches Erzählmuster von Geschichte
3.4.3 Das Adoleszenzmodell als jugendliterarisches Erzählmuster von Geschichte
3.4.4 Die jugendliterarische Fiktionalisierung als Untersuchungsgegenstand
3.5 Der historische Jugendroman als historischer Roman
3.5.1 Der historische Diskurs als Kennzeichen der Gattung
3.5.2 Jugendliterarische Besonderheiten im historischen Diskurs
3.5.3 Typologisierungen und Merkmale des historischen Romans
3.5.4 Die Fiktionalisierung von Geschichte als Untersuchungsgegenstand
3.6 Untersuchung von Fiktionalisierungsstrategien des historischen Jugendromans: Vorbemerkungen zu den Textanalysen
Teil II: Analyse
4. Der historische Jugendroman als Manifestation der Geschichtskultur – eine Bestandsaufnahme
4.1 Entwicklung des historischen Jugendromans: Rückblick und Eingrenzung des geschichtskulturellen Untersuchungsgegenstandes
4.2 Bestandsaufnahme: historische Jugendromane im geschichtskulturellen Kontext
4.2.1 Die Ebene der Professionen: Die Autorinnen und Autoren als Produzenten
4.2.2 Die Ebene der Institutionen: Buchmarkt, schulische Vermittlung und Auszeichnungen
4.2.3 Die Ebene der Publika: die jugendlichen Leser
4.3 Der historische Jugendroman zwischen jugendliterarischem Markt und Geschichtskultur: Entwicklungstendenzen
4.3.1 Erweiterung des Adressatenkreises
4.3.2 Thematisierung interkultureller Aspekte
4.3.3 Integration phantastischer Elemente
4.3.4 Weibliche Leser als Zielpublikum
4.3.5 Authentizitätsfiktionen
4.3.6 Geschichte im detektivischen Narrativ
4.3.7 Geschichtskulturelle ‚Jubiläumitis‘
4.3.8 Fiktionale Erinnerungsliteratur zu Nationalsozialismus und Holocaust
4.4 Geschichte allein motiviert nicht – Titelanalysen
4.5 Der historische Jugendroman als Medium zwischen freiem Buchmarkt und didaktischen Implikationen – Zur Auswahl der analysierten Romane
5. Die jugendliterarische Fiktionalisierung von Geschichte: Anforderungen und Erzählmuster
5.1 Zwei jugendliterarische Erzählmuster als Fiktionalisierungsstrategien – Darstellung von Zeitverläufen im Abenteuer- und Adoleszenzmodell
5.1.1 Die drei Schritte der Abenteuererzählung und ihre Verknüpfung mit der realen Chronologie als Referenzobjekt
5.1.2 Die jugendliterarischen Erzählmodelle als Abbild historischer Umbrüche
5.1.3 Die Adoleszenzthematik zwischen anthropologischen Konstanten und Zeitspezifik
5.1.4 Markierung zeitlicher Fremdheit im Alltag als Voraussetzung zur Fiktionalisierung von Geschichte über jugendliterarische Erzählmodelle
5.1.5 Ein historisches Ereignis als Referenzobjekt in verschiedenen Romanen
5.1.6 Die Zeitreise – eine fiktive Umkehrung historischer Linearität als abenteuerliche Alteritätserfahrung
5.1.7 Geschichte im detektivischen Narrativ – Die jugendliterarischen Erzählmodelle als Abbild und Auswirkung historischer Recherche
5.2 Jugendliterarische Tabus – der dritte Schritt der Erzählmodelle im Spannungsfeld zwischen den Bedürfnissen der Leser und einem historischen Authentizitätsanspruch
5.2.1 Der dritte Erzählschritt des Adoleszenzmodells
5.2.2 Der dritte Erzählschritt im Abenteuermodell
5.3 Voraussetzungsloses Erzählen als gattungsspezifische Anforderung des Jugendromans und seine Realisierung bei der Fiktionalisierung von Geschichte
5.3.1 Markierung des Alltags als Folie für die Abenteuerhandlung
5.3.2 Perspektivenwechsel und diskontinuierliches Erzählen durch Verknüpfung mehrerer Erzählmodelle
5.3.3 Fiktionale Umkehrung der Linearität des historischen Verlaufs im Zeitreiseroman oder im detektivischen Narrativ
5.3.4 Helferfiguren als wissensvermittelnde Figuren
5.3.5 Erzählen statt Erklären
5.4 Fiktionalisierung auf der Grundlage jugendliterarischer Erzählmodelle – eine Fiktionalisierungsstrategie im gattungsspezifischen Spannungsfeld
