Zu "Verband der Geschichtslehrer Deutschlands - VGD" wurden 23 Titel gefunden
Mit dem Themenschwerpunkt in dieser Ausgabe von soll nun selbstverständlich weder die Türkei retrospektiv auf die Anklagebank gesetzt noch der Armeniergenozid zu einem paradigmatischen Geschehen erklärt werden, einem Geschehen, das gleichsam stellvertretend für alle Genozide des 20. Jahrhunderts stehen könne und daher mindestens ebenso viel Beachtung fi nden müsse wie die quantitativ „größeren“ Verbrechen dieser Art in der Sowjetunion unter Stalin, im nationalsozialistischen Deutschland oder in Kambodscha unter Pol Pot. Aber während zumindest die beiden erstgenannten als gut erforscht und in der Geschichtskultur zumindest partiell verankert gelten können und zudem die eskalierende Dynamisierung der Gewalt in der Überschneidungszone der beiden Machtsysteme, den „Bloodlands“, jüngst noch mit schmerzhafter Deutlichkeit vor Augen geführt wurde3, herrscht über den Armeniergenozid vielfach Unwissen oder – fast noch problematischer – eine bloß ungefähre Ahnung. Abhilfe zu schaffen hat der niedersächsische Geschichtslehrerverband in Kooperation mit anderen Einrichtungen in der viel beachteten Fachtagung „Völkermord als Thema im Unterricht“ (Hannover, 23./24.2.20124) unternommen; zwei Referate erscheinen hier in überarbeiteter und dokumentierter Fassung. Mihran Dabag stellt den Vorgang in den Kontext der rapiden und krisenhaften Transformierung des Osmanischen Reiches und seiner Umwandlung in einen „modernen“ – und das bedeutete in der Vorstellung der Zeit: homogenen – Nationalstaat. Martin Stupperich spiegelt in Berichten von Repräsentanten des Deutschen Reiches die Mitwisserschaft und Mitverantwortung von Entscheidungsträgern im Kaiserreich. Vor diesem Hintergrund sei die tendenziell eher beschweigende Haltung der aktuell politisch Verantwortlichen hierzulande wie auch das nahezu vollständige Ignorieren des Themas im Geschichtsunterricht mehr als problematisch. Wie die Erinnerung an den Armeniergenozid im französischen Geschichtsunterricht integriert ist, zeigt Joachim Cornelißen.
Konzept der Zeitschrift Die neue Zeitschrift versteht sich als gemeinsames wissenschaftliches Forum für die Didaktiken im Bereich der gesellschaftswissenschaftlichen Fächer. Sie bürgt für wissenschaftliche Qualität durch ein double-blind Peer-Review-Verfahren. Die neue Zeitschrift befasst sich mit fachspezifischem und mit facherübergreifendem Lehren und Lernen. Sie schlägt Brücken zwischen den Didaktiken der gesellschaftswissenschaftlichen Disziplinen Geographie, Geschichte, Politik und Wirtschaft, der Erziehungswissenschaft und der Lehrerbildung. Sie thematisiert theoretische, empirische, fachgeschichtliche und handlungsbezogene Forschungen, aktuelle wissenschaftliche Herausforderungen und Kontroversen sowie anwendungsbezogene Fragestellungen in den gesellschaftswissenschaftlichen Didaktiken. Zur Homepage der Zeitschrift und den Bezugsbdedingungen im Abo hier.
Abstracts: Martin Sabrow: Die DDR in der deutschen Geschichte Der Essay erörtert die Gründe für die anhaltende Konjunktur der Auseinandersetzung mit der DDR, indem er zum einen den Weg ihrer zeitgeschichtlichen Erschließung nach 1989 nachzeichnet und zum anderen die unterschiedlichen DDR-Erzählungen thematisiert, die das zeitgenössische Bild der DDR jenseits der Wissenschaft bestimmen, um schließlich nach dem Verhältnis von Zeitgeschichte und Aufarbeitung zu fragen. Martin Sabrow: The GDR in German history This essay discusses reasons for the current boom of examining the GDR by showing the path of its analysis within contemporary history after 1989 and by presenting the different GDR narratives that have modeled the current image of the GDR beyond academic discussion. Finally, it considers the interrelation of contemporary history and reappraisal. Roland Jahn: 20 Jahre Akteneinsicht in Deutschland: Was lehren uns die Stasi-Unterlagen? Die Öffnung der Stasi-Unterlagen vor 20 Jahren machte Transparenz und Aufklärung möglich, war Voraussetzung für Wiedergutmachung und gesellschaftliche Debatten. Die Nutzung der Stasi-Akten ist noch immer ein wesentlicher Pfad, auf dem die Aufarbeitung der SED-Diktatur voranschreitet. Diesen Pfad beschreiten auch viele junge Menschen, die begreifen wollen, was Diktatur in der DDR bedeutete. Neben den so wichtigen Gesprächen mit Zeitzeugen ermöglichen ihnen die Stasi-Akten einen eindrucksvollen Einblick in das Funktionieren der Diktatur. Auch international stößt der für die Stasi-Unterlagen gefundene Weg der geregelten Akten-Öffnung auf Interesse. Trotz der besonderen Bedingungen in Deutschland nach 1990 bietet er eine Orientierungshilfe für Akteure in Staaten, die heute Diktaturen überwinden. Ihnen ist dabei die Suche nach Übergangsgerechtigkeit ein elementares Anliegen. Dabei gilt national wie international, dass Aufklärung kein