Politikunterricht im Vergleich
POLIS 2/18
- von
- Deutsche Vereinigung für politische Bildung - DVPB
- unter Mitarbeit von
- Matthias Busch, Cloé Gobert, Mahir Gökbudak, Tilman Grammes, Moritz Peter Haarmann, Reinhold Hedtke, Franziska Hedinger, Igor Martinache, Claudia Schneider, Andrea Szukala
„Den“ Politikunterricht kann es bereits aufgrund der Eigentümlichkeiten von Bildungsprozessen und der daraus folgenden Singularität der Planung und Durchführung vonUnterricht nicht geben. Politische Bildung an Schulen ist aber zudem mit einer bemerkenswerten Vielfalt ihrer curricularen Rahmenbedingungen konfrontiert, die die Verschiedenartigkeit ihrer Praxen verstärkt. Die Beiträge zum Schwerpunkthema „Politikunterricht im Vergleich“ vermitteln Einblicke in die vielfältige Unterrichtskultur politischer Bildung und ihrer Ursachen auf Ebene der Lehrpläne. Matthias Busch und Tilman Grammes laden…
Bestellnummer: | po2_18 |
---|---|
ISSN: | 1433-3120 |
Reihe: | POLIS |
Erscheinungsjahr: | 2018 |
Auflage: | 1. Auflage 2018 |
Seitenzahl: | 34 |
- Beschreibung „Den“ Politikunterricht kann es bereits aufgrund der Eigentümlichkeiten von Bildungsprozessen und der daraus folgenden Singu… Mehr
- Inhaltsübersicht Zeitung Fachbeiträge Matthias Busch, Tilman GrammesWenn das Fach sein Gedächtnis (wieder-) entdeckt … Warum eine Auseinander… Mehr
- Autor*innen Prof. Dr. Matthias Busch ist Professor für Didaktik der Gesellschaftswissenschaften an der Universität Trier, Fachbereich II… Mehr
„Den“ Politikunterricht kann es bereits aufgrund der Eigentümlichkeiten von Bildungsprozessen und der daraus folgenden Singularität der Planung und Durchführung von
Unterricht nicht geben. Politische Bildung an Schulen ist aber zudem mit einer bemerkenswerten Vielfalt ihrer curricularen Rahmenbedingungen konfrontiert, die die Verschiedenartigkeit ihrer Praxen verstärkt. Die Beiträge zum Schwerpunkthema „Politikunterricht im Vergleich“ vermitteln Einblicke in die vielfältige Unterrichtskultur politischer Bildung und ihrer Ursachen auf Ebene der Lehrpläne.
Matthias Busch und Tilman Grammes laden dazu ein, sich mit der Unterrichtsgeschichte der politischen Bildung auseinanderzusetzen, um vergessene Pfade politischer Bildung didaktisch zu nutzen. Ihr Beitrag mündet in einem Aufruf zur Einsendung historischer Unterrichtsbeiträge, über die sicherlich viele POLIS-Leserinnen und Leser verfügen (vgl. S. 11).
Mahir Gökbudak und Reinhold Hedtke stellen das „Ranking Politische Bildung“ vor, mittels dem erstmals verglichen wurde, wieviel Unterrichtszeit die Bundesländer innerhalb der Sekundarstufe I den Fächern der politischen Bildung zugestehen.
Cloé Gobert und Igor Martinache aus unserem französischen Partnerverband (der Association des professeurs de Sciences Économiques es Sociales) beleuchten mit Andrea Szukala deutsch-französische Perspektiven integrativer Unterrichtsfächer der politischen Bildung.
Franziska Hedinger und Claudia Schneider zeigen am Beispiel der curricularen Situation in der Deutschschweiz, welche Chancen und Herausforderungen mit der Umsetzung der politischen Bildung im Geschichtsunterricht verbunden sind.
Die didaktische Werkstatt entfällt zugunsten eines Abdrucks der Stellungnahme der Landeszentralen und der Bundeszentrale für politische Bildung zur geplanten Ausweitung des Programms „Demokratie leben“ sowie der Schaffung eines Demokratiefördergesetzes in der Zeitung. Benedikt Widmaier ordnet diese Entwicklungen für die POLIS ein.
