Zugänge
Journal für politische Bildung 2/2022
- unter Mitarbeit von
- Eva Beckmann, Bernd Böttcher, Helmut Bremer, Annabell Brosi, Maëlle Dubois, Lea Philline Goseberg, Anna Maria Krämer, Alexander Mack, Katinka Meyer, Catrin Opheys, Jakob Quentin, Wiebke Sondermann, Yasemin Soylu, Larissa von Schwanenflügel, Jantje Theege, Roland Wylezol
Wie Politik und Gesellschaft haben auch die Akteur*innen der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung geschockt und mit Entsetzen auf den Einmarsch Russlands in die Ukraine am 24.02.2022 reagiert. Das Thema „Aufrüstung und Krieg(sgefahr)“ wurde im 16. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung aus dem Jahr 2020 als einer von sieben Megatrends genannt, die die Demokratie (und die politische Bildung) aktuell und in den kommenden Jahren herausfordern. Die Wenigsten werden daran gedacht haben, dass diese Thematik so schnell in erschreckender Weise brisant wird.Das Thema „Zugänge“ nimmt versc…
Bestellnummer: | 60000 |
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EAN: | 9783756600007 |
ISBN: | 978-3-7566-0000-7 |
ISSN: | 2749-4888 |
Reihe: | Journal für politische Bildung |
Erscheinungsjahr: | 2022 |
Seitenzahl: | 80 |
- Beschreibung Wie Politik und Gesellschaft haben auch die Akteur*innen der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung geschockt und mit En… Mehr
- Inhaltsübersicht ÜberGrenzen Katinka Meyer Überall Verschwörungen?! Antisemitismuskritische Bildungsarbeit im Strafvollzug Schw… Mehr
- Autor*innen Eva BeckmannReferentin im Fachbereich Zielgruppenspezifische Angebote der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Sie b… Mehr
ÜberGrenzen
Katinka Meyer
Überall Verschwörungen?! Antisemitismuskritische Bildungsarbeit im Strafvollzug
SchwerPunkt: Zugänge und Barrieren
Anna Maria Krämer
Politische Online-Bildung zwischen Digital Diversity und Digital Divide
Catrin Opheys, Helmut Bremer
Zugänge zur politischen Bildung – eine ungleichheitssensible politische Bildung mit Geflüchteten
Larissa von Schwanenflügel
Politische Bildung und Benachteiligung Jugendlicher
Eva Beckmann, Lea Philine Goseberg, Wiebke Sondermann
Zielgruppenspezifische politische Bildung abseits von Defizitorientierung
Chancen und Herausforderungen mit Zielgruppenbezügen in der politischen Bildung
Roland Wylezol
Gut gemeint tut trotzdem weh
Warum guter Wille im rassismuskritischen Prozess nicht ausreicht
Yasemin Soylu
Zugänge aus muslimischer Perspektive
Politische Bildung in der postmigrantischen Gesellschaft
BildungsPraxis
Maëlle Dubois, Jakob Quentin
Aufsuchende politische Bildung im Quartier – ein Projektansatz
Alexander Mack
Zusammen ist man weniger allein.
Kooperationen aus der Sicht der außerschulischen politischen Jugendbildung
Bernd Böttcher, Jantje Theege
Austausch für alle – Interkulturelle Kompetenz und Verständnis globaler Zusammenhänge durch schulischen Austausch
ZeitZeugen
Aktive Fredsreiser – Travel for Peace
Interview mit der Gründerin Helga Arntzen
VorGänge
#HEIMAT reloaded – Kampagnen für eine lebendige Zivilgesellschaft / Разнообразие Vielfalt auf Russisch / Mehr Demokratie zur Verteidigung der Demokratie
LeseZeichen
Einführung (nur?) in die schulische politische Bildung / Strategien rechtspopulistischer Kommunikation / Zur Debatte um die „rote Linie“ / Lebensbegleitende Prozesse der Subjektbildung / Das Politische am Verhältnis von Mensch und Tier
MitDenken
Annabell Brosi
Freundschaft von Anfang an – Politische Bildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
AusBlick
2022 – Europäisches Jahr der Jugend / Politische Bildung mit Kindern / Jugendliche zweifeln an Gerechtigkeit im Bildungssystem / Toolbox für Demokratietage / Politische Bildung geht digital / Auf der Suche nach Zukunft / Qualität und Anerkennung politischer Bildung / Jugendsozialarbeit – ein unterschätzter Raum politischer Bildung / Politische Bildung in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit / Personen & Organisationen
Referentin im Fachbereich Zielgruppenspezifische Angebote der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Sie betreut dort u. a. die Erstellung didaktischer Materialien für Schulunterricht und Jugendarbeit.
leitet das Transferbüro der Initiative „Austausch macht Schule“, mit dem sich Akteure der internationalen Jugendarbeit dafür einsetzen, jedem Schüler und jeder Schülerin die Teilnahme an einem internationalen Austausch zu ermöglichen.
