Zu "Martin Kaiser" wurden 4 Titel gefunden
Autoritäre Versuchung
Journal für politische Bildung 3/2023
Rechte und rechtsextreme Strömungen etablieren sich zunehmend in der europäischen Parteienlandschaft. In Deutschland sind die jüngsten Wahlerfolge und aktuellen Umfragehochs der AfD an diese Entwicklungen anschlussfähig. Welche Aufgabe hat politische Bildung in Zeiten autoritärer Strömungen und Bewegungen? Wie lässt sich politische Bildung in autoritären Räumen gestalten? Und was brauchen politische Bildner*innen, um ihre Arbeit in einer sich zunehmend entgrenzenden Gesellschaft zu gestalten? Diese Ausgabe des Journal stellt sich der Herausforderung, ausgewählte Antworten und Überlegungen zu diskutieren. Das Heft schaut darauf, wie sich politische Bildung in diesen komplexen Zusammenhängen aufstellt, und gestattet einen differenzierten, aber auch vertieften Einblick in verschiedene Perspektiven, Zugänge und Bildungspraxen.
Rechte und rechtsextreme Strömungen etablieren sich zunehmend in der europäischen Parteienlandschaft. In Deutschland sind die jüngsten Wahlerfolge und aktuellen Umfragehochs der AfD an diese Entwicklungen anschlussfähig. Welche Aufgabe hat politische Bildung in Zeiten autoritärer Strömungen und Bewegungen? Wie lässt sich politische Bildung in autoritären Räumen gestalten? Und was brauchen politische Bildner*innen, um ihre Arbeit in einer sich zunehmend entgrenzenden Gesellschaft zu gestalten? Diese Ausgabe des Journal stellt sich der Herausforderung, ausgewählte Antworten und Überlegungen zu diskutieren. Das Heft schaut darauf, wie sich politische Bildung in diesen komplexen Zusammenhängen aufstellt, und gestattet einen differenzierten, aber auch vertieften Einblick in verschiedene Perspektiven, Zugänge und Bildungspraxen.
18,90 €
Friedliche Revolution – und dann?
Journal für politische Bildung 4/2019
Als die DDR-Bürger im Herbst 1989 zu Hundertausenden in Leipzig, Dresden, Rostock, Berlin und vielen anderen Orten auf die Straßen gingen, um mutig und entschlossen gegen die SED-Herrschaft zu demonstrieren, brachten sie scheinbar unüberwindbare Verhältnisse ins Wanken und die Mauer zu Fall. Mit dem Sturz der kommunistischen Diktatur gelang ihnen der Aufbruch in die Demokratie, in eine neue Zeit. Schon ein knappes Jahr später waren die Deutschen wiedervereinigt, die Teilung Europas im Kalten Krieg war Geschichte. Das Ende der DDR und die deutsche Einheit waren zugleich Ausgangspunkte für tiefgreifende gesellschaftspolitische Umbrüche mit nachhaltigen Wirkungen bis in die Gegenwart. Viele ältere Menschen erinnern sich heute mit Stolz an die Zeit der Wende. Für die Jüngeren dagegen liegt dieses Datum weit in der Vergangenheit. Demokratie, Menschen- und Bürgerrechte erscheinen vielen Menschen unter 40 häufig selbstverständlich, die Unterschiede zwischen Diktatur und Demokratie sind oftmals nicht präsent. Auch die dramatischen Ereignisse des Revolutionsherbstes oder des folgenden deutschen Einigungsprozesses sind für jüngere Menschen oft nur schwer nachzuvollziehen. Bei den Landtagswahlen in Ostdeutschland in diesem Jahr war die Wahlkampfparole der AfD unübersehbar und viel diskutiert: „Hol dir dein Land zurück – Vollende die Wende“. Zudem ging die Partei mit einem Slogan an den Start, der ursprünglich als Ruf der Friedlichen Revolution von 1989 in die Geschichtsbücher einging: „Wir sind das Volk!