6. Jugendliterarische Fiktionalisierungsstrategien zur Erzeugung historischer Referenz und Authentizität
6.1 Historische Referenz: Ein Versuch zur Trennung von fiktionalem und historischem Diskurs im Jugendroman
6.1.1 Die Trennung von historischem und literarischem Diskurs: ein Versuch zur Reduktion auf ein überzeitliches Handlungsskelett
6.1.2 Die Markierung der Handlungszeit auf semantischer Ebene
6.1.3 Zeitzeichen: Kennzeichnung historischer Referenz und zeitlicher Distanz
6.2 Bausteine historischer Referenz und zeitlicher Differenz
6.2.1 Der Aufbau einer fiktiv-historischen Welt: Der 300-Wörtertest
6.2.2 Zur produktiven Differenz des fiktionalen und des historischen Diskurses
6.3 Authentizität und fiktionale Devianz
6.3.1 Fakten- und Ereignisauthentizität im Roman: ein Vergleich mit historiographischen Überblicksdarstellungen
6.3.2 Authentizitätsansprüche in der jugendliterarischen Fiktionalisierung: der Vergleich eines Romananfangs mit Quellen und Darstellungstexten
6.3.3 Die Fiktionalisierungsstrategien des historischen Erzählens im Spannungsfeld zwischen Authentizitätsansprüchen und fiktionalen Devianzen
7. Die Sicht der Produzenten auf die Fiktionalisierung von Geschichte für Jugendliche – Auswertung von drei Autoreninterviews
7.1 „Mit Historie will man was“ – der Gegenwartsbezug als grundlegende Kategorie der Fiktionalisierung
7.1.1 Autoreninterviews als Zugang zu Fiktionalisierungsstrategien
7.1.2 Drei Autoren – drei Positionen im jugendliterarischen Spannungsfeld
7.2 Klaus Kordon: Einen Roman zu schreiben, der vor allen Dingen auch die Zeit wiedergibt und die Stimmung und die Wünsche der Leute und wie sie gelebt haben – Fiktionalisierung von Geschichte als Gesellschaftsbild
7.2.1 Man schreibt solche historischen Romane nie, weil man nur die Geschichte erzählen will – Der Sinnzusammenhang als Motivation zur Fiktionalisierung von Geschichte
7.2.2 Man muss die Zeit sinnlich auch erfahren – Strukturgeschichte als Referenzobjekt
7.2.3 Du musst einen Beruf finden für deinen Haupthelden – Personifizierung von Alltagsgeschichte als Fiktionalisierungsstrategie von Strukturgeschichte
7.2.4 Die haben doch wirklich alle gelebt – Typenauthentizität als Leitlinie der Fiktionalisierung
7.2.5 Es gibt ja kein Leben ohne Liebesgeschichte – Adressatenbedürfnisse
7.3 Gina Mayer: Man muss das jetzt bewahren, sonst sind die Geschichten verloren – Fiktionalisierung von Geschichte zwischen individueller Erinnerung und kulturellem Gedächtnis
7.3.1 Also das klingt, glaube ich, schwieriger als es tatsächlich war, weil die Geschichte ja auch einfach sehr spannend war – das jugendliterarische Spannungsfeld
7.3.2 In ein paar Jahren gibt es keine Zeitzeugen mehr – Tradierung individueller Erinnerungen als Gegenwarts- und Zukunftsbezug von Zeitgeschichte
7.3.3 Also die Inge ist ganz stark von dieser Frau Schröder ... – Fiktionalisierung individueller Erinnerungen als Arbeit am kulturellen Gedächtnis
7.3.4 Ich möchte das eigentlich aus zwei Perspektiven erzählen – Fiktionalisierung in Doppelperspektive als erinnerungskulturelles Bedürfnis
7.4 Kirsten Boie: Das hat ja eine ganze Generation hier in Deutschland betroffen. Und das war eigentlich mein Thema – Fiktionalisierung von Geschichte als Ausdruck einer Generationserfahrung
7.4.1 Es macht einen Unterschied, um welche Zeit es geht – Erfahrungsauthentizität als Leitlinie einer Fiktionalisierung von Zeitgeschichte
7.4.2 Es ist mir in dem Fall auch gar nicht so wichtig gewesen, jetzt konkret historisches Wissen zu vermitteln – Tradierung einer Generationserfahrung als Intention
7.4.3 Das ist eine Erfahrung, die heute die Jugendlichen zum Glück nicht mehr so machen müssen – Betonung von Alterität als Adressatenorientierung
