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Produktinformationen

Zum sogenannten „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU), seinen Mord- und weiteren Gewalt- und Straftaten liegen diverse Publikationen vor, mehrere Untersuchungsausschüsse der Länder und des Bundes haben sich mit ihm befasst und befassen sich noch damit.

Neben den Untersuchungsausschüssen sind es vor allem journalistische Recherchen, zivilgesellschaftliche Akteur_innen und die Angehörigen der Mordopfer mit den Nebenklageanwält_innen, die weitere Fragen zum NSU, der rechtsextremen Szene und der Arbeit von zuständigen Behörden aufgeworfen haben. Einiges ist aufgeklärt, vieles noch nicht und es bleibt abzuwarten, was noch ans Tageslicht befördert wird. Dabei zeigt u. a. der Verhandlungsverlauf des Münchener „NSU-Prozesses“ gegen Beate Zschäpe wegen Mittäterschaft in zehn Mordfällen, besonders schwerer Brandstiftung und Gründung und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und vier mutmaßliche Helfer und Unterstützer, welchen Aufklärungsbedarf es noch gibt. Wie der NSU entstand und was er über die Gesellschaft verrät – davon ist wenig bekannt. Vor allem die gesellschaftlichen Ursprünge der rassistischen Mordtaten, „Sinn“ und „Funktion“ dieses Terrorismus bedürfen ebenso weiterer Aufhellung wie die Mechanismen der Radikalisierung der Gewaltgruppe jenseits von Einzeltätertheorien und simplen Schuldzuweisungen an staatliche Institutionen.

Auch fünf Jahre nach dem Öffentlichwerden des „NSU-Komplex“ gibt es noch viele offene Fragen zur Vernetzung und Einbindung des „Trios“ in die rechtsextreme Szene, zu ihren Kontaktleuten, Helfer_innen und Mitwisser_innen „vor Ort“ sowie zur Arbeit von Sicherheitsbehörden und Geheimdiensten bzw. von einzelnen Mitarbeiter_innen.

Nicht zuletzt bedarf es sorgfältiger Aufbereitung, Sortierung, Einordnung und Interpretation der zahlreichen bekannt gewordenen Informationen und ihrer Zusammenführung zu einem Gesamtbild, das auch fünf Jahre nach dem öffentlichen Bekanntwerden der NSU-Untergrundgruppe noch unvollständig ist. Das vorliegende Themenheft leistet dazu einen Beitrag aus unterschiedlichen Perspektiven.

Inhaltsübersicht

Editorial  

Schwerpunkt

Samuel Salzborn:
Der NSU und die Folgen für die politische Kultur in Deutschland  

Frank Buchheit, Beate Küpper, Kurt Möller, Florian Neuscheler:
Was nützt Ausstiegshilfe? Zur Evaluation des Aussteigerprogramms für Rechtsextremisten NRW

Dorina Feldmann, Christoph Kopke, Gebhard Schultz:
Todesopfer rassistischer Gewalt. Sind die unterschiedlichen Perspektiven von Staat und Zivilgesellschaft miteinander vereinbar?

Interview mit Clemens Binninger:
„Terrorgruppe NSU II“   

Selda Demir, Julian Muckel:
Der NSU-Anschlag auf die Keupstraße.
Folgen und Konsequenzen aus der Sicht von Engagierten der Initiative „Keupstraße ist überall“

Gerolf Nittner:
„Überaffinität mit den Tätern“.
Kontrovers und emotional aufgeladen: Podiumsdiskussion „Der NSU und die Stadt“ beim Fachtag in Kassel  

Forum

Olga Janzen, Kurt Salentin, Andreas Zick:
Wirkungen und Grenzen von Moscheeführungen: Empirische Beobachtungen  und Herausforderungen

Irina Bohn, Reiner Becker:
Wie kann Integration von Flüchtlingen gelingen, damit die Stimmung nicht kippt?