Zeitung
Fachbeiträge
Matthias Busch, Tilman Grammes
Wenn das Fach sein Gedächtnis (wieder-) entdeckt … Warum eine Auseinandersetzung mit der Geschichte der politischen Bildung lohnt
Mahir Gökbudak, Reinhold Hedtke
Was ist den Kultusministerien die politische Bildung an allgemein bildenden Schulen wert? Ergebnisse des ersten Rankings Politische Bildung in der Sekundarstufe I
Cloé Gobert, Igor Martinache und Andrea Szukala
Der Weg der integrativen Sozialwissenschaften SES an französischen Schulen. Deutsch-französische Perspektiven
Franziska Hedinger, Claudia Schneider
Möglichkeiten und Schwierigkeiten bei der fächerübergreifenden Umsetzung der politischen Bildung in der Schweiz innerhalb der Sekundarstufe I
Didaktische Werkstatt
Moritz P. Haarmann
DVPB aktuell
Impuls:
Katja Maurer
Hilfe und Emanzipation. 50 Jahre medico-international
Termine
Berichte
Hessen: Was heißt Demokratieförderung?
Mecklenbug-Vorpommern: Neuer Vorstand .
Nordrhein-Westfalen: Neue Homepage
–: Anhörung im Hauptausschuss des Landtags
Schleswig-Holstein: Wahl des Landesvorstands
–: Jüdisches Leben heute. Migration und Integration
Thüringen: Fach Gesellschaftswissenschaften auf dem Prüfstand
–: DVPB baut zum achten Mal an der Schulbrücke Europa
–: Politischer Stammtisch mit dem Bildungsminister
Niedersachsen: 50 Jahre DVPB Niedersachsen
–: Tag der Politischen Bildung: „Ist das noch Politische Bildung…“?
LITERATUR
Rezensionen
Vorschau / Impressum
Prof. Dr. Matthias Busch
ist Professor für Didaktik der Gesellschaftswissenschaften an der Universität Trier, Fachbereich III.
Cloé Gobert
unterrichtet als Lehrerin das Fach Sciences économiques et sociales ( SES) am Guy Mollet Gymnasium in Arras und ist Dozentin an der Universität Lille 1.
Mahir Gökbudak
ist Lehrer im Hochschuldienst an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld im Arbeitsbereich Didaktik der Sozialwissenschaften.
Prof. Dr. Tilman Grammes
ist Professor für Didaktik der sozialwissenschaftlichen Fächer an der Universität Hamburg, Fakultät für Erziehungswissenschaft.
Prof. Dr. Reinhold Hedtke
ist Professor für Didaktik der Sozialwissenschaften und Wirtschaftssoziologie an der Universität Bielefeld, Fakultät für Soziologie.
Franziska Hedinger
forscht als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Zentrum Politische Bildung und Geschichtsdidaktik der Pädagogischen Hochschule Nordwestschweiz zur Umsetzung der politischen Bildung im Geschichtsunterricht.
Igor Martinache
ist stellvertretender Generalsekretär der Association des professeurs de Sciences Économiques es Sociales (APSES) und verantwortet als Dozent an der Universität Lille 1 die Lehrkräftebildung für das Unterrichtsfach SES.
Katja Maurer
leitet fast 20 Jahre die Öentlichkeitsarbeit von medico international. Sie ist die verantwortliche Redakteurin des medicoRundschreibens, das jede und jeder kostenlos
bestellen kann.
Claudia Schneider
forscht als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum Politische Bildung und Geschichtsdidaktik der Pädagogischen Hochschule Nordwestschweiz zur Umsetzung der politischen Bildung im Geschichtsunterricht.
Prof. Dr. Andrea Szukala
ist Professorin für die Fachdidaktik der Sozialwissenschaften an der Universität Münster, Fachbereich für Erziehungs- und Sozialwissenschaften.
Benedikt Widmaier
wurde am 27. Februar 1958 geboren, ist Politikwissenschaler und Direktor der Akademie für politische und soziale Bildung „Haus am Maiberg“ in Heppenheim. Er ist unter anderem 2. Vorsitzender der Arbeitsgemeinscha katholisch-sozialer Bildungswerke (AKSB) und Mitglied im Bundesvorstand der DVPB.
