

Sport
Sport und Poltik
- von
- Deutsche Vereinigung für politische Bildung - DVPB
- unter Mitarbeit von
- Gerd Bücker, Martin Florack, Henk Erik Meier, Jürgen Mittag, Gerd Bücker, Sylvia Schenk, Jörg Schröder, Gabriele Sobiech, Johannes Voswinkel
Das Verhältnis von Sport und Politik wirft eine Reihe von Fragen auf, von denen wir einige in der vorliegenden Ausgabe der Zeitschrift POLIS näher beleuchten werden. Sportgroßereignisse erregen das Interesse breiter Bevölkerungskreise und scheinen über Wochen die Fernsehprogramme zu dominieren. Jürgen Mittag analysiert in seinem Beitrag, wie Staaten und auch zivilgesellschaftliche Akteure diese Aufmerksamkeit für ihre Anliegen nutzen. Die im Sommer dieses Jahres anstehende Fußball WM in Russland gibt den Anlass, die dortige Menschenrechtlage von Johannes Voswinkel, Leiter des Moskauer Büros d…
Bestellnummer: | po1_18 |
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EAN: | po1_18 |
ISBN: | po1_18 |
Reihe: | POLIS |
Erscheinungsjahr: | 2018 |
Auflage: | 1. Auflage 2018 |
Seitenzahl: | 34 |
- Beschreibung Das Verhältnis von Sport und Politik wirft eine Reihe von Fragen auf, von denen wir einige in der vorliegenden Ausgabe der Z… Mehr
- Inhaltsübersicht Zeitung DVPB-Vorstand fordert: Demokratie-Auftrag von Schule erfüllen, Politische Bildung stärken!Reinhold Hedtke: 17 Minute… Mehr
- Autor*innen Gerd Bücker ist Leiter der AG „Sport mit Courage“ der Deutschen Sportjugend, Mitglied im Landespräventionsrat Niedersachsen.… Mehr
Das Verhältnis von Sport und Politik wirft eine Reihe von Fragen auf, von denen wir einige in der vorliegenden Ausgabe der Zeitschrift POLIS näher beleuchten werden. Sportgroßereignisse erregen das Interesse breiter Bevölkerungskreise und scheinen über Wochen die Fernsehprogramme zu dominieren.
Jürgen Mittag analysiert in seinem Beitrag, wie Staaten und auch zivilgesellschaftliche Akteure diese Aufmerksamkeit für ihre Anliegen nutzen. Die im Sommer dieses Jahres anstehende Fußball WM in Russland gibt den Anlass, die dortige Menschenrechtlage von Johannes Voswinkel, Leiter des Moskauer Büros der Heinrich-Böll Stiftung beschreiben zu lassen. Henk Eric Meier problematisiert in seinem Beitrag sowohl den Begriff des Dopings als auch die Frage der Notwendigkeit staatlichen Engagements in der Dopingbekämpfung. Wenn wir von Fußball sprechen, so denken wir doch meist an Männer-Fußball! Sport scheint die gesellschaftlich verankerten hierarchischen Geschlechterverhältnisse zu spiegeln, worauf Gabriele Sobiech mit Perspektive auf den Sport, aber auch auf Fans und Medien eingeht.
Unter der Rubrik FORUM berichtet Gerd Bücker über das Engagement des Sports im Bereich der Rechtsextremismus-Prävention und Christina Schenk, Leiterin der Abteilung Sport bei Transparency International, Deutschland gibt Auskunft über Korruptionsbekämpfung im Sport. Jörg Schröder erläutert abschließend als Sportdidaktiker, wie Sport als Instrument der Demokratiebildung wirken kann.
Wir hoffen, Ihnen mit diesem Heft Anregungen für schulische und außerschulische Bildungsprojekte gegeben zu haben. Die prekäre Menschenrechtslage in Russland und der Blick auf dieses Land durch die Fußball Weltmeisterschaft könnten hierfür ein Anlass sein.
Zeitung
DVPB-Vorstand fordert: Demokratie-Auftrag von Schule erfüllen, Politische Bildung stärken!