Almut Zwengel:
Über Stereotype und Vorurteile.
Grundsätzliche Überlegungen und Analyse von Kommentaren zu den Übergriffen in der letzten Silvesternacht in Köln

Marktplatz
Die Refugee Law Clinic in Gießen: Ein praxisbezogenes Ausbildungsprogramm an der Justus-Liebig-Universität
„Verstärker“ – netzwerkaktivierende Bildungsarbeit. Ein Projekt der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb)
Hasswelle erreicht die Kommunen
Widespread racism against Black people in Europe: ENAR report on Afrohobia
Jugend gegen Extremismus – eine Förderausschreibung der Robert Bosch Stiftung
Creative Change e. V. – Jugend kann die Welt bewegen
Interventionen. Zeitschrift für Verantwortungspädagogik
Wir sind laut, wir sind viele, wir sind gegen Hass im Netz: No Hate Speech Movement
Zusammenhalt durch Teilhabe 
Schwarz-Rot-Bunt. IB pro Demokratie und Akzeptanz

Buchbesprechungen

Kurt Edler: Islamismus als pädagogische Herausforderung
(von Jan Buschbom)  

Jürgen Manemann: Der Dschihad und der Nihilismus des Westens
(von Ramona Kahl)

Thorsten Gerald Schneiders (Hrsg.): Salafismus in Deutschland
(von Benno Hafeneger)  

Autorinnen und Autoren 

Autor*innen

Reiner Becker
Dr., Politikwissenschaftler, Leiter des Demokratiezentrums Hessen an der Philipps-Universität Marburg, Mitglied der Redaktion.

Clemens Binninger
seit 2002 Mitglied des Bundestags, Mitglied im Innenausschuss und Vorsitzender des derzeitigen Untersuchungsausschusses „Terrorgruppe NSU II“ sowie Vorsitzender des Parlamentarischen Kontrollgremiums.

Irina Bohn
Leiterin des Geschäftsfelds „Sozialer Zusammenhalt und Beteiligung“ am Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e. V., Frankfurt/M.

Frank Buchheit
Dipl.-Päd., M. Eval., ist Mitarbeiter des Referats Prävention beim Landeskriminalamt Baden-Württemberg und freier Evaluator in ähnlichen Feldern.

Jan Buschbom
Historiker, Vorstand und wissenschaftlicher Berater von Violence Prevention Network.

Selda Demir
engagiert sich in der Initiative „Keupstraße ist überall“ und ist hauptberuflich als Dolmetscherin und Übersetzerin tätig.

Dorina Feldmann
studentische Mitarbeiterin im Projekt „Analyse und Bewertung von aufgeklärten Tötungsdelikten in Berlin hinsichtlich ihrer politischen Aspekte (1990-2014)“, Zentrum für Antisemitismusforschung, Technische Universität Berlin.

Benno Hafeneger
Dr., Professor (em.) für Erziehungswissenschaft am Institut für Er­ziehungswissenschaft der Philipps-Universität Marburg, Mitglied der Redaktion.

Olga Janzen
M.A., ist Soziologin am Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld.

Ramona Kahl
Dr. des., wissenschaftliche Mitarbeiterin im Demokratiezentrum Hessen sowie im BMBF-Projekt „WM³ – Weiterbildung Mittelhessen“ am Institut für Erziehungswissenschaft der Philipps-Universität Marburg.

Christoph Kopke
Dr., Professor für Politikwissenschaft und Soziologie an der Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) Berlin, Fachbereich Polizei und Sicherheitsmanagement.

Beate Küpper
Dr., Professorin für Soziale Arbeit für Gruppen und Konfliktsituationen, stellvertretende Leitung des Instituts SO.CON an der Hochschule Niederrhein, Mitglied der Redaktion.

Kurt Möller
Dr., Professor für Theorien und Konzepte Sozialer Arbeit. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Forschung zu Gewalt, Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit, Jugendarbeit, Jugendpolitik, Kultur- und Bildungsarbeit an der Hochschule Esslingen.

Julian Muckel
engagiert sich in der Initiative „Keupstraße ist überall“ und arbeitet hauptberuflich in der Opferberatung Rheinland (OBR), Beratungsstelle für Betroffene rechter und rassistischer Gewalt.

Florian Neuscheler
Sozialarbeiter (M.A.), zzt. wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsprojekt „Soziale Einflussnahme auf Ausstiegswillige der ‚rechten Szene‘ zur Identifikation ausstiegshemmender Faktoren“ sowie im Projekt „Evaluation der ‚Beratungsstelle Hessen – religiöse Toleranz statt Extremismus‘ “.

Gerolf Nittner
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Demokratiezentrums Hessen im „beratungsNetzwerk hessen – gemeinsam für Demokratie und gegen Rechtsextremismus“.

Kurt Salentin
Dr., ist empirischer Sozialforscher an der Universität Bielefeld. Er lehrt und forscht zu Migration und Integration, Diskriminierung, Religiosität und Segregation von Einwanderern.

Samuel Salzborn
Dr., Professor für Grundlagen der Sozialwissenschaften am Institut für Politikwissenschaft der Universität Göttingen. Weitere Informationen unter http://www.salzborn.de

Gebhard Schultz
wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt „Analyse und Bewertung von aufgeklärten Tötungsdelikten in Berlin hinsichtlich ihrer politischen Aspekte (1990-2014)“, Zentrum für Antisemitismusforschung, Technische Universität Berlin.

Andreas Zick
Dr., Sozialpsychologe, Professor für Sozialisation und Konfliktforschung, leitet das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) an der Universität Bielefeld.

Almut Zwengel
Prof. habil. Dr., Soziologie mit Schwerpunkt interkulturelle Beziehungen Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften, Hochschule Fulda.

Stimmen zum Buch

Abschließend lässt sich sagen, dass es den Herausgeber_innen gelungen ist, dem eigenen Anspruch, Wissenschaft mit Praxis zu verknüpfen, gerecht zu werden. Dass sich das Ganze durch die äußerst wissenschaftliche Schreibe zuweilen etwas mühselig liest, nun, das liegt in der Natur der Sache, schließlich ist das auch eine Fachzeitschrift und kein Fanzine."

Christian Gerkuhn, Antigewalt-Trainer, Berlin
www.zusammen-wachsen.berlin

 

„Die Reihe im Allgemeinen zeichnet sich durch ein ausgewogenes Verhältnis von einheitlichem Schwerpunkt und gleichzeitiger Themenvielfalt aus. Die Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis gelingt durch eine klare Struktur des Heftes mit einleitendem Theoriebeitrag und folgenden Praxisbezügen. (…) Somit ist „Demokratie gegen Menschenfeindlichkeit“ eine Bereicherung auf dem Markt der Fachdidaktik, die auch für Lesende ohne Vorkenntnisse zugänglich ist.“

 

Lucas Frings, lernen-aus-der-geschichte.de


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Eine zweimal jährlich erscheinende Fachzeitschrift kann nicht der Ort für die Diskussion tagesaktueller Ereignisse sein, jedoch erscheint die erste Ausgabe in einer Zeit, die unter den Vorzeichen eines möglicherweise tief greifenden gesellschaftspolitischen Wandels steht, der sich in einigen markanten Punkten immer deutlicher offenbart. An der sogenannten „Flüchtlingsfrage“ lässt sich aber wie unter dem Brennglas ablesen, was sich die neu gegründete Zeitschrift „Demokratie gegen Menschenfeindlichkeit“ auf die Fahne geschrieben hat: die Beschreibung und Analyse von Themen und Herausforderungen aus Sicht von und für Wissenschaft und Praxis. Dazu gehören Analysen der aktuellen politischen Debatten und ihrer Auswirkungen auf die Praxis sowie der Wirkmächtigkeit menschenfeindlicher Stimmungsmache, die in Diskriminierung und Gewalt münden kann, aber eben auch die Vorstellung von Best-practice-Beispielen zivilgesellschaftlichen Engagements und die Darstellung der Herausforderungen für die Entwicklung einer demokratischen Kultur. Das aktuelle Heft greift einige der Themenstränge sowohl analytisch auf und ordnet sie empirisch und praxisbezogen ein.

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