Sie könnten auch an folgenden Titeln interessiert sein
POLIS
In den letzten Jahren wird immer deutlicher, dass mit der Klimakrise schwerwiegende soziale Probleme verbunden sind, so etwa die global unfair verteilten Folgen von Erderwärmung und Umweltkatastrophen. In der neuen POLIS werden postkoloniale Strukturen aktueller Klimapolitik analysiert und darüber hinaus Prognosen und Lösungsansätze für mehr globale Solidarität gewagt. Angereichert wird all dies mit konkreten schulischen Fallbeispielen, didaktischen Konzepten und Perspektiven.
POLIS ist der bundesweite Report der Deutschen Vereinigung für politische Bildung (DVPB). Im Charakter eines Magazins informiert die POLIS mit Fachbeiträgen zu ausgewählten Schwerpunkten.Weitere Informationen zur POLIS Für Studierende und Referendar*innen bieten wir die POLIS für die Dauer der Ausbildung zum halben Preis an. Bitte reichen Sie zeitnah eine entsprechende Bescheinigung nach.Kündigung 8 Wochen (30. April bzw. 31. Oktober) vor dem Ende des aktuellen Abrechnungszeitraums.
Politische Bildung mit Kindern? Geht das überhaupt? Sind Kinder nicht viel zu jung für Politik? Sollte man sie damit belasten? Braucht man nicht ein gewisses Abstraktionsvermögen, um Politik zu begreifen? Die aktuelle Ausgabe der POLIS möchte dazu beitragen, die politische Bildung mit Kindern nicht nur in der Grundschule, sondern auch in der frühkindlichen Bildung und im außerschulischen Bereich starker in den Blick zu nehmen. Denn politische Bildung ist ein lebenslanger Prozess, der bereits im frühen Kindesalter beginnt.
Schulen dienen der Zukunft von Individuum, Gesellschaft und Staat. Wie diese Zukunft respektive der Schul- und Unterrichtsalltag gestaltet wird, ist eine öffentliche und damit politische Angelegenheit: Aus der Verwobenheit öffentlicher Schulen mit dem demokratischen Staat und dessen Zielen und Kontroversen ergeben sich ebenso zahlreiche politische Fragen wie daraus, dass Schüler*innen und Lehrkräfte Mitglieder der pluralistischen demokratischen Gesellschaft sind – Schulen sind politische Orte. Die vorliegende POLIS widmet sich diesem spannenden Thema. In der Ausgabe werden Forschungsergebnisse zu Erfahrungen von politisch engagierten Schüler*innen vorgestellt; es wird aufgezeigt, wie die Methode der Konfliktanalyse bildungswirksam in Schule und Unterricht genutzt werden kann. Darüber hinaus widmet sich ein Beitrag den politischen Implikationen von Menschenrechtsbildung an der Schule.
Die deutsche Erinnerungskultur befindet sich in einem Umbruch: Nicht nur das vielzitierte Ende der Zeitzeugenschaft der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, sondern auch der gesellschaftliche Wandel, der in vielen Bereichen der Gesellschaft zu tiefgreifenden Veränderungen führt, machen einen Wandel der erinnerungskulturellen Praxis notwendig. Die Frage danach, wie wir künftig erinnern wollen, hängt unmittelbar mit dem gesellschaftlichen Wandel zusammen. Dies stellt auch die historisch-politische Bildung vor Herausforderungen und eröffnet ihr neue Felder.
Was bedeutet eine dekoloniale Perspektive für die Politische Bildung? Um dieser Frage nachzugehen, skizziert Manuela Boatcă einführend grundlegende Facetten post- und dekolonialer Perspektiven. Paul Mecheril und Matthias Rangger setzen sich mit Mündigkeits-Konzepten politischer Bildung auseinander. Alisha Heinemann geht Überschneidungen von Diversity und Dekolonialisierung sowie den Fallstricken nach. Paul Scheidt und Clara Wahl reflektieren historisch-politische Bildung im Sinne eines multidirektionalen Erinnerns. Maida Schuller analysiert schließlich Schulbücher aus postkolonialer Perspektive.