Leiter des Fachgebiets Erwachsenenbildung/Politische Bildung an der Universität Duisburg-Essen. Arbeits-/Forschungsschwerpunkte: Politische Erwachsenenbildung, soziale Ungleichheit, Bildung und Weiterbildung, Habitus, Lernen und Sozialisation.
Erziehungswissenschaftlerin, ist wissenschaftliche Referentin bei Transfer für Bildung e.V. / Fachstelle politische Bildung. Hauptanliegen dort ist u.a., die Beziehungen von Wissenschaft und Praxis zu verbessern und die Qualitätsentwicklung der politischen Bildung zu unterstützen.
Politikwissenschaftlerin, leitet das Projekt PartQ. Bei Minor ist sie in den Bereichen politische Bildung in benachteiligten Quartieren sowie Partizipation von Menschen mit Einwanderungsgeschichte tätig.
Referentin im Fachbereich Zielgruppenspezifische Angebote in der bpb. Sie betreut dort u.a. das Netzwerk Verstärker.
Promovierte Politikwissenschaftlerin, seit 2017 Referentin für politische Bildung in der Bildungsstätte alte Schule Anspach I basa e.V. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind diversitätssensible und diskriminierungskritische Bildung, kritisch historische Bildung sowie Digitalisierung.
von 2016 bis 2021 Referent für politische Jugendbildung im Haus am Maiberg, der Akademie für politische und soziale Bildung des Bistums Mainz in Heppenheim, u. a. leitete er das Modellprojekt Politische Partizipation als Ziel der politischen Bildung. Seit 2022 leitet er die Abteilung Kinder- und Jugendförderung der Stadt Darmstadt.
Referentin im Anne Frank Zentrum in Berlin für die Entwicklung und Umsetzung von (Fort-)Bildungsangeboten zur Antisemitismus-Prävention für Inhaftierte, Justizvollzugsbeamte und pädagogische Multiplikator*innen. Sie ist in Kooperation mit der Hochschule Merseburg an einem Forschungsprojekt zu antisemitischen Manifestationsformen und deren Funktionen im Kontext des Justizvollzugssystems beteiligt.
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet Erwachsenenbildung/Politische Bildung der Universität Duisburg-Essen, zudem freiberuflich in der politischen Bildungsarbeit tätig. Arbeitsschwerpunkte: Politische Bildung und Partizipation; diskriminierungskritische und ungleichheitssensible Erwachsenenbildung.
M. A. Sozialwissenschaften, pädagogischer Mitarbeiter im Projekt PartQ bei Minor. Er arbeitet zu den Themen aufsuchende politische Bildung und Radikalisierungsprävention.
Referentin im Fachbereich Zielgruppenspezifische Angebote in der bpb. Sie betreut dort u. a. die TV-Arbeit des Fachbereichs in der Redaktion Bewegtbild.
Ethnologie und Psychologie (B.A.); Internationale Migration und Interkulturelle Beziehungen (M. A.). Sie ist in der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung tätig. Seit der Gründung 2014 begleitet sie das Vorhaben von Teilseiend e. V. und ist heute Geschäftsführerin der Muslimischen Akademie Heidelberg i. G.
Professur für Kinder- und Jugendarbeit, Jugendbildung und Partizipation, Frankfurt University of Applied Sciences.
leitet beim Deutschen Youth For Understanding Komitee e.V. (YFU) den Bereich „Fundraising und Vernetzung“. Sie setzt sich für interkulturelle Bildung, Demokratieerziehung und die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung im Kontext internationaler Begegnungen ein.
Leiter der Berliner Jugendbildungsstätte Kaubstraße im Verein Alte Feuerwache e. V., Mitglied des Vorstands des Arbeitskreises deutscher Bildungsstätten (AdB).
