Historisch-politische Bildung im Diskurs

Perspektiven der Geschichtsdidaktik

herausgegeben von
Jörg van Norden, Lale Yildirim
unter Mitarbeit von
Thomas Martin Buck, Daniel Brandau, Cornelia Chmiel, Jennifer Farber, Wolfgang Hasberg, Andreas Hübner, Urte Kocka, Heike Krösche, Philipp McLean, Oliver Plessow, Peter Schulz-Hageleit, Ingolf Seidel, Frank Oliver Sobich, Jörg van Norden, Markus Zech

Wenn aktuell von einer Krise der Demokratie die Rede ist wird damit häufig die Forderung an historische Bildung erhoben, die freiheitlichen Werte der Bundesrepublik zu vermitteln. Dürfen, ja müssen Geschichtsunterricht und Geschichtsdidaktik darüber hinaus emanzipatorisch ausgerichtet sein?

Bestellnummer: 41602
EAN: 9783734416026
ISBN: 978-3-7344-1602-6
Reihe: Geschichtsdidaktik theoretisch
Erscheinungsjahr: 2023
Auflage: 1
Seitenzahl: 272
Produktinformationen
Ist Geschichtsdidaktik, ist Geschichtsunterricht politisch und sollen sie es sein? Diese Frage hat sich immer wieder gestellt, wenn die Abgrenzung des eigenen Faches vom Politikunterricht und der Gesellschaftslehre wichtig erschien. Heute stellt sich die Frage in einem anderen Zusammenhang und drängender, weil die freiheitlich demokratische Grundordnung der Bundesrepublik einerseits von der politischen