7.4.4 Heute kennt das ja praktisch keiner mehr – Zeitzeichen zur Kennzeichnung von Alterität
7.5 Fiktionalisierung von Geschichte im historischen Jugendroman – Produkt einer gegenwartsorientierten Intention
7.5.1 Die fiktive Welt als Zeitbild und Vergleichsfolie für die Gegenwart
7.5.2 Vergegenwärtigung einer Vergangenheit als Erinnerungsort
7.5.3 Vergegenwärtigung von Geschichte als Alteritätserfahrung
Teil III: Rückblick und Ausblick
8. Drei empirische Zugriffe auf Fiktionalisierung von Geschichte in der Jugendliteratur im Rückblick – Ausblick auf die didaktischen Potentiale einer geschichtskulturellen Gattung
8.1 Didaktische Perspektiven auf die historische Jugendliteratur als geschichtskulturelle Manifestation
8.1.1 Didaktische Perspektiven auf Professionen, Institutionen und Publika
8.1.2 Didaktische Perspektiven auf gegenwärtige Entwicklungstendenzen in der historischen Jugendliteratur
8.2 Das didaktische Potential der gattungsspezifischen Fiktionalisierungsstrategien
8.2.1 Das didaktische Potential der jugendliterarischen Fiktionalisierung
8.2.2 Das didaktische Potential des historischen Erzählens im Jugendroman
8.3 Didaktische Perspektiven auf literarische Strategien und ihre geschichtsdidaktischen Implikationen
8.3.1 Geschichte in Geschichten
8.3.2 Das jugendliterarische Spannungsfeld
8.3.3 Gegenwartsbezüge
8.4 Die Privilegien der Fiktion und ihre fachspezifischen Lernchancen
8.5 Ausblick auf unterrichtspragmatische Konsequenzen
8.5.1 Voraussetzungen für einen kompetenten Umgang mit jugendliterarischen Fiktionalisierungen
8.5.2 Hinweise für den Unterricht
8.6 Historisches Lernen durch literarisches Lesen historischer Jugendromane – auf dem Weg zu einer Neubewertung von Fiktion?
9. Material- und Literaturverzeichnis
9.1 Historische Jugendromane
9.2 Weitere literarische Werke und geschichtskulturelle Manifestationen
9.3 Interviews und Werkstattgespräche
9.3.1 Veröffentlichte Interviews
9.3.2 Unveröffentlichte Interviews und Werkstattgespräche
9.4 Literatur
9.5 Digitale veröffentlichte Texte, Digitale Hilfsmittel, Homepages und Interview
„,Der historische Jugendroman als geschichtskulturelle Gattung‘ ist ein überzeugendes Plädoyer für die Verwendung von Jugendliteratur auch aus geschichtsdidaktischer Perspektive. (…) Wer also ein wenig über den Tellerrand schauen will, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen!“
Saskia Geisler, lies-geschichte.de
„Auch wenn sich Rox-Helmers Arbeit vornehmlich an ein akademisches Fachpublikum richtet, können insbesondere die Abschnitte zwei und drei wegen der klugen Detailinterpretation und der überzeugenden Schlussfolgerungen auch von Praktikern mit größtem Gewinn gelesen werden.“
Tomas Unglaube, ESELSOHR 7/2020
„Zweifellos handelt es sich bei der Studie Der historische Jugendroman als geschichtskulturelle Gattung um ein künftiges Standardwerk für die Frage nach der Fiktionalisierung von Geschichte und den daraus resultierenden didaktischen Optionen.“
Torsten Mergen, literaturkritik.de
„Durch ihre richtungsweisende Studie zum historischen Jugendroman hat Monika Rox-Helmer (…) eine überaus wertvolle Grundlage für die noch ausstehenden Aufgaben geschaffen.“
Constanze Dorn, sehepunkte.de
„Ein weiteres Mal erweist sich die Autorin als profunde Kennerin der Materie, die dem interessierten Leser differenzierte Einsichten in die didaktische Relevanz des Genres und dessen unterrichtliche Nutzung zu vermitteln versteht.“
Klaus Fieberg, Praxis Geschichte 2/2020
„Ein ebenso informatives wie wichtiges Sachbuch, das die theoretischen Grundlagen für die Verwendung von historischen Jungendromanen für die Vermittlung von Geschichte ausarbeitet und die unterschiedlichen Aspekte ihres Einsatzes als historische Medien berücksichtigt.“
Andreas Markt-Huter, Lesen in Tirol