Reinhold Hedtke: 17 Minuten Politik, 20 Sekunden Redezeit
Fachbeiträge
Jürgen Mittag
Zwischen Nationbranding und Protest: Sportgroßereignisse als politische Bühne
Johannes Voswinkel
Die Lage der Menschenrechte in Russland vor der Fußball WM
Henk Eric Meier
Dopingbekämpfung als zentrale Aufgabe der Sportpolitik
Gabriele Sobiech
Fußball von seiner schönsten Seite? Hierarchische Geschlechterverhältnisse in Fußballsport und Gesellschaft
Forum
Gerd Bücker
Sport mit Courage – Extremismusprävention und Demokratiebildung im und durch Sport
Christina Schenk
Korruption im Sport: Transparenz als goldene Regel der Korruptionsbekämpfung
Didaktische Werkstatt
Jörg Schröder
Politische Bildung in Bewegung – über Demokratie im Sportunterricht
DVPB aktuell
Impuls
Termine
Berichte
Berlin: Stellungnahme zu aktuellen Entwicklungen/Auschreibung der Auszeichnung #aktive Schüler_innen/Neue Homepage
Brandenburg
Nordrhein-Westfalen: Landesforum 2017
Rheinland-Pfalz: 18. Tage der Politischen Bildung
Sachsen-Anhalt: Politiklehrertag „Politik im Netz – Netzpolitik“
Thüringen: Kamingespräch/Abiturpreis/Ranking Politische Bildung
LITERATUR
Rezensionen
Vorschau / Impressum
Gerd Bücker
ist Leiter der AG „Sport mit Courage“ der Deutschen Sportjugend, Mitglied im Landespräventionsrat Niedersachsen.
Dr. Martin Florack
Politikwissenschaftler an der NRW School of Governance/Institut für Politikwissenschaft der Universität Duisburg-Essen.
Prof. Dr. Henk Erik Meier
ist Professor für Sozialwissenschaften des Sports an der WWU Münster.
Prof. Dr. Jürgen Mittag
ist Professor für Sportpolitik an der Deutschen Sporthochschule Köln.
Gerd Bücker
ist Leiter der AG „Sport mit Courage“ der Deutschen Sportjugend, Mitglied im Landespräventionsrat Niedersachsen.
Sylvia Schenk
ist Leiterin der AG Sport, Transparency International Deutschland e.V.
Dr. phil. Jörg Schröder,
Dipl.-Motologe, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sportwissenschaft der Universität Rostock.
Prof. Gabriele Sobiech
ist Professorin für Sportsoziologie und Gender Studies an der Pädagogischen Hochschule Freiburg.
Johannes Voswinkel
ist Leiter der Heinrich-Böll-Stiftung Moskau.
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Sportliche Großereignisse sind bis heute eine Riesenspektakel. Hinter den Mega-Events stehen undurchsichtige Funktionärswelten und gigantische Sport-, Medien- und Werbeindustrien, die sich gegebenenfalls auch von Autokraten vereinnahmen lassen und nicht frei sind von Manipulationen. Damit ist ein erster Einstieg in das Thema „Menschenrechte und Sport“ gegeben, das breit gefächert ist und weit über sportliche Mega-Events hinausgeht. Nur einige Ausschnitte davon konnten in dem vorliegenden Schwerpunkt der zeitschrift für menschenrechte bearbeitet werden: Der Sportpädagoge und -historiker Michael Krüger untersucht, wie Bewegung, Gymnastik, Turnen, Spiel und Sport einerseits zu einem Symbol der Hoffnung für Freiheit wurden, und wie sich andererseits neue Zwänge und Abhängigkeiten im Sport und durch den Sport entwickelten. Der Jurist Jonas Burgheim zeigt auf, wie in internationalen Politikarenen inzwischen Bezüge zwischen Sport und Menschenrechten hergestellt werden. Nadine Scharfenort fragt vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Rolle der Frauen in der arabischen Golfregion danach, inwieweit diese am Breiten- und Leistungssport in den dortigen Ländern teilnehmen können. Die Politikwissenschaftlerin Leonie Holthaus legt dar, dass Katar, der Ausrichter der Fußballweltmeisterschaft 2022, ebenso wie andere Staaten der Region, Menschenrechte von GastarbeiterInnen entweder nicht anerkennt oder nicht wirksam umsetzt. Stattdessen befördert das im nationalen Recht verankerte und weithin praktizierte Kafala-System Zwangsarbeit und Menschenhandel. Der Pädagoge Florian Kiuppis betrachtet Sport aus Sicht der Behindertenrechtskonvention, während Marianne Meier, Jonas Schubert und Jens Kunischeski – allesamt MitarbeiterInnen von Terre des Hommes – Kinderrechte im Sportkontext verorten. Die Historikerin Dorothee Weitbrecht stellt dar, wie während der Fußballweltmeisterschaft 1978 in Argentinien unzählige Menschen, darunter auch deutsche Staatsangehörige, in den Kerkern der Diktatur gefoltert und ermordet wurden. Sie fragt nach der Verantwortung des Deutschen Fußballbundes, der das von der argentinischen Militärjunta inszenierte Spektakel mitspielte. Auch die beiden Interviews in unserem „Hintergrund“ beschäftigen sich mit dem Sport: Die ehemalige Leistungssportlerin der DDR, Ines Geipel, findet klare Worte zum Staatsdoping, verbunden mit einer scharfen Kritik an dem System des Hochleistungssports und der Politik, die dieses fördert. Christian Schirmer befragte den Strafrechtler und FIFA-Experten Markus Pieth sowie Larissa Wyss zum Thema FIFA und Menschenrechte. Komplementiert wird die Heftnummer durch einen Diskussionsbeitrag von Sebastian Knell, der ein Modell der Menschenwürde entwirft und es zu grundlegenden Rechten ins Verhältnis setzt. Der Politikwissenschaftler Theodor Rathgeber berichtet in der abschließenden Tour d‘horizon vom Verhalten einzelner Staaten im UN-Menschenrechtsrat, den er für das bundesweite Netzwerk „Forum Menschenrechte“ in Genf beobachtet.