Journal für politische Bildung
Die Ausgabe 2/2025 versammelt unterschiedliche Perspektiven aus Wissenschaft und Praxis auf Religion in der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung. Den Ausgangspunkt bildet die Frage, welchen Stellenwert Religion in einer säkularen Demokratie hat und welche Themen und Spannungsfelder sich daraus für die politische Bildung ergeben. Das Heft beleuchtet, wie eine religionssensible Didaktik und Praxis der politischen Bildung aussehen können. Es fragt nach Potentialen religionssensibler Angebote für die Erreichung vielfältiger Zielgruppen und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Krisenzeiten. Zudem kommen Akteure zu Wort, die mit ihren spezifischen Verortungen und Ansätzen aus einer religiösen Identität heraus Angebote der politischen Bildung entwickeln.
Gibt es eine Profession "Politische Bildung"? Dieser Frage geht das Heft in seinem Schwerpunkt nach. Dazu werden verschiedene Perspektiven eingenommen, Selbst- und Fremdwahrnehmung verglichen, die Auswirkungen der Digitalisierung unter die Lupe genommen sowie empirische Erkenntnisse vorgestellt. Ergänzt wird das Heft wie immer durch Artikel, die konkrete Praxis(projekte) vorstellen und etwas über den Tellerrand des Schwerpunkts hinausschauen.
Das kommende Journal für politische Bildung setzt sich mit dem Thema Zeit auseinander. Die Autor*innen beschäftigen sich damit, welche Zeitformate die politische Bildung nutzt bzw. nutzen sollte, was Zeitverknappung insbesondere für die Erwachsenenbildung bedeutet und welche Wahrnehmung und Dimensionen von Zeit für die politische Bildung eine Rolle spielen.
Im Heft "Ästhetische Zugänge" wird die Bedeutung von ästhetischen Zugängen wie Bildern, Spielen, Comics, Theater etc. und ihre Möglichkeiten für die Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Themen diskutiert . Fragen sind u. a.: Was ist unter ästhetischen Zugängen zu verstehen und wie können ästhetische Erfahrungen für Menschen zu bildenden Momenten werden? Wie können im Rahmen politischer Bildungsprozesse ästhetische Zugänge konkret aussehen und welche Potentiale sind damit verbunden? Welche Personengruppen können evtl. durch ästhetische Zugänge besser für politische Bildung und die Reflexion gesellschaftspolitischer Spannungsfelder und die eigene Verstrickung in diese erreicht werden? Inwiefern regt ästhetisches Arbeiten zu politischem Handeln und zur Reflexion an?
Der Begriff Evaluation stammt aus dem Französischen (évaluer) und bedeutet so viel wie Bestimmen, Bewerten und Beurteilen. Die Fragen, was Evaluation und Evaluationspraxis im Kontext politischer Bildung für wen und aus wessen Perspektive bedeutet und auf welche Weise sie praktiziert wird, zeigen ein breites Spektrum an Reflexions- und Diskussionsmöglichkeiten auf, die sich allesamt auch unter dem Titel dieser Ausgabe „Wozu Evaluation?“ versammeln. Quantitativ im Heft am häufigsten vertreten ist der Begriff Wirkung mit mehr als 25 Treffern. Dass dieser nicht nur in der politischen Bildung mit besonderen Erwartungen verknüpft wird, ist einerseits verständlich, entlässt das Feld mit Blick auf die derzeitigen politischen Konjunkturwellen und erwartbaren Einsparungen andererseits aber auch nicht ohne den Auftrag, sich mit ihrer Bedeutung für Praxis und Forschung auseinanderzusetzen. Die Beschränkung von Evaluation auf Wirkung allein ist zu eng für die Vielfalt der politischen Bildung, wie in den Schwerpunktartikeln am Anfang des Heftes deutlich wird. Wie Evaluation in der politischen Bildung eingeordnet und kritisch beleuchtet werden kann, ist hier einzusehen. Es folgen Praxisbeiträge, die aufzeigen, wie Evaluationen in den verschiedenen Handlungsfeldern der politischen Bildung operativ zum Einsatz kommen und welche Potentiale und Herausforderungen einem dabei begegnen. Das Heft macht deutlich, dass Evaluation trotz ihres konjunkturellen Hochs durch Bundesprogramme wie dem Forschungs- und Transfervorhaben „PreVal“ schon immer ein zentrales Thema des Feldes war und dass, mit Blick auf die Adressat*innenperspektiven, auch aus guten Gründen.