Die Aktualität der russischen Narrative im Ukrainekrieg thematisieren das problematische Verhältnis von Wahrheit und Politik. Die Fachbeiträge machen dabei allerdings deutlich, dass der instrumentelle Umgang mit der „Wahrheit“ keineswegs ein Alleinstellungsmerkmal autoritärer bzw. totalitärer Systeme ist. Die epistemologische Dimension des Begriffs Wahrheit beinhaltet die Anstrengung, die diversen Narrative nicht einfach mit der Gegenposition zu konfrontieren. Vielmehr geht es darum, Kriterien der Reflexivität zu entwickeln und dadurch zu einer komplexen politischen Urteilsbildung beizutragen.
Im Rahmen der gegenwärtigen multiplen Krisen ist das Klima ein viel diskutiertes Thema. Zu wenig beachtet wird der rapide Verlust von pflanzlicher Vielfalt. Eine Rettung der pflanzlichen Biodiversität hat direkt mit den Überlebensmöglichkeiten von Menschen zu tun. Und es gibt Ansätze für politisches Handeln. So sind Wild- und Kulturpflanzen global Gegenstand politischer Erwägungen und Entscheidungen. In diesem Heft geht es um die aktuelle Rolle von Pflanzen, um internationale Politik der Pflanzen und auch um koloniale Aspekte. Ein Blick auf internationale Schulgartenarbeit ergänzt diese Perspektiven.
Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine ist Krieg in Europa wieder traurige Realität. POLIS Heft 4-2022 gibt Einblicke in die Vorgeschichte des russischen Angriffskriegs, setzt sich mit den ökologischen und sozialen Folgen in den kriegsführenden Staaten und in Deutschland auseinander, beleuchtet die Perspektiven der Europäischen Union angesichts der russischen Aggression, stellt die Frage, wie friedenspädagogische Angebote in der kriegerischen Gegenwart aussehen können und gibt Impulse, den Ukraine-Krieg im Politikunterricht an den Interessen und Bildungsbedarfen der Schüler*innen orientiert aufzugreifen.
Die Ausgabe 3/2022 der POLIS widmet sich Fragen der Digitalisierung, die mittlerweile nahezu alle Teilbereiche des öffentlichen Lebens und weite Teile des Privaten durchdringt. In den Fachbeiträgen und dem Forum werden soziologische, politikwissenschaftliche und fachdidaktische Perspektiven und Diskurslinien aufgegriffen. Darüber hinaus wird das Schwerpunktthema des Heftes mit einer didaktischen Werkstatt abgerundet. Hier werden praxisnahe Anregungen zum Umgang mit digitalen Medien im Politikunterricht vorgestellt.
Politische Bildung steht immer in einem politischen Kontext. Als Bestandteil von Demokratiepolitik wird sie durch politische Strukturen und Institutionen einerseits eingerichtet, oftmals finanziert und gesteuert. Andererseits ist politische Bildung kontrovers und in politischen Prozessen umkämpft, was sich beispielsweise in den unterschiedlichen schulischen Fachzuschnitten und Curricula zeigt. Das Heft gibt einen Einblick in die Politik der Politischen Bildung sowie zum Stand der fachdidaktischen Reflexion.
Genderthemen werden nicht nur seriös diskutiert, sondern auch als mediale Mode verschrien oder zu politischen Kampfbegriffen stilisiert. Beides schmälert die Bedeutung von Genderfragen in der sozialwissenschaftlichen Auseinandersetzung in keiner Weise, sondern ergänzt neue Dimensionen zu alten Fragen sozialer Ungleichheiten und verwehrter Teilhabechancen, die sich über die Kategorie Geschlecht ausdrücken. Diese Ausgabe fokussiert, inwieweit sich Genderthemen und -diskurse in der politischen Bildung widerspiegeln und widerspiegeln sollten.
Diese Ausgabe der POLIS widmet sich einem Thema, das Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, aber auch die politische Bildung in den letzten zwei Jahren nachhaltig geprägt hat: Die Covid-19-Pandemie. Die Beiträge im Heft setzen sich mit den Auswirkungen der globalen Verbreitung des Corona-Virus auf Akteur*innen und Einrichtungen der schulischen und außerschulischen politischen Bildung auseinander.