POLIS
In den vergangenen Jahren hat Sprachbildung als fächerübergreifende Kompetenz Einzug in die bundesdeutschen Lehrpläne genommen. Das übergreifende Ziel ist es, über das Erlernen von Fachsprache bildungssprachliche Fähigkeiten zu erwerben, die gesellschaftliche Teilhabe im weitesten Sinne ermöglichen. Im Rahmen eines klaren Entwicklungskonzeptes von Alltagssprache zu Bildungssprache sind auch die gesellschaftswissenschaftlichen Fächer aufgefordert, sich mit diesem Thema vertieft auseinanderzusetzen und Umsetzungsmöglichkeiten für die Praxis auszuarbeiten. Mit der Förderung von Sprachkompetenz im gesellschaftswissenschaftlichen Unterricht stellen sich auch grundsätzliche Fragen zum Verhältnis von Sprache und Politik erneut. In einem Überblick erläutert Constanze Spieß aus sprachwissenschaftlicher Perspektive politische Kommunikation und zeigt auf, wie dabei Sprache strategisch genutzt wird. Welche Voraussetzungen und Implikationen das Verhältnis von Sprache und Politik insbesondere für das lernende Subjekt und damit auch für politische Lehr-Lernsituationen hat, arbeitet Marc Partetzke heraus. Annemarie Jordan blickt in ihrem Beitrag darauf, welche Bedeutung Unterrichtsprache im Kompetenzerwerb hat und diskutiert, welche Hürden sich für Schüler*innen im Erreichen politischer Mündigkeit in Verbindung mit der Sprachfähigkeit ergeben können. Sven Oleschko fragt in seinem Beitrag, wie die Forderung nach Sprachbildung im Fachunterricht praktisch umgesetzt werden kann. Er plädiert dafür, den sprachsensiblen Fachunterricht als Chance zu begreifen. In der Didaktischen Werkstatt stellen Sabine Manzel und Claudia Forkarth den Lehr-Lern-Zyklus als praktisches Element zur Sprachbildung im Politikunterricht vor. Auch in der Zeit des coronabedingten Lockdowns hat sich die enge Verbindung zwischen Sprache und Politik gezeigt: So sind beispielsweise in Berlin Transparente und Graffiti genutzt worden, um trotz sozialer Isolation die politische Sprache nicht zu verlieren. Bilder davon finden sich in dieser Ausgabe.
Während bis zur weltpolitischen Wende 1989/90 die großen Konfliktlinien zwischen Ost und West, Kommunismus und freiheitlicher Demokratie, zwischen links und rechts identifizierbar waren, hat sich seither eine globale geopolitische Differenzierung ereignet, in der neue Machtzentren entstanden sind. Dabei haben zunehmend religiöse Elemente an Bedeutung gewonnen. Aus diesem Grund widmet sich diese POLIS-Ausgabe dem Verhältnis von Religion und Politik und fragt nach den Möglichkeiten Politischer Bildung.