Die politische Bildung muss sich mit Zukunftsvisionen und Utopien auseinandersetzen, um auf die ständigen Krisen und Unsicherheiten zu reagieren, vor allem aber, um diese pro-aktiv mitzugestalten. Sind Stapelkrisen, multiple Krisen, Dauerkrisenzustand die neue Realität? Welche Entwicklungsperspektiven und Zukunftsvisionen stehen dem gegenüber? Welche Folgen hat die aktuelle Häufung von Krisen auf individueller, gesellschaftlicher, politischer Ebene? Welche Aufträge und Anfragen ergeben sich daraus für die politische Bildung, insbesondere auch mit Blick auf das Generationenverhältnis?
Die vierte Ausgabe des JOURNALS widmet sich der Bedeutung von Bildungsstätten als wichtige Orte der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Zwar ist die Bildungsstätte nur einer von vielen und anderen Orten der politischen Bildung, übernimmt jedoch – und das nicht nur historisch betrachtet – mit ihren eigentümlichen Charakter eine besondere Stellung in der Landschaft der politischen Bildung. Als außeralltägliches Angebot bietet sie Menschen an anregungsreichen Orten wie Bildungszentren, Akademien, Tagungsstätten oder Jugendhöfen Raum, Zeit und Gelegenheit für diskursive Begegnung und Kommunikation. Dabei werden nicht nur Seminarreihen und Workshop-Formate, sondern auch lebensweltliche und praktische Bildungs- und Lernmöglichkeiten angeboten, um Demokratie erfahrbar zu machen. Doch die Bildungsstätten stehen zunehmend unter ökonomischen und politischen Druck. Bereits seit Jahren schrumpft ihre Landkarte in der Bundesrepublik zusammen und stellt auch große Träger zunehmend vor die Frage, ob und wie sie ihre Bildungsstätte(n) weiter bewirtschaften können (vgl. Waldmann in diesem Heft). Zur Wahrheit gehört aber auch, dass rechtspopulistische und rechtsextreme Parteien, Gruppen und Strömungen, Bildungsstätten schließen wollen, weil deren weltoffenes und pro-demokratisches Programm nicht in ihr politisches Meinungsbild passt. Und auch mit Blick auf die Zukunft und die beabsichtigte Mittelkürzung für die politische Bildung im Doppelhaushalt 2024/2025 schaut es für die politischen Bildungsstätten eher düster aus (vgl. Klein, Vorsitzender des bap, Ausgabe 03/2023). Diese Ausgabe entwirft einen Gegenhorizont zu den eher mürrischen und mitunter eklatanten Rahmenbedingungen von Bildungsstätten und betont deren wichtigen Beitrag für die soziale Infrastruktur der politischen Bildung als auch deren handlungspraktische Impulse für die einzelnen Besucher:innen und Teilnehmer:innen. Dabei weitet das Magazin seinen Blick und schaut über die vermeintlich klassische Jugendbildungsstätte hinaus. Beleuchtet werden neben exemplarischen Einblicken in die Geschichte (vgl. Buhrmann in diesem Heft), Entwicklung und den aktuellen Stand (vgl. Wohnig in diesem Heft), ausgewählte Perspektiven wie die Bedeutung von Raum (vgl. Eble in diesem Heft) oder aber Schwerpunkte wie die Arbeit von Familienbildungsstätten (vgl. Müller-Giebeler in diesem Heft) oder Bildungszentren der Gewerkschaften (vgl. Venzke in diesem Heft). Die Gesamtschau der Eindrücke veranschaulicht das schöpferische Potential von Bildungsstätten als Orte der Demokratie. Denn in einer Zeit zunehmenden Populismus, politischer Polarisierung und gesellschaftlicher Spaltung sind sie wichtiger denn je. Sie bieten Menschen Sie bieten Menschen in einer Zeit mit und ohne Krisen die Möglichkeit, sich mit komplexen gesellschaftlichen Zusammenhängen auseinanderzusetzen und sich eine eigene Meinung im Austausch mit anderen zu bilden. Seit dem 07. Oktober dieses Jahres steht die Gesellschaft Kopf. Marc Grimm ordnet in diesem Heft den barbarischen Angriff der palästinensischen Terrororganisation Hamas im westlichen Negev auf Israel ein. Orte der politischen Bildung sind nicht nur jetzt gefragt, sich als Räume zu begreifen, an denen Antisemitismus und deren Funktionsweise und Erscheinungsformen thematisiert und reflektiert werden, können und sollten. Nicht nur Fachkräfte der politischen Bildung müssen in diesem Zusammenhang (weiter) mit Basiswissen ausgestattet werden, um „die notwendige Handlungssicherheit im Feld der Antisemitismusprävention zu erlangen“ (Grimm in diesem Heft). Bildungszentren wie die Gedenk- und Bildungsstätte Israelitische Töchterschule in Hamburg, die Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main oder die Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, um nur einige von ihnen zu nennen, leisten hier seit vielen Jahren Pionierarbeit. Den Schwerpunkt dieser Ausgabe gestalteten Jana Trumann und Alexander Wohnig.