In der globalisierten Welt lässt sich eine Vielzahl politischer Probleme nicht im nationalen Alleingang lösen. In nahezu allen Politikfeldern bedarf es übernationaler Absprachen. Auch bestehen verschiedenste Abhängigkeiten, die im Globalen zu sehen sind. Auf der medialen Projektionsfläche wird globale Politik jedoch weiterhin überwiegend als das Handeln von Nationalstaaten präsentiert oder über das Element einer nationalen Zugehörigkeit vereinfacht. Das Heft wirft den Blick auf aktuelle Gestaltungswege und Formen internationaler beziehungsweise globaler Politik.
Durch das zunehmende öffentliche Interesse und nicht zuletzt durch die Fridays-for-Future-Bewegung hat Klimapolitik einen festen Platz auf der politischen Agenda errungen. Mit der wachsenden gesellschaftlichen Aufmerksamkeit verändern sich auch die politischen Handlungsspielräume. Diese Ausgabe beschäftigt sich damit, wie Klimapolitik verstanden werden kann, beleuchtet die Perspektive von Jugendlichen und Kindern auf das Thema und zeigt in der Didaktischen Werkstatt Strategien gegen den Missbrauch scheinbar klimapolitischer Argumentation durch Akteur*innen der extremen Rechten auf.
Ausgehend von Ideen der Citizenship Studies entwickelte sich die Forschungsperspektive Inclusive Citizenship für die politische Bildung. Im Zentrum des Ansatzes Inclusive Citizenship steht das Spannungsverhältnis zwischen zwei Bedeutungsdimensionen von Citizenship. Citizenship als Ordnung auf der einen Seite sowie Citizenship als Acts auf der anderen. Mit Acts of Citizenship sind diejenigen Kämpfe bezeichnet, mit denen genau diese Citizenship-Ordnungen infrage gestellt oder transformiert werden. In dieser Ausgabe wird dabei auf die migrationsgesellschaftlichen Aspekte fokussiert. Dieser Schwe…
Gerade die deutsche Geschichte lehrt, dass aus einer konsequent demokratischen Staatsform ein in Totalität menschenfeindliches Regime hervorgehen kann. Um die freiheitliche demokratische Grundordnung vor den Feinden der offenen Gesellschaft zu schützen, muss die Achtung von Humanität gleichermaßen Staats- wie Gesellschaftsräson sein. Mit der Neuen Rechten gewinnt in Deutschland und vielen weiteren Staaten eine politische Bewegung an Kraft, die daran arbeitet, die freiheitlichen Grundlagen der Demokratie zu zerstören und stattdessen einen völkischen Nationalismus zu etablieren. Die vorliegende POLIS setzt sich mit dieser Herausforderung für die Demokratie und die Politische Bildung auseinander: Einleitend beleuchtet Klaus-Peter Hufer das Spektrum der Neuen Rechten, setzt sich mit Formen neurechter Agitation auseinander und arbeitet deren ideologische Grundlagen heraus. Joachim von Olberg kontrastiert den völkischen Patriotismus des rechtsextremen Lagers mit einem in der Gegenwart weithin vergessenen liberalen und antinationalistischen Patriotismusverständnis. Sibylle Reinhardt zeigt anlässlich der „AfD-Meldeportale“ und entsprechender Forderungen der Partei, warum aus dem Neutralitätsgebot des Staates kein Neutralitätsgebot der Schule und der Politischen Bildung abgeleitet werden darf. Sebastian Fischer und Sophie Schmitt setzen sich jeweils ganz konkret mit den Aufgaben auseinander, die für die Politische Bildung aus der Erstarkung der extremen Rechten erwachsen. In der Didaktischen Werkstatt schließlich arbeitet der Lehramtsanwärter Tobias Grote Grundlagen einer pädagogischen Handlungskompetenz gegen Menschenfeindlichkeit heraus.
Während bis zur weltpolitischen Wende 1989/90 die großen Konfliktlinien zwischen Ost und West, Kommunismus und freiheitlicher Demokratie, zwischen links und rechts identifizierbar waren, hat sich seither eine globale geopolitische Differenzierung ereignet, in der neue Machtzentren entstanden sind. Dabei haben zunehmend religiöse Elemente an Bedeutung gewonnen. Aus diesem Grund widmet sich diese POLIS-Ausgabe dem Verhältnis von Religion und Politik und fragt nach den Möglichkeiten Politischer Bildung.