Politische Bildung soll die Entwicklung von Mündigkeit fördern und zur politischen Urteils- und Handlungsfähigkeit führen. Sie soll darüber präventiv gegen antidemokratische Menschen verachtende und Menschenrechte missachtende Einstellungen und Verhaltensweisen wirken. Politische Bildung ist aber viel mehr als Prävention gegen politischen Extremismus, darin sind sich die Autorinnen und Autoren dieses Heftes einig. Samuel Salzborn erörtert zunächst den in der bundesdeutschen Forschung weit verbreiteten statischen Extremismusbegriff, der auf der Annahme einer genuin nicht-extremistischen Mitte und zweier extremistischer Pole in der Gesellschaft beruht, und stellt diesem einen dynamischen gegenüber. Susanne Achour und Thomas Gill setzen sich kritisch mit dem Präventionsgedanken auseinander und zeigen auf, dass ein sicherheitspolitisches Konzept von Extremismusprävention in der politischen Bildung nicht brauchbar ist. Daran knüpfen die Überlegungen von Benedikt Widmaier an, der danach fragt, ob die freiheitlich demokratische Grundordnung überhaupt ein Leitbegriff politischer Bildung sein kann. Katharina Rhein wirft einen Blick in die Geschichte der politischen Bildung und zeigt auf, wie sie in den Anfangsjahren der Bundesrepublik im Sinne eines positiven Verfassungsschutzes begriffen wurde. In der Didaktischen Werkstatt beschäftigen sich Martina Tschirner und Christoph Bauer mit aktuellen Unterrichtsmaterialien, die zur Prävention von Linksextremismus konzipiert wurden. Im Impuls dokumentieren wir eine Stellungnahme der Landeszentralen für politische Bildung zur aktuellen Lage und künftigen Aufgaben der politischen Bildung.
Dieses Heft widmet sich dem 30. Jahrestag der Deutschen Einheit. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, inwiefern der Einigungsprozess neue Perspektiven auf die Jahre der Teilung ermöglicht und inwiefern damit Aufbruch und Umbrüche in Politik, Gesellschaft und individuellen Biografien verbunden sind.
Am 23. Mai 2019 feiern wir den 70. Geburtstag unseres Grundgesetzes. Dies bietet den Anlass für die politische Bildung einen Blick zurück auf die Entstehung unserer Verfassung aber auch auf die bisherigen Leistungen zu werfen. Angesichts der zunehmenden Angriffe auf freiheitliche Werte und Grundrechte haben wir gelernt, das Grundgesetz zu schätzen. Dies sollte aber nicht verhindern Reformbedarfe zu benennen und Herausforderungen zu beschreiben.Aus dem breiten Spektrum möglicher Fragen, die sich an Entstehung und Zukunftsperspektiven der Verfassung stellen, haben wir eine begrenzte Auswahl betreffen müssen.Zunächst führt der Historiker Wolfgang Benz in die Entstehungsgeschichte des Grundgesetzes ein und vermittelt Zuversicht für eine im Gegensatz zu der Weimarer Republik stabile demokratische Gesellschaft der Bundesrepublik. In die jüngere Geschichte blickt Klaus-Dieter Kaiser, der die Verfassungsdiskussionen der sich auflösenden DDR in den Blick nimmt. Im Alter von 70 Jahren darf man dem Jubilar auch Reformbedarfe zu seinem Geburtstag mit auf den Weg geben. Dies tut Utz Schliesky wenn er deutlich macht, dass das Grundgesetz auf die Herausforderungen der Digitalisierung nicht oder nicht in ausreichendem Maße Rahmenbedingungen der Regelung bietet. „Der Islam gehört zu Deutschland“ – bieten aber auch die verfassungsrechtlichen Rahmenbedingungen dafür die Chance und wo sind Regelungsbedarfe? Dies fragt Kirsten Wiese in ihrem Beitrag.Das Jubiläum der Verabschiedung des Grundgesetzes bot auch Künstlerinnen und Künstlern den Anlass, sich mit den einzelnen Artikeln unserer Verfassung intensiv zu beschäftigen. Ergebnis ist eine Ausstellung der Künstlergruppe Amorph. Einen Einblick in das Projekt bieten wir Ihnen im Rahmen des Forums. Dass politische Debatten auch spielerisch angeregt werden können, zeigen Claudia Carla und Claudia Kühirt, die das Spiel „GG 20“ im Rahmen der Didaktischen Werkstatt präsentieren.An dieser Stelle gilt der Dank allen Autorinnen und Autoren, sowie den Künstlerinnen und Künstlern, die es uns ermöglicht haben das Heft auf besondere Weise zu gestalten.Dr. Gudrun Heinrich