Rechte und rechtsextreme Strömungen etablieren sich zunehmend in der europäischen Parteienlandschaft. In Deutschland sind die jüngsten Wahlerfolge und aktuellen Umfragehochs der AfD an diese Entwicklungen anschlussfähig. Welche Aufgabe hat politische Bildung in Zeiten autoritärer Strömungen und Bewegungen? Wie lässt sich politische Bildung in autoritären Räumen gestalten? Und was brauchen politische Bildner*innen, um ihre Arbeit in einer sich zunehmend entgrenzenden Gesellschaft zu gestalten? Diese Ausgabe des Journal stellt sich der Herausforderung, ausgewählte Antworten und Überlegungen zu diskutieren. Das Heft schaut darauf, wie sich politische Bildung in diesen komplexen Zusammenhängen aufstellt, und gestattet einen differenzierten, aber auch vertieften Einblick in verschiedene Perspektiven, Zugänge und Bildungspraxen.
Das Demokratiefördergesetz befindet sich in der Anhörungsphase und wird möglicherweise noch im Jahr 2023 beschlossen und in Kraft treten. Diese Ausgabe des Journal kommentiert das Gesetz fachlich, fragt nach der Rolle der politischen Bildung und reflektiert, ob die politische Bildung sich dieses Gesetz aneignen kann bzw. aneignen will. Neben einer Einführung in zentrale Begrifflichkeiten im Demokratie-Kontext wird das Demokratiefördergesetz aus Sicht verschiedener ausgewählter Vertreter*innen der politischen Bildung kommentiert. Verschiedene Fachartikel aus der Praxis flankieren die Debat…
Im Heft wird der Frage nachgegangen, wie das Thema Krieg in der politischen Bildung aufgenommen werden kann bzw. wird. Dabei geht es u. a. um Informationen zu und Orientierungen in Konflikten, die Beschäftigung mit Desinformation/Fake News und um die Rolle von Medien in internationalen Konflikten. Zudem geht es darum, wie Jugendliche auf die Entwicklungen des Krieges sowie Bilder desselben reagieren, wie sich Prozesse der Militarisierung des Denkens und der persönlichen Positionierung vollziehen, wie Krieg und Gewalt im Alltag präsent sind und wie über den Krieg gesprochen wird. Weiter gil…
Die vielfältigen Arbeitswelten in Großindustrie, Handwerksbetrieben, öffentlicher Verwaltung, zivilgesellschaftlichen Organisationen usw. sind mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Z. B. sind Belegschaften heterogener geworden, die Klimakatastrophe verlangt nach ressourcenschonenden Produktionsweisen und nachhaltigen Produkten und nicht zuletzt führen die aktuell massiv steigenden Energiepreise zu gravierenden finanziellen Belastungen und bedrohen die Existenz zahlreicher Betriebe. Wie kann politische Bildung diese Prozesse begleiten? Damit ist auch die Frage nach der Bedeutung der jeweiligen Arbeitsverhältnisse für die Demokratie gestellt. Was kann politische Bildung dabei leisten und welche Formate und Aktivitäten bieten sich dazu an? Wie können aufsuchende politische Bildung, Angebote des Bildungsurlaubs, Diskurse bei Tagungen diese Themen aufgreifen? Einige Antworten geben die Beiträge dieses Hefts.
