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Lexikon der politischen Bildung
Band 2: Außerschulische Jugend- und Erwachsenenbildung
Mitunter meint man, in verschiedenen Welten zu leben, obwohl alle doch im selben Bereich arbeiten. Politischer Erwachsenenbildung und außerschulischer politischer Jugendbildung gemeinsam ist zwar die Absicht, den an ihren Veranstaltungen Teilnehmenden Politik verständlich, durchschaubar und interessant zu präsentieren sowie politische Lern-, Bildungs- und Handlungsprozesse in Gang zu setzen. Aber dennoch sind die Gräben, die beide Felder voneinander trennen, groß. So ist es immer wieder überraschend zu erfahren, daß die in der Erwachsenen- und Jugendbildung beruflich Tätigen oft wenig, großenteils kaum etwas, mitunter sogar nichts voneinander wissen. Es gibt jeweils spezielle und separate Referenzsysteme: Literatur, professionelle Kommunikation, Fortbildung – vieles läuft beziehungslos nebeneinander her...und dient doch demselben Ziel, nämlich Politik pädagogisch zu vermitteln und Demokratie zu kultivieren. Die Szenerie wird noch unübersichtlicher, wenn man sich vergegenwärtigt, daß auch die Trägerverbände und Institutionen ein je spezifisches Eigenleben führen. Die Praxis hat sich im Laufe zahlreicher Jahre entwickelt, professionelles Wissen und Handeln ist aus bildungs- und trägerpolitischen Zielsetzungen, Besonderheiten der Adressaten- und Teilnehmerkreise, Spezifika der Einzugsbereiche, binneninstitutionellen Regelungen und unterschiedlichen beruflichen Erfahrungen entstanden. So ist die gesamte außerschulische politische Jugend-/Erwachsenenbildung mit einem Planetarium zu vergleichen, in welchem die einzelnen Körper ihre Bahnen ziehen. Trotzdem werden sie durch Gravitationskräfte zusammengehalten. Ansonsten wäre nicht zu erklären, wie bei aller Getrenntheit und Unterschiedlichkeit zur selben Zeit dieselben Themen und an einer Vielzahl von entlegenen Bildungsorten und -stätten die gleichen Arbeitsformen präsentiert und realisiert werden. Es besteht trotz großer Pluralität ein gemeinsamer professioneller Standard außerschulischer politischer Jugend- und Erwachsenenbildung. Das Ziel dieses Lexikonbandes ist es, die gegenseitige Kenntnisnahme der diversen Träger und Institutionen, die hier aktiv sind, anzuregen und zu unterstützen. Es sollen wechselseitige Infomationen über die Arbeitsansätze und -beispiele ermöglicht sowie eine die eigenen Grenzen überschreitende Kommunikation erleichtert werden. Der Band will der Vorbereitung auf eine Tätigkeit in der Jugend- und Erwachsenenbildung, der Weiterbildung pädagogischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dem professionellen und fachlichen Informations- und Meinungssowie der allgemeinen politischen Bildung aller Interessierten dienen. An diesem Vorhaben haben sich etliche ausgewiesene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie erfahrene Praktikerinnen und Praktiker beteiligt. Das Theorie-Praxis-Verhältnis ist gestört, die wechselseiztige Beziehungnahme defizitär. Da Theorie ohne Praxis Bodenhaftung verliert und Praxis ohne Theorie keinen Horizont hat, ist ein Theorie-Praxis-Diskurs zum Nutzen der politischen Bildung unabdingbar notwendig. Er ist dringend verbesserungsbedürftig. Diesem Anspruch soll die Tatsache Rechnung tragen, daß theoretisch und praktisch Arbeitende ihr wissenschaftliches und berufsrelevantes Wissen darstellen. Darüber hinaus sollen die einzelnen Segmente und Plätze sichtbar, Organisationen, Träger und Institutionen vorgestellt werden. Dem wird entsprochen durch die Vielzahl von Autorinnen und Autoren unterschiedlicher Herkunft und (universitärer, wissenschaftstheoretischer, bildungspolitischer, verbandlicher, parteilicher, trägerspezifischer, gruppenbezogener, konfessioneller, regionaler) Verortung, die nun in einem Band versammelt sind. Am Ende ihrer Beiträge sind Hinweise auf parallele, ergänzende und weiterführende Artikel im selben Band zu finden. Da das Lexikon auch die außerschulisch arbeitende politische Bildung mit der in den allgemeinbildenden Schulen wirkenden verbinden will, ist ein insgesamt dreibändiges Werk entstanden. Um die Verschränkungen darzustellen und um sie zu unterstützen, wird am Ende der Artikel auch auf thematisch nahe Beiträge in den beiden anderen Bänden (Band 1 Didaktik und Schule, Band 2 Methoden und Arbeitstechniken) verwiesen. So soll der vorliegende Band zwar eine Einheit sein, aber alleine ist er noch nicht vollständig, wie die Hinweise auf die beiden anderen Bände belegen. Das Ziel der Herausgebenden aller drei Bände ist es, einmal eine Art Bestandsaufnahme der gesamten Leistungen politischer Bildung in der Bundesrepublik zu unternehmen. Zum anderen wollen sie einen Beitrag leisten zu einem gemeinsamen professionellen Verständnis aller in ihr Tätigen. Der vorliegenden Band, der zweite in der Reihe, beweist, daß trotz zahlreicher Legitimationsprobleme politischer Bildung gerade in ökonomisch schwierigen Zeiten Anlaß zu Selbstbewußtsein besteht. Die außerschulische politische Bildung in der Bundesrepublik kann solide und leistungsfähige Institutionen, teilnehmernahe Bildungsstätten, anregende Lernorte, kreative Bearbeitungsformen, methodische Vielfalt, ein hohes Reflexionsniveau und ein pädagogisches Personal vorweisen, das dieses alles situationsgerecht einzusetzen weiß. Kempen, Februar 1999 Klaus-Peter Hufer

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