“. Doch die derzeitige Situation in Deutschland ist nicht vergleichbar mit der Lebenswirklichkeit in der DDR – genau das wird allerdings impliziert. Menschen, die vor 30 Jahren im SED-Staat auf die Straße gegangen sind, forderten Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Versammlungs-, Rede- und Reisefreiheit. All diese Freiheiten haben Menschen im heutigen Deutschland – auch im Osten. Und dennoch ziehen Populisten und Rechtsradikale immer wieder Parallelen zwischen der Diktatur damals und der heutigen Zeit. Die Sorgen vieler Menschen im Osten werden missbraucht und Unzufriedenheiten angeheizt, indem behauptet wird, in Deutschland herrsche keine Meinungsfreiheit, es gäbe keine freien Medien und die Regierung handle willkürlich und unterdrücke oppositionelle Stimmen. So will man sich in die Tradition der Friedlichen Revolution setzen. In einer offenen Erklärung haben darum ostdeutsche Prominente und frühere DDR-Bürgerrechtler/-innen der AfD vorgeworfen, das Ende der DDR für Wahlkampfzwecke zu missbrauchen. Mit ihrem Slogan „Vollende die Wende“ holt die AfD Menschen bei ihrem Frust ab – dem verbreiteten Gefühl, man sei Verlierer der Deutschen Einheit. Die AfD setzt auf das Gefühl, dass damals gemachte Versprechungen teils nicht eingehalten wurden, Vorstellungen sich nicht erfüllt haben. Diese Erzählung funktioniert oftmals, und das hat vielschichtige Gründe: Etwa das in der DDR verlorene Vertrauen in die Politik, die biografischen Brüche, die für die allermeisten Ostdeutschen die Wende 1989 bedeutete, immer noch vorhandene Mängel in der Infrastruktur und wirtschaftliches Ungleichgewicht – noch immer liegt die Rente im Osten deutlich unter der im Westen. Die Jubiläumsjahre 2019 und 2020 bieten uns 30 Jahre später nun in dieser Ausgabe des Journal die Gelegenheit, in verschiedenen Zusammenhängen daran zu erinnern. Dabei geht es in der politischen Bildungsarbeit aber nicht nur darum, historisches Wissen über den Aufbruch in die Demokratie, sondern auch zentrale demokratische Werte zu vermitteln. Angesichts der sich verändernden politischen Kultur im vereinigten Deutschland der Gegenwart steht die politische Bildung dabei heute vor ganz besonderen Herausforderungen. Dieser Aufgabe gilt es sich entschlossen und engagiert zu widmen.
Als die DDR-Bürger im Herbst 1989 zu Hundertausenden in Leipzig, Dresden, Rostock, Berlin und vielen anderen Orten auf die Straßen gingen, um mutig und entschlossen gegen die SED-Herrschaft zu demonstrieren, brachten sie scheinbar unüberwindbare Verhältnisse ins Wanken und die Mauer zu Fall. Mit dem Sturz der kommunistischen Diktatur gelang ihnen der Aufbruch in die Demokratie, in eine neue Zeit. Schon ein knappes Jahr später waren die Deutschen wiedervereinigt, die Teilung Europas im Kalten Krieg war Geschichte. Das Ende der DDR und die deutsche Einheit waren zugleich Ausgangspunkte für tiefgreifende gesellschaftspolitische Umbrüche mit nachhaltigen Wirkungen bis in die Gegenwart. Viele ältere Menschen erinnern sich heute mit Stolz an die Zeit der Wende. Für die Jüngeren dagegen liegt dieses Datum weit in der Vergangenheit. Demokratie, Menschen- und Bürgerrechte erscheinen vielen Menschen unter 40 häufig selbstverständlich, die Unterschiede zwischen Diktatur und Demokratie sind oftmals nicht präsent. Auch die dramatischen Ereignisse des Revolutionsherbstes oder des folgenden deutschen Einigungsprozesses sind für jüngere Menschen oft nur schwer nachzuvollziehen. Bei den Landtagswahlen in Ostdeutschland in diesem Jahr war die Wahlkampfparole der AfD unübersehbar und viel diskutiert: „Hol dir dein Land zurück – Vollende die Wende“. Zudem ging die Partei mit einem Slogan an den Start, der ursprünglich als Ruf der Friedlichen Revolution von 1989 in die Geschichtsbücher einging: „Wir sind das Volk!