Krisenerfahrungen und was wir daraus lernen können. Vor nun über zwei Jahren wurde die Welt, unsere Gesellschaft und auch die politische Bildung durch die Corona-Pandemie in eine völlig neue Situation hineingeworfen: Die Verwundbarkeit vieler Strukturen, globaler Verflechtungen und eingespielter Routinen wurde schonungslos offengelegt; das gesellschaftliche, politische und persönliche Handeln zielte auf die Bekämpfung der Pandemie; von den Regierenden wurde Schutz und Sicherheit erwartet, die Politik reagierte mit Einschränkungen, um die massive Gesundheitskrise zu bewältigen; Wissenschaftler*innen hatten in einer Situation mit vielen Unbekannten enormen Einfluss auf Entscheidungen; eine physische Distanzierung war das probate Mittel, um Infektionen mit Covid-19 einzudämmen; Einrichtungen der politischen Bildung mussten ihre Tätigkeit einstellen und gerieten in eine existenzbedrohende Lage mit einschneidenden Folgen für Mitarbeitende. Wir wollen in dieser Ausgabe des JOURNAL zurückblicken, eine erste Bilanz ziehen und darüber nachdenken, wie ein Leben mit dem Virus aussieht. Welche Entwicklungen und Erfahrungen waren die Ausnahme, welche gehören ab jetzt dazu? Im Vordergrund stehen insbesondere die Folgen der Pandemie für Kinder und Jugendliche. Es liegen mittlerweile zahlreiche Ergebnisse empirischer Forschung vor. Erfahrungen mit Bildungsangeboten unter den Bedingungen räumlicher Distanz wurden reflektiert. Die Beiträge dieser Ausgabe sind Wortmeldungen aus einem Prozess kontinuierlicher Reflexion von Entwicklungen und Erfahrungen und nehmen auf eine umfangreiche Erkenntnis- und Wissensproduktion in zahlreichen empirischen Forschungsprojekten Bezug.
Wie Politik und Gesellschaft haben auch die Akteur*innen der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung geschockt und mit Entsetzen auf den Einmarsch Russlands in die Ukraine am 24.02.2022 reagiert. Das Thema „Aufrüstung und Krieg(sgefahr)“ wurde im 16. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung aus dem Jahr 2020 als einer von sieben Megatrends genannt, die die Demokratie (und die politische Bildung) aktuell und in den kommenden Jahren herausfordern. Die Wenigsten werden daran gedacht haben, dass diese Thematik so schnell in erschreckender Weise brisant wird.Das Thema „Zugänge“ nimmt verschiedene für die Praxis der politischen Bildung äußerst relevante Aspekte auf: Wie können in Bildungsprozessen Zugänge zu komplexen und abstrakten Fragestellungen und eventuell weit entfernten Themen eröffnet werden? Haben alle Jugendlichen und Erwachsenen die gleichen Zugangschancen zu Angeboten politischer Bildung? Was sind Gründe für die vielfach beklagte Ungleichheit der Zugänge? Welche Relevanz haben dabei Profile, eine milieugeprägte Ausstattung der Einrichtungen bzw. die Zusammensetzung der Mitarbeitenden? Wie sinnvoll ist es, wenig erreichbare Gruppen zu identifizieren oder Zielgruppen nach bestimmten Merkmalen eng und dekontextualisiert zu beschreiben? Kann eine Vernetzung mit unterschiedlichen Kooperationspartner*innen Zugänge zu unterschiedlichen sozialen Milieus und Communitys eröffnen? Werden mit digitalen Angeboten wirklich neue Adressat*innen erreicht? Auf welche Barrieren treffen neue Akteur*innen z.B. migrantischer Organisationen, die sich als Träger*innen politischer Bildung verstehen? Ein grundlegendes Ziel politischer Bildung ist es, einen Beitrag dazu zu leisten, allen Mitgliedern einer demokratischen Gesellschaft gleiche Möglichkeiten der gesellschaftlichen und politischen Teilhabe zu eröffnen. In der Praxis kann man jedoch den vielfachen Differenzen nicht entkommen, muss sie aber kritisch reflektieren.