Die „Fridays for Future“-Bewegung offenbart ebenso wie die Solidarisierungen mit von Abschiebung bedrohten Menschen oder Proteste gegen die EU-Urheberrechtsreform einen Prozess der Politisierung von Kindern und Jugendlichen. An öffentlichen Schulen dagegen wird eine an den Interessen der Lernenden orientierte Politische Bildung häufig marginalisiert. So finden z. B. in den aktuellen niedersächsischen Kerncurricula für das gymnasiale Unterrichtsfach „Politik-Wirtschaft“ die Themenkomplexe „Migration“ und „Klimawandel“ keinerlei Berücksichtigung. Großer Raum hingegen ist dort für eine vermeintliche ökonomische Bildung vorgesehen. Tatsächlich handelt es sich dabei um eine Erziehung zu einem ökonomistischen Denken, mittels der die Kernanliegen Politischer Bildung konterkariert werden. Die vorliegende POLIS widmet sich dem Problem der Entpolitisierung und Ökonomisierung von Bildung und umfasst Vorschläge, wie mit dieser Herausforderung umgegangen werden kann: Ausgehend von aktuellen gesamtgesellschaftlichen Problemlagen geht Andreas Eis der Frage nach, ob und inwiefern Politische Bildung an Schulen von einer Entpolitisierung und Ökonomisierung betroffen ist. Reinhold Hedtke problematisiert die Entpolitisierung ökonomischen Lernens und zeigt, warum eine ökonomische Bildung, die ihrem Gegenstandsbereich gerecht werden möchte, einer Auseinandersetzung mit politischen Fragen bedarf. Ullrich Ballhausen schließlich analysiert aktuelle Ökonomisierungs- und Entpolitisierungstendenzen in der außerschulischen Politischen Jugend- und Erwachsenenbildung. Im Forum widmen sich Bettina Lösch, Tonio Oeftering, Kerstin Pohl, Sibylle Reinhardt und Alexander Wohnig Fragen, die dem Verhältnis der Politischen Bildung zum Politischen nachgehen. Die Didaktische Werkstatt stellt mit dem Zukunftsforum ein innovatives Format partizipativer Politischer Bildung vor, das es Lernenden ermöglicht, sich drängenden Themen der Gegenwart auch außerhalb des Fachunterrichts, aber innerhalb der Schule zu widmen.
Schule ist vielen gesellschaftlichen Anforderungen ausgesetzt. Daraus entsteht auch Druck, mit dem Lehrkräfte professionell umgehen müssen. Kooperationen mit außerschulischen Partnern können auf den ersten Blick als zusätzlich arbeitsaufwändig gesehen werden. Bei genauerem Hinschauen werden aber sehr viele positive Effekte deutlich, nicht nur in inhaltlicher Hinsicht. Viele Träger außerschulischer politischer Bildung liefern inzwischen maßgeschneiderte Angebote, diesich gut mit schulischen Strukturen verbinden lassen. Auch gibt es mittlerweile viele Organisationen, die die speziellen Strukturen von Schule besser verstehen als dies früher der Fall war. So liefern Nichtregierungsorganisationen oft bereits Vor- und Nachbereitungsmaterialien für den Besuch außerschulischer Lernorte und bieten Strukturen für eine weitere Kooperation an. Dabei hat die schulische politische Bildung sicher immer auf die jeweils von den außerschulischen Trägern vertretenen Interessen zu achten, da deren Angebote als Teil von Kontroversität gesehen werden müssen, wozu dann in der Gesamtsicht von Unterricht zuweilen andere Positionen dazukommen müssen. Lehrkräfte sichern also im Sinne des Beutelsbacher Konsenses die Qualität des Unterrichts und prüfen die Angebote entsprechend.
„Den“ Politikunterricht kann es bereits aufgrund der Eigentümlichkeiten von Bildungsprozessen und der daraus folgenden Singularität der Planung und Durchführung vonUnterricht nicht geben. Politische Bildung an Schulen ist aber zudem mit einer bemerkenswerten Vielfalt ihrer curricularen Rahmenbedingungen konfrontiert, die die Verschiedenartigkeit ihrer Praxen verstärkt. Die Beiträge zum Schwerpunkthema „Politikunterricht im Vergleich“ vermitteln Einblicke in die vielfältige Unterrichtskultur politischer Bildung und ihrer Ursachen auf Ebene der Lehrpläne. Matthias Busch und Tilman Grammes laden dazu ein, sich mit der Unterrichtsgeschichte der politischen Bildung auseinanderzusetzen, um vergessene Pfade politischer Bildung didaktisch zu nutzen. Ihr Beitrag mündet in einem Aufruf zur Einsendung historischer Unterrichtsbeiträge, über die sicherlich viele POLIS-Leserinnen und Leser verfügen (vgl. S. 11).Mahir Gökbudak und Reinhold Hedtke stellen das „Ranking Politische Bildung“ vor, mittels dem erstmals verglichen wurde, wieviel Unterrichtszeit die Bundesländer innerhalb der Sekundarstufe I den Fächern der politischen Bildung zugestehen.Cloé Gobert und Igor Martinache aus unserem französischen Partnerverband (der Association des professeurs de Sciences Économiques es Sociales) beleuchten mit Andrea Szukala deutsch-französische Perspektiven integrativer Unterrichtsfächer der politischen Bildung.Franziska Hedinger und Claudia Schneider zeigen am Beispiel der curricularen Situation in der Deutschschweiz, welche Chancen und Herausforderungen mit der Umsetzung der politischen Bildung im Geschichtsunterricht verbunden sind.Die didaktische Werkstatt entfällt zugunsten eines Abdrucks der Stellungnahme der Landeszentralen und der Bundeszentrale für politische Bildung zur geplanten Ausweitung des Programms „Demokratie leben“ sowie der Schaffung eines Demokratiefördergesetzes in der Zeitung. Benedikt Widmaier ordnet diese Entwicklungen für die POLIS ein.