“. Doch die derzeitige Situation in Deutschland ist nicht vergleichbar mit der Lebenswirklichkeit in der DDR – genau das wird allerdings impliziert. Menschen, die vor 30 Jahren im SED-Staat auf die Straße gegangen sind, forderten Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Versammlungs-, Rede- und Reisefreiheit. All diese Freiheiten haben Menschen im heutigen Deutschland – auch im Osten. Und dennoch ziehen Populisten und Rechtsradikale immer wieder Parallelen zwischen der Diktatur damals und der heutigen Zeit. Die Sorgen vieler Menschen im Osten werden missbraucht und Unzufriedenheiten angeheizt, indem behauptet wird, in Deutschland herrsche keine Meinungsfreiheit, es gäbe keine freien Medien und die Regierung handle willkürlich und unterdrücke oppositionelle Stimmen. So will man sich in die Tradition der Friedlichen Revolution setzen. In einer offenen Erklärung haben darum ostdeutsche Prominente und frühere DDR-Bürgerrechtler/-innen der AfD vorgeworfen, das Ende der DDR für Wahlkampfzwecke zu missbrauchen. Mit ihrem Slogan „Vollende die Wende“ holt die AfD Menschen bei ihrem Frust ab – dem verbreiteten Gefühl, man sei Verlierer der Deutschen Einheit. Die AfD setzt auf das Gefühl, dass damals gemachte Versprechungen teils nicht eingehalten wurden, Vorstellungen sich nicht erfüllt haben. Diese Erzählung funktioniert oftmals, und das hat vielschichtige Gründe: Etwa das in der DDR verlorene Vertrauen in die Politik, die biografischen Brüche, die für die allermeisten Ostdeutschen die Wende 1989 bedeutete, immer noch vorhandene Mängel in der Infrastruktur und wirtschaftliches Ungleichgewicht – noch immer liegt die Rente im Osten deutlich unter der im Westen. Die Jubiläumsjahre 2019 und 2020 bieten uns 30 Jahre später nun in dieser Ausgabe des Journal die Gelegenheit, in verschiedenen Zusammenhängen daran zu erinnern. Dabei geht es in der politischen Bildungsarbeit aber nicht nur darum, historisches Wissen über den Aufbruch in die Demokratie, sondern auch zentrale demokratische Werte zu vermitteln. Angesichts der sich verändernden politischen Kultur im vereinigten Deutschland der Gegenwart steht die politische Bildung dabei heute vor ganz besonderen Herausforderungen. Dieser Aufgabe gilt es sich entschlossen und engagiert zu widmen.
13,99 € - 18,00 €
Im Schatten des Wandels
20 Jahre politische Bildung im Austausch mit Ägypten
Als Anfang 2011 in ganz Ägypten Aufbruchsstimmung herrschte, waren viele in der westlichen Welt überrascht: Gut ausgebildete junge Menschen forderten soziale und politische Beteiligung; zivilgesellschaftliche Einrichtungen arbeiteten mit nicht-offiziellem Status; neue demokratische Ideen nahmen Form an. Nur wenige Fachleute hatten die Entstehung einer kritischen Gegenöffentlichkeit in arabischen Ländern – auch in Ägypten – bereits im Gefolge von 9-11 bemerkt. Beteiligte an Austauschprogrammen mit Ägypten lernten über Jahrzehnte die Entwicklung nicht-staatlicher Einrichtungen im Schatten des Mubarak-Regimes kennen. Sie erlebten, wie die junge Generation in Ägypten heranwuchs, die im Jahr 2011 den politischen Wandel einleitete. Dieses Buch fasst die Erfahrungen von 20 Jahren Austauscharbeit mit Ägypten vor dem Hintergrund der aktuellen Situation in der arabischen Welt zusammen. Anhand der durchgeführten Projekte beschreibt es die Inhalte, Lernprozesse und Wirkungsgeschichte politischer Bildung in einer internationalen (und interkulturellen) Konstellation. Gleichzeitig werden die Erfahrungen dieser Zusammenarbeit zu den Analysen (der Fachliteratur und zum Diskurs) in den Referenzwissenschaften in Beziehung gesetzt. Die einzelnen Kapitel befassen sich mit den Themenschwerpunkten politische Rahmenbedingungen und Förderung, dem sensiblen Überschneidungsfeld von Religion und Politik, mit Demokratiebegriff und demokratischer Entwicklung, mit Strukturen und Gestaltung der Zivilgesellschaft, den Erfahrungen in multilateralen Projekten, der Kurz- und Langzeitwirkung politischer Bildung und den Perspektiven der Zusammenarbeit mit arabischen Ländern. Die Publikation richtet sich an Fachkräfte, Trainer/innen und Fördergeber, die das Aktions- und Wirkungsspektrum politischer Bildung im internationalen Kontext reflektieren möchten. Gleichzeitig bietet es wertvolle praktische Anregungen für die Arbeit mit Gruppen aus Europa und der arabischen Welt.