Wer den „Bericht der Bundesregierung zu Stand und Perspektiven der politischen Bildung in der Bundesrepublik Deutschland“ (1992) mit dem 16. Kinder- und Jugendbericht zur „Förderung demokratischer Bildung im Kindes- und Jugendalter“ (2020) vergleicht, erkennt schnell Trends der politischen Bildung der zurückliegenden 30 Jahre. Der erste Bericht bezieht sich auf politische Bildung insgesamt, der zweite „nur“ auf die Jugendbildung, doch Kontinuität besteht in der bleibenden Aufgabe der Befähigung der Menschen zu einer auf Mündigkeit zielende und auf normativen Grundlagen der Demokratie basierende Teilnahme und Mitgestaltung politischer Prozesse. Zeichen des Wandels sind, dass zahlreiche Akteure neuen Typs entstanden sind, innovative Arbeitsansätze sich etabliert haben, kontroverse Debatten um Konzepte geführt wurden und bestehende Herausforderungen sich in neuer Schärfe gezeigt haben (z. B. autoritäre Orientierungen, Ideologien von Ungleichheit, Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung, Erreichbarkeit von Zielgruppen). Diagnostiziert wurde eine Krise politischer Bildung, in die Debatten politischer Bildung hielten die Worte Zertifizierung und Qualitätsmanagement Einzug, die Evaluation von Projekten und Programmen wurde Standard. Dominierendes Förderprinzip wurde die befristete Förderung von Projekten, verbunden mit einem Steuerungsanspruch der Geldgeber. Diskurse um Migration, soziale Gerechtigkeit, Partizipation und Teilhabe, Inklusion sowie um Europäisierung, Digitalisierung und globale Krisen markieren aktuelle Herausforderungen, und immer wieder drängt die Frage nach Begriff und Selbstverständnis politischer Bildung auf die Agenda.
Globale Krisen sind für die politische Jugend- und Erwachsenenbildung ein zentrales Thema. Wie können abstrakte Fragestellungen oder Themen wie globale Gerechtigkeit, die Hintergründe von Migrationsbewegungen, die Ambivalenzen der Digitalisierung sowie der Globalisierung in Angeboten der politischen Bildung angemessen und für die Teilnehmenden nachvollziehbar bearbeitet werden? Kann politische Bildung zur Bewältigung globaler Krisen überhaupt beitragen? Übernimmt sie sich dabei nicht und weckt bei Teilnehmenden falsche Hoffnungen, wenn sie behauptet, in diesem Zusammenhang eine Schlüsselfunktion zu übernehmen oder zumindest einen relevanten Beitrag zur Überwindung von Krisen zu leisten? Die Ermutigung zum Handeln und die Vermittlung von Handlungskompetenzen sind konstitutive Bestandteile aller Konzepte politischer Bildung. Wie können Bildungsprozesse zu komplexen und abstrakten Themen gestaltet werden, wie weit müssen sie reichen, welche Dimensionen müssen sie umfassen, damit diese Ansprüche eingelöst werden können? Zunächst geht es sicherlich darum, das Ausmaß einer Krise zu begreifen, Ursachen, Hintergründe und Zusammenhänge zu analysieren, drohende Folgen zu sehen und Ideen zu Lösungen zu erarbeiten. Zur politischen Bildung gehört jedoch unabdingbar auch, sich mit Möglichkeiten individuellen und kollektiven Handelns zu befassen, um einen Beitrag zur Bewältigung einer Krise leisten zu können. An den Konzepten des Anthropozän, der Nicht-Nachhaltigkeit und der imperialen Lebensweise zeigen die Beiträge dieser Ausgabe die Komplexität der Problemlagen auf und unterstreichen die Herausforderungen für die Gestaltung von Bildungsprozessen.
Die Bundesregierung ist verpflichtet, in jeder Legislaturperiode dem Deutschen Bundestag und dem Bundesrat einen „Bericht über die Lage junger Menschen und die Bestrebungen und Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe“ vorzulegen. Im November 2020 wurde der von einer unabhängigen Kommission interdisziplinärer Expert*innen erarbeitete Bericht zum Thema „Förderung demokratischer Bildung im Kindes- und Jugendalter“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Auf fast 700 Seiten bietet der Bericht einen systematischen, empirisch untermauerten, umfassenden Bericht zur politischen Bildung junger Menschen. Diese Ausgabe des "Journal" möchte die Fachöffentlichkeit mit Erkenntnissen des Berichts näher bekannt machen. Dabei hat sich die Redaktion entschieden, den Bericht primär aus der Perspektive der organisierten außerschulischen politischen Jugendbildung in den Blick zu nehmen.
Social Media sind einflussreiche Instrumente der politischen Meinungsbildung, insbesondere für Jugendliche. Gerade für deren Alltag hat sich die Trennung zwischen digitaler und analoger Welt überholt. Darauf muss sich die politische Bildung einstellen. Wie lässt sich eine kritische, politische Medienbildung fördern, die Kompetenzen vermittelt sowie Prozesse und Aktivitäten begleitet?