Das Verhältnis von Sport und Politik wirft eine Reihe von Fragen auf, von denen wir einige in der vorliegenden Ausgabe der Zeitschrift POLIS näher beleuchten werden. Sportgroßereignisse erregen das Interesse breiter Bevölkerungskreise und scheinen über Wochen die Fernsehprogramme zu dominieren. Jürgen Mittag analysiert in seinem Beitrag, wie Staaten und auch zivilgesellschaftliche Akteure diese Aufmerksamkeit für ihre Anliegen nutzen. Die im Sommer dieses Jahres anstehende Fußball WM in Russland gibt den Anlass, die dortige Menschenrechtlage von Johannes Voswinkel, Leiter des Moskauer Büros der Heinrich-Böll Stiftung beschreiben zu lassen. Henk Eric Meier problematisiert in seinem Beitrag sowohl den Begriff des Dopings als auch die Frage der Notwendigkeit staatlichen Engagements in der Dopingbekämpfung. Wenn wir von Fußball sprechen, so denken wir doch meist an Männer-Fußball! Sport scheint die gesellschaftlich verankerten hierarchischen Geschlechterverhältnisse zu spiegeln, worauf Gabriele Sobiech mit Perspektive auf den Sport, aber auch auf Fans und Medien eingeht. Unter der Rubrik FORUM berichtet Gerd Bücker über das Engagement des Sports im Bereich der Rechtsextremismus-Prävention und Christina Schenk, Leiterin der Abteilung Sport bei Transparency International, Deutschland gibt Auskunft über Korruptionsbekämpfung im Sport. Jörg Schröder erläutert abschließend als Sportdidaktiker, wie Sport als Instrument der Demokratiebildung wirken kann. Wir hoffen, Ihnen mit diesem Heft Anregungen für schulische und außerschulische Bildungsprojekte gegeben zu haben. Die prekäre Menschenrechtslage in Russland und der Blick auf dieses Land durch die Fußball Weltmeisterschaft könnten hierfür ein Anlass sein.
Die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten oder das Anwachsens rechtspopulistischer Bewegungen haben dem Thema Emotionen eine neue Aktualität gegeben. Politische Auseinandersetzungen werden in einer stark emotionalisierten Arena ausgetragen. Dies trifft nicht nur auf Stammtischparolen, Fake News oder Hate Speeches zu.Auch der 14. Bundeskongress Politische Bildung vom 07. bis 09. März 2019 in Leipzig wird das Thema mit dem Titel: „Was uns bewegt. Emotionen in Politik und Gesellschaft“ aufnehmen (bitte vormerken!).Emotionen spielen in Politik und Gesellschaft sowie in der politischen Öffentlichkeit eine ambivalente Rolle. Sie können viel bewegen, zum Fördern von Toleranz oder Hass eingesetzt werden. In Zeiten von Populismus und „gefühlten“ Wahrheiten ist es notwendig, die Rolle von Emotionen rational zu analysieren, um deren Relevanz für das politische Denken und Handeln von Menschen zu reflektieren. Dazu möchte dieses Heft einen diskursiven Beitrag leisten. So analysieren Maria do Mar Castro Varela und Paul Mercheril aus psychologischer und pädagogischer Perspektive die vielschichtigen Ursachen für die „Dämonisierung der Anderen“ und geben rationale Erklärungen für das wachsende rassistische Denken und Handeln in breiten Bevölkerungskreisen.Florian Weber-Stein beleuchtet die „Verwobenheit von Emotion und Kognition in politischen Lernprozessen“ und stellt die produktive Rolle von Emotionen für politisches Lernen im Sinne einer „selbstbewussten emotionalen Bildung“ heraus.Im Forum diskutieren Sibylle Reinhardt und Benedikt Widmaier auf der Basis ihrer Biografien und langjährigen Erfahrungen in der formalen und nonformalen Bildung die Rolle von Emotionen unter fachdidaktischer Perspektive. Sie verweisen auf ihr positives Potenzial als „Triebfeder“ und „Motor“ von Lernprozessen.In der Rubrik „Werkstatt“ stellt Sebastian Fischer ein für Sachsen entwickeltes Fortbildungskonzept für Lehrkräfte zum Themenfeld Rechtsextremismus vor. Die Ergebnisse können auch bundesweit Impulse zum Umgang mit rechtspopulistischen Einstellungen setzen.