Als Anfang 2011 in ganz Ägypten Aufbruchsstimmung herrschte, waren viele in der westlichen Welt überrascht: Gut ausgebildete junge Menschen forderten soziale und politische Beteiligung; zivilgesellschaftliche Einrichtungen arbeiteten mit nicht-offiziellem Status; neue demokratische Ideen nahmen Form an. Nur wenige Fachleute hatten die Entstehung einer kritischen Gegenöffentlichkeit in arabischen Ländern – auch in Ägypten – bereits im Gefolge von 9-11 bemerkt. Beteiligte an Austauschprogrammen mit Ägypten lernten über Jahrzehnte die Entwicklung nicht-staatlicher Einrichtungen im Schatten des Mubarak-Regimes kennen. Sie erlebten, wie die junge Generation in Ägypten heranwuchs, die im Jahr 2011 den politischen Wandel einleitete. Dieses Buch fasst die Erfahrungen von 20 Jahren Austauscharbeit mit Ägypten vor dem Hintergrund der aktuellen Situation in der arabischen Welt zusammen. Anhand der durchgeführten Projekte beschreibt es die Inhalte, Lernprozesse und Wirkungsgeschichte politischer Bildung in einer internationalen (und interkulturellen) Konstellation. Gleichzeitig werden die Erfahrungen dieser Zusammenarbeit zu den Analysen (der Fachliteratur und zum Diskurs) in den Referenzwissenschaften in Beziehung gesetzt. Die einzelnen Kapitel befassen sich mit den Themenschwerpunkten politische Rahmenbedingungen und Förderung, dem sensiblen Überschneidungsfeld von Religion und Politik, mit Demokratiebegriff und demokratischer Entwicklung, mit Strukturen und Gestaltung der Zivilgesellschaft, den Erfahrungen in multilateralen Projekten, der Kurz- und Langzeitwirkung politischer Bildung und den Perspektiven der Zusammenarbeit mit arabischen Ländern. Die Publikation richtet sich an Fachkräfte, Trainer/innen und Fördergeber, die das Aktions- und Wirkungsspektrum politischer Bildung im internationalen Kontext reflektieren möchten. Gleichzeitig bietet es wertvolle praktische Anregungen für die Arbeit mit Gruppen aus Europa und der arabischen Welt.