Politische Bildung soll die Entwicklung von Mündigkeit fördern und zur politischen Urteils- und Handlungsfähigkeit führen. Sie soll darüber präventiv gegen antidemokratische Menschen verachtende und Menschenrechte missachtende Einstellungen und Verhaltensweisen wirken. Politische Bildung ist aber viel mehr als Prävention gegen politischen Extremismus, darin sind sich die Autorinnen und Autoren dieses Heftes einig. Samuel Salzborn erörtert zunächst den in der bundesdeutschen Forschung weit verbreiteten statischen Extremismusbegriff, der auf der Annahme einer genuin nicht-extremistischen Mitte und zweier extremistischer Pole in der Gesellschaft beruht, und stellt diesem einen dynamischen gegenüber. Susanne Achour und Thomas Gill setzen sich kritisch mit dem Präventionsgedanken auseinander und zeigen auf, dass ein sicherheitspolitisches Konzept von Extremismusprävention in der politischen Bildung nicht brauchbar ist. Daran knüpfen die Überlegungen von Benedikt Widmaier an, der danach fragt, ob die freiheitlich demokratische Grundordnung überhaupt ein Leitbegriff politischer Bildung sein kann. Katharina Rhein wirft einen Blick in die Geschichte der politischen Bildung und zeigt auf, wie sie in den Anfangsjahren der Bundesrepublik im Sinne eines positiven Verfassungsschutzes begriffen wurde. In der Didaktischen Werkstatt beschäftigen sich Martina Tschirner und Christoph Bauer mit aktuellen Unterrichtsmaterialien, die zur Prävention von Linksextremismus konzipiert wurden. Im Impuls dokumentieren wir eine Stellungnahme der Landeszentralen für politische Bildung zur aktuellen Lage und künftigen Aufgaben der politischen Bildung.
In den vergangenen Jahren hat Sprachbildung als fächerübergreifende Kompetenz Einzug in die bundesdeutschen Lehrpläne genommen. Das übergreifende Ziel ist es, über das Erlernen von Fachsprache bildungssprachliche Fähigkeiten zu erwerben, die gesellschaftliche Teilhabe im weitesten Sinne ermöglichen. Im Rahmen eines klaren Entwicklungskonzeptes von Alltagssprache zu Bildungssprache sind auch die gesellschaftswissenschaftlichen Fächer aufgefordert, sich mit diesem Thema vertieft auseinanderzusetzen und Umsetzungsmöglichkeiten für die Praxis auszuarbeiten. Mit der Förderung von Sprachkompetenz im gesellschaftswissenschaftlichen Unterricht stellen sich auch grundsätzliche Fragen zum Verhältnis von Sprache und Politik erneut. In einem Überblick erläutert Constanze Spieß aus sprachwissenschaftlicher Perspektive politische Kommunikation und zeigt auf, wie dabei Sprache strategisch genutzt wird. Welche Voraussetzungen und Implikationen das Verhältnis von Sprache und Politik insbesondere für das lernende Subjekt und damit auch für politische Lehr-Lernsituationen hat, arbeitet Marc Partetzke heraus. Annemarie Jordan blickt in ihrem Beitrag darauf, welche Bedeutung Unterrichtsprache im Kompetenzerwerb hat und diskutiert, welche Hürden sich für Schüler*innen im Erreichen politischer Mündigkeit in Verbindung mit der Sprachfähigkeit ergeben können. Sven Oleschko fragt in seinem Beitrag, wie die Forderung nach Sprachbildung im Fachunterricht praktisch umgesetzt werden kann. Er plädiert dafür, den sprachsensiblen Fachunterricht als Chance zu begreifen. In der Didaktischen Werkstatt stellen Sabine Manzel und Claudia Forkarth den Lehr-Lern-Zyklus als praktisches Element zur Sprachbildung im Politikunterricht vor. Auch in der Zeit des coronabedingten Lockdowns hat sich die enge Verbindung zwischen Sprache und Politik gezeigt: So sind beispielsweise in Berlin Transparente und Graffiti genutzt worden, um trotz sozialer Isolation die politische Sprache nicht zu verlieren. Bilder davon finden sich in dieser Ausgabe.