Der 10. Dezember wird seit der Allgemeinen Deklaration der Menschenrechte durch die Generalsversammlung der Vereinten Nationen 1948 als „internationaler Tag der Menschenrechte“ begangen. Neben dem Aspekt des ERKLÄRENs im Sinne von Deklaration sind jedoch v.a. fachwissenschaftliche und fachdidaktische Anstrengungen erforderlich, um das ERKLÄREN auch im Sinne von Verständlich-Machen zu besorgen. Viele Bezüge zum Thema erweisen sich dabei von dauerhafter Aktualität und zwingen zur beschränkenden Auswahl. Mit einigen Bildern wird zumindest darauf hingewiesen dass es viele Kontroversen gibt, die unter dem Aspekt der Menschenrechtspolitik und der Menschenrechtsbildung eine gesonderte Beachtung verdient hätten. Über diesen konkreten Problembezügen erscheint es jedoch von Bedeutung zu sein, vor allem die Konfrontation zwischen normativen Geltungsansprüchen und realpolitischen Hindernissen zu thematisieren. Diesem Spannungsverhältnis widmet sich der (eher skeptische) Beitrag von Rainer Huhle. Mit einer Thematisierung des Rechts auf Bildung richtet der Politikwissenschafler Michael Krennerich exemplarisch den Blick auf die oft vernachlässigte soziale Dimension der Menschenrechte. Jenseits fachwissenschaftlicher Analysen hat ein vor allem auch für Lehrende konzipiertes Heft immer auch den didaktischen Impetus des Themas zu berücksichtigen. Mit der Adaption eines gebräuchlichen Modells unternehmen Armin Scherb und Markus Gloe deshalb den Versuch, die politikdidaktischen Dimensionen einer kompetenzorientierten Menschenrechtsbildung zu skizzieren. Ausgehend von seinen Erfahrungen als Sonderberichterstatter der UNO für Religions- und Weltanschauungsfragen gibt Heiner Bielefeldt im Forum Antworten auf Fragen zu den Möglichkeiten und Grenzen der Menschenrechtspolitik und beleuchtet dabei insbesondere das Spannungsverhältnis zwischen Universalisierungsanspruch und nationalstaatlicher Kontextualität.In der Didaktischen Werkstatt stellen Stephan Leppert und Selina Baumgart das Projekt „Menschenrechtskalender 2018“ vor, das als Beispiel einer kompezenzorientierten Menschenrechtsbildung angesehen werden kann.
Für viele Lehrende und Forschende im Feld der politischen und sozioökonomischen Bildung ist der berufsbildende Bereich eine Terra incognita. Wenn über berufsbildendeSchulen medial berichtet wird, dann oft im Zusammenhang mit sog. „Bildungsbenachteiligten“. Die berufsbildenden Schulen als Auffangbecken für die Gescheiterten? Diese Perspektive ist falsch und sie verkennt das Potential der Lernenden, sie verkennt dieVielfalt der Angebote, die vom dualen Zweig, über Fachschulen, die Fachoberschule, das Berufsgymnasium sowie Integrationsklassen reichen und sie verkennt auch die Chancen, die Berufe außerhalb akademischer Berufsbilder eröffnen. Gut 80% der Absolventen/Absolventinnen der allgemeinbildenden Schulen wechseln an berufsbildende Schulen. Dennoch schenkt die Politische Bildung dem berufsbildenden Bereich bisher immer noch wenig, zu wenig Beachtung. Die vorliegende POLIS-Ausgabe soll einen ersten Eindruck über die Herausforderungen und Erfahrungen der politischen Bildung an berufsbildenden Schulen geben. Es gibtvieles zu lernen. Die Vielzahl an Konzepten, Ideen und Maßnahmen zum unterrichtlichen Umgang mit heterogenen Lerngruppen sind ein Beispiel. Die Breite der Erfahrungen mit fächerübergreifendem Unterricht, der mit der Lernfelddidaktik von der Kultusministerkonferenz curricular festgelegt wurde, ein weiteres. Der berufsbildende Bereich ist eine der zentralen Institutionen der gesellschaftlichen Integration von Geflüchteten, von Zuwanderern und von jungen Menschen insgesamt. Diesen im Rahmen der politischen Bildung den Wert und die Bedeutung der Demokratie und der freiheitlich-pluralen Gesellschaft zu vermitteln, sie auf dem Weg zur politischen Mündigkeit zu begleiten, ist eine Aufgabe, der sich die politische Bildung im berufsbildenden Bereich stellt.