Verfallsdatum hat. Roland Jahn: 20 years of access to Stasi records in Germany: What lessons can be learned? The decision to open the Stasi files for public access 20 years ago granted transparency and clarification, thus providing the basis for redress and public debates. Usage of the Stasi files is still an essential path for the reappraisal of the SED dictatorship to proceed. This path has also been followed by many young people who have been trying to understand what dictatorship in the GDR actually meant. In addition to the highly important eye witness talks, gaining insight in Stasi files provided them with an impressive idea of the functioning of the dictatorship. This approach of a regulated opening of Stasi files has also met with international interest. In spite of the special circumstances in Germany after 1990, it has offered orientation for citizens in states that are in the process of overcoming dictatorships even today. To them, the search for transitional justice is an essential objective in that matter. In the course of this, it still holds true internationally, as well as nationally, that clarification does not have any expiry date. Hartmann Wunderer: Erinnerung an die Wissenschaftspropädeutik Ein wissenschaftspropädeutischer Unterricht soll die Studierfähigkeit von Schülerinnen und Schülern fördern. Dieser Anspruch an die Arbeit vor allem in der Sekundarstufe II wurde allerdings kaum genauer präzisiert, er trat in den letzten Jahren - wohl auch durch die Diskussion und Kompetenzen und Bildungsstandards - in den Hintergrund. Der Aufsatz umreißt die spezifischen Chancen des Geschichtsunterrichts für wissenschaftspropädeutisches Lernen. Da Geschichte kein Lernfach darstellt, sondern seinen Gegenstand erst selbst herstellen muss, eignet sich der Geschichtsunterricht zur Auseinandersetzung mit der Komplexität des Wirklichen, zur Methodenreflexion und zur Kritik der Erkenntnisgewinnung. Hartmut Wunderer: Reminder of academic propaedeutics Academic propaedeutics in the classroom is meant to support the students´academic skills. This general claim, especially for higher secondary education, has hardly ever been specified yet, however. Instead, the discussion on competencies and educational standards may have pushed it from the centre of attention a bit in recent years. This text presents specific possibilities of history education for academic propaedeutics. As history education is not just about learning facts by heart, but rather about establishing its own subject matter, it qualifies for an analysis of the complexity of reality, for reflections on methodology and for an examination of ways of understanding. Daniel Bernsen: Acht Thesen zum Arbeiten mit interaktiven Whiteboards im Geschichtsunterricht Ausgehend von einer Bestandsaufnahme der fachdidaktischen Diskussion werden in dem Beitrag zunächst allgemein didaktisch und darauf aufbauend fachspezifisch die Potentiale von interaktiven Whiteboards für den Geschichtsunterricht in den Blick genommen. Entgegen bisheriger Urteile in der Fachdidaktik wird dabei die Flexibilität des Einsatzes in allen Unterrichtsphasen sowie die vereinfachten Reaktionsmöglichkeiten auf Schülerbeiträge und den Unterrichtsverlauf betont. Zentral für die Unterrichtsarbeit scheint insbesondere die Erweiterung des bisherigen Tafel- und Medieneinsatzes durch die Integration, Verknüpfung und Veränderbarkeit verschiedenster Medienarten in den digitalen Wandtafeln. Trotz der didaktischen Chancen der Medienintegration und der Verknüpfung mit digitalen Geräten der Schüler gibt es auch Probleme. Diese sieht der Autor vor allem in den hohen Anschaffungs- und Folgekosten, der technischen Wartung und fehlenden Ausbildung der Lehrkräfte. Daniel Bernsen: Eight theses on working with interactive whiteboards in the history classroom Based on a synopsis of the discussion on subject didactics, this text presents possibilities of interactive whiteboards in history lessons on a general didactical level, as well as specifically related to subject didactics of history education. As opposed to all recent verdicts in the area of subject didactics, the flexibility of the usage of interactive whiteboards in various stages of lessons and the facilitation of reactions to students´ contributions and the course of the lesson are stressed here. Diversification of former usages of the board and of other media through the integrating, linking and modifying of different types of media via digital whiteboards may be seen as a decisive aspect. In spite of the didactical possibilities of the integration of media and a linking with the students´ digital gadgets, the author also mentions some problematic issues, namely the high costs, the necessity for technical maintenance and a lack of teacher training in that matter. Die Bezugsbedingungen im Abo finden Sie hier.