31,99 € - 39,80 €
Historische Kompetenz
Aneignung und Vermittlung von Geschichte. Vom Ersten zum Zweiten Weltkrieg. Jugendbewegung und Jugendarbeit. Historisch-politische Bildung 2014
2014 wird die historisch-politische Bildung eine besondere Rolle spielen. Dem Brauch der runden Zahlen folgend gibt das Jahr in mehrfacher Hinsicht Anlass, auf wichtige Stationen, die speziell im 20. Jahrhundert die Weichen stellten, zurückzublicken. Einen herausragenden Platz nehmen dabei der Erste und der Zweite Weltkrieg ein, deren Beginn sich zum 100. bzw. 75. Mal jährt. Das Jahr 1914 steht für den Auftakt der unfriedlichen Ordnung, die von Europa ausgehend die Welt in Krieg und Bürgerkrieg stürzte und die heute – vom erreichten Stand der europäischen Einigung aus betrachtet – als ferne Vergangenheit und gleichzeitig als ein bedenkliches Drohbild erscheint. Für viele der heutigen Zeitgenossen, vor allem für Jugendliche und junge Erwachsene, ist das ein weit entferntes Zeitalter, dessen Signatur immer undeutlicher wird. Dass die nationalstaatlichen oder weltwirtschaftlichen Triebkräfte, die dieses Zeitalter bestimmten, auch heute noch wirken, ist meist nicht bewusst – genau so wenig wie die Tatsache, dass die Eltern- und Großelterngeneration dadurch nachhaltig geprägt wurde. Pädagogisch tragfähige Zugänge zu solchen historischen Zusammenhängen zu schaffen, um sich in der Gegenwart zu orientieren und Zukunft zu gestalten, ist das Anliegen der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung. Ihr geht es nicht primär um die Vermittlung historischen Wissens über Ereignisse, Institutionen und Personen. Sie will vielmehr die Vergangenheit, den Werdegang der heutigen Welt, als Editorial ein Feld erschließen, das den eigenen politischen Standort betrifft und herausfordert. Die Zugänge sind ja meist verschüttet, auch wenn sich heute durch die mediale Informationsüberfülle ein bunter Bilderreigen der Vergangenheit jedem Nachgeborenen geradezu aufdrängt. Der Bildungsarbeit geht es dagegen, kurz gesagt, um historische Kompetenz. Was das heißt – im Grundsätzlichen und bezogen auf die verschiedenen historischen Perspektiven –, will das vorliegende Heft deutlich machen und zur Diskussion stellen. Es beginnt daher mit einem Grundsatzartikel von Prof. Christine Zeuner (Helmut Schmidt Universität Hamburg), der danach fragt, worin die Vermittlung historischer Kompetenz als Aufgabe außerschulischer politischer Bildung, gerade im Unterschied zur Schule, besteht. Ein wichtiger Bezugspunkt ist dabei das Kompetenzmodell von Oskar Negt. Prof. Arno Klönne (Universität Paderborn) wendet sich dann dem Ersten Weltkrieg und seinen Konsequenzen für die deutsche Erinnerungspolitik zu. Er zieht das Fazit, dass ohne systematische volks- und insbesondere jugendpädagogische Vorbereitung die Militarisierung und Brutalisierung des politischen Lebens nicht möglich gewesen wäre. Prof. Gerd Steffens (Universität Gießen) setzt dies mit einem Beitrag über den Zweiten Weltkrieg fort. Er thematisiert u.a. die Wege und Abwege der deutschen Erinnerungskultur, die sich an der „singulären“ Unmenschlichkeit des NS-Regimes festgemacht hat. Dem folgt ein Rückblick von Dr. Susanne Rappe-Weber (Archiv der deutschen Jugendbewegung) auf 100 Jahre Jugendbewegung und Jugendarbeit in Deutschland. Ausgangspunkt ist das berühmte Jugendtreffen 1913 auf dem Hohen Meißner, das seine eigene Tradition mit Gedenkveranstaltungen und Rückblicken gestiftet hat. Den Abschluss des Schwerpunkts bildet ein Panorama der Praxis, das von der Journal-Redaktion zusammengestellt und von verschiedenen Autoren verfasst wurde. Hier berichten Vertreter und Vertreterinnen der (außerschulischen) politischen Bildung über Planungen, die für das Jahr 2014 anstehen, und reflektieren Notwendigkeit wie Zielsetzungen historisch-politischer Bildung.
2014 wird die historisch-politische Bildung eine besondere Rolle spielen. Dem Brauch der runden Zahlen folgend gibt das Jahr in mehrfacher Hinsicht Anlass, auf wichtige Stationen, die speziell im 20. Jahrhundert die Weichen stellten, zurückzublicken. Einen herausragenden Platz nehmen dabei der Erste und der Zweite Weltkrieg ein, deren Beginn sich zum 100. bzw. 75. Mal jährt. Das Jahr 1914 steht für den Auftakt der unfriedlichen Ordnung, die von Europa ausgehend die Welt in Krieg und Bürgerkrieg stürzte und die heute – vom erreichten Stand der europäischen Einigung aus betrachtet – als ferne Vergangenheit und gleichzeitig als ein bedenkliches Drohbild erscheint. Für viele der heutigen Zeitgenossen, vor allem für Jugendliche und junge Erwachsene, ist das ein weit entferntes Zeitalter, dessen Signatur immer undeutlicher wird. Dass die nationalstaatlichen oder weltwirtschaftlichen Triebkräfte, die dieses Zeitalter bestimmten, auch heute noch wirken, ist meist nicht bewusst – genau so wenig wie die Tatsache, dass die Eltern- und Großelterngeneration dadurch nachhaltig geprägt wurde. Pädagogisch tragfähige Zugänge zu solchen historischen Zusammenhängen zu schaffen, um sich in der Gegenwart zu orientieren und Zukunft zu gestalten, ist das Anliegen der politischen Jugend- und Erwachsenenbildung. Ihr geht es nicht primär um die Vermittlung historischen Wissens über Ereignisse, Institutionen und Personen. Sie will vielmehr die Vergangenheit, den Werdegang der heutigen Welt, als Editorial ein Feld erschließen, das den eigenen politischen Standort betrifft und herausfordert. Die Zugänge sind ja meist verschüttet, auch wenn sich heute durch die mediale Informationsüberfülle ein bunter Bilderreigen der Vergangenheit jedem Nachgeborenen geradezu aufdrängt. Der Bildungsarbeit geht es dagegen, kurz gesagt, um historische Kompetenz. Was das heißt – im Grundsätzlichen und bezogen auf die verschiedenen historischen Perspektiven –, will das vorliegende Heft deutlich machen und zur Diskussion stellen. Es beginnt daher mit einem Grundsatzartikel von Prof. Christine Zeuner (Helmut Schmidt Universität Hamburg), der danach fragt, worin die Vermittlung historischer Kompetenz als Aufgabe außerschulischer politischer Bildung, gerade im Unterschied zur Schule, besteht. Ein wichtiger Bezugspunkt ist dabei das Kompetenzmodell von Oskar Negt. Prof. Arno Klönne (Universität Paderborn) wendet sich dann dem Ersten Weltkrieg und seinen Konsequenzen für die deutsche Erinnerungspolitik zu. Er zieht das Fazit, dass ohne systematische volks- und insbesondere jugendpädagogische Vorbereitung die Militarisierung und Brutalisierung des politischen Lebens nicht möglich gewesen wäre. Prof. Gerd Steffens (Universität Gießen) setzt dies mit einem Beitrag über den Zweiten Weltkrieg fort. Er thematisiert u.a. die Wege und Abwege der deutschen Erinnerungskultur, die sich an der „singulären“ Unmenschlichkeit des NS-Regimes festgemacht hat. Dem folgt ein Rückblick von Dr. Susanne Rappe-Weber (Archiv der deutschen Jugendbewegung) auf 100 Jahre Jugendbewegung und Jugendarbeit in Deutschland. Ausgangspunkt ist das berühmte Jugendtreffen 1913 auf dem Hohen Meißner, das seine eigene Tradition mit Gedenkveranstaltungen und Rückblicken gestiftet hat. Den Abschluss des Schwerpunkts bildet ein Panorama der Praxis, das von der Journal-Redaktion zusammengestellt und von verschiedenen Autoren verfasst wurde. Hier berichten Vertreter und Vertreterinnen der (außerschulischen) politischen Bildung über Planungen, die für das Jahr 2014 anstehen, und reflektieren Notwendigkeit wie Zielsetzungen historisch-politischer Bildung.
18,00 €