Es ist schon verwunderlich: Die theoretische Auseinandersetzung mit der Politik begann mit einem Philosophen, mit Aristoteles. Aber diese Tradition scheint heute weitgehend vergessen zu sein, im Zeitalter der Vermessung von allem, der Standardisierung und der Kompetenzorientierung von Zielen auch der politischen Bildung. Die Autoren dieses Heftes plädieren allesamt für ein Wiederaufleben dieser Tradition bzw. für die Notwendigkeit, politische Bildung und Politikdidaktik wieder theoretisch und philosophisch zu begründen. Detlef Horster verweist auf relevante zeitgenössische Begriffe und gesellschafstheoretische Strömungen, die, alle philosophisch fundiert, für politische Bildung bedeutsam sind. Markus Gloe und Tonio Oeftering halten die Beschäftigung mit politischer Theorie, das ist ein Teil der Philosophie, für zwingend geboten und plädieren dafür, sie miteinander enger zu „verzahnen“. Dagegen setzt sich Hakan Gürses kritisch mit der Inanspruchnahme der Philosophie als „Magd“ der politischen Bildung auseinander. Gleichwohl sieht er wichtige und perspektivreiche Beiträge der Philosophie für die politische Bildung. Armin Scherb beschreibt die Philosophie des Pragmatismus. Ihre Bedeutung für die politische Bildung sieht er in der Möglichkeit, die Theorie der pluralistischen Demokratie und die Praxis der Demokratiebildung normativ zu begründen. In der Didaktischen Werkstatt fragt Jens Korfkamp nach der Bedeutung der Philosophie für die Herausbildung einer demokratischen Persönlichkeitsbildung und zeigt Wege und Methoden. Zurzeit boomt der Markt der Philopsphie. Es gibt eine Reihe von philosophischen Zeitschriften; sie werden vorgestellt von JensKorfkamp. „Alte“ Gedanken zur politischen Philosophie sind immer noch aktuell. Das zeigt eine Auswahl von Zitaten bekannter Philosophen. Alle Beiträge liegen quer zur gegenwärtigen Outputorientierung des Lernens und der Bildung. Dazu eignet sich die Philosophie nicht – das Philosophieren stiftet aber dazu an, darüber kritisch nachzudenken.
Keine Fachzeitschrift verfügt über das Umfangsbudget, um auch nur annähernd die zahlreichen aktuellen Krisenherde und Baustellen der Europäischen Union mit ihrem derzeit bedrohlichen Desintegrationspotenzial angemessen zu bearbeiten. Und auch die wechselnde Aktualität der Ereignisse, wie zuletzt die Präsidentschaftswahlen in Frankreich, kann auf dem Reflexionniveau einer Fachzeitschrift nicht simultan eingefangen werden. Folgende Auswegentscheidung wurde daher für das vorliegende Heft getroffen:Andreas Kalina versucht mit einem thematischen Übergriff, die Diversität der Problemlagen unter das immer wieder diskutierte Demokratiedilemma zu subsumieren. Das Allgemeine in den Besonderheiten der EU-Entwicklung bearbeiten Johannes Varwick und Manuel Wäschle mit der Darstellung der Integrationsmöglichkeiten vor dem Hintergrund unterschiedlicher Länderbedingungen und nationaler Partikularinteressen. In der Auswahl spezifischer Problemlagen fiel die redaktionelle Entscheidung zu Gunsten einer Beschäftigung mit dem BREXIT. Roland Sturm hat dazu eine Situationsanalyse mit vorsichtigen Rückschlüssen auf mögliche politische Konsequenzen vorgelegt. Wenn ein Pulse for Europe im Augenblick die Gegenbewegung zu beobachtbaren Re-Nationalisierungstendenzen bildet, dann findet diese Initiative nicht nur in der Befürwortung bei renommierten EU-Politikern Anklang, wofür ein Kurzinterview mit dem Vizepräsidenten des EU-Parlaments Ingo Friedrich Zeugnis gibt, sondern realisiert sich auch in auf Nachhaltigkeit angelegten Initiativen und Konzepten der Politischen Bildung. Diese nehmen einerseits die Denkweisen späterer Lehrpersonen in den Blick. Armin Scherb und Nour El-Amine haben sich dabei um die Auswertung einer Umfrage unter Studierenden der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg bemüht. Für die Didaktische Werkstatt hatte sich überdies Olga Bombardelli (Università degli Studi di Trento) bereit gefunden, die konzeptionellen Grundlagen des EU-geförderten Projekts SPACE (Students Promoting Aktive Citizenship in Europe) zu erläutern.