Seit mehr als einem Jahr leben wir in Zeiten von Corona. Im Lockdown hatte und hat die politische Bildung einerseits damit zu kämpfen, die Existenz der Einrichtungen zu sichern, Arbeitsplätze zu erhalten und wirtschaftliche Verluste möglichst auszugleichen. Andererseits galt es, unter den Bedingungen von Corona weiterhin Seminare und Veranstaltungen durchzuführen. Mit beeindruckender Kreativität und innovativen Ideen wurden neue Formate entwickelt. Die Reaktion der politischen Bildung war ein enormer Digitalisierungsschub, der Tagungsraum wurde ins Internet verlegt. Barcamps wurden online dur…
Gegenwärtig richten sich an die politische Bildung hohe Erwartungen. Angesichts eines zunehmenden Rechtspopulismus, einer verbreitenden Skepsis gegenüber der Demokratie, vielfachen unversöhnlichen gesellschaftlichen Debatten, der wachsenden Komplexität globaler Entwicklungen, aber auch des beeindruckenden Engagements junger Menschen für die Bewältigung von Zukunftsfragen, wird ein erhöhter Bedarf an politischer Bildung festgestellt. Welche Anregungen, Ideen, Erwartungen und Anforderungen haben mögliche Bezugswissenschaften für Konzepte und Praxis politischer Bildung bzw. auf welche Erkenntnisse von Bezugswissenschaften kann sie sich beziehen? Welche Orientierungen bieten verschiedene wissenschaftliche Disziplinen der politischen Bildung? Welche Prioritäten soll die politische Bildung aus dieser Perspektive setzen? Die Hauptbeiträge dieser Ausgabe fokussieren auf der Grundlage von Debatten und Erkenntnisse verschiedener Disziplinen Impulse für Konzepte und Praxis politischer Bildung. Der Blick von außen soll eine Reflexion aktueller Konzepte und eine Weiterentwicklung oder Vertiefung der Ansätze politischer Bildung ermöglichen und den oftmals vorherrschenden selbstreflexiven Diskurs um politische Bildung überwinden bzw. ergänzen. Die politische Bildung ist auf soziologisch informierte Analysen der Gesellschaft angewiesen. Gleichzeitig ist eine soziologische Grundbildung durch die Beschäftigung mit unterschiedlichen Ansätzen eine Einführung in eine für die politische Bildung konstitutive Multiperspektivität. Die Migrationsforschung zeigt Demokratiedefizite des gegebenen Systems auf, indem sie die Spannung zwischen Bürgerrechten, die immer noch weitgehend an die Zugehörigkeit zu einer Nation gebunden sind, und den allgemeinen Menschenrechten verdeutlicht. Die Psychoanalyse nimmt die emotionalen Grundlagen der Bildung des Subjekts in den Blick und zeigt, dass Mündigkeit nicht als erreichter Zustand, sondern als fortwährender Prozess begriffen werden muss. Sie macht bewusst, dass Wahrnehmungsweisen und Affekte die Menschen bis ins Unbewusste motivieren. Die Konfliktsoziologie arbeitet die Integrationsleistungen ziviler Konfliktanstrengungen heraus und hebt hervor, dass politische Bildung durch Vermittlung von Kompetenzen einer konstruktiven Bewältigung von Konflikten integrative Prozesse fördern kann. Am Beispiel der Debatten um Akzeptanz und Demokratiedefizit der Europäischen Union wird herausgearbeitet, welche Herausforderungen an politische Bildung die Beschäftigung mit multinationalen Organisationen mit sich bringt. Kann sie einen Beitrag zur Arbeit an einer transnationalen Identität leisten? Aus theologischer Sicht ist die Frage nach der Bedeutung des „Christlichen Menschenbilds“ bzw. des Menschenbilds in den Parteiprogrammen der sogenannten Volksparteien ein Beitrag zur Debatte um Grundwerte in der politischen Bildung. Die Geschichtswissenschaft schließlich regt dazu an, die Diskurse der politischen Bildung und die jeweils vorherrschenden Deutungsmuster historisch einzuordnen und zu reflektieren, um die eigene Eingebundenheit und die Beziehungen zu gesellschaftlichen Entwicklungen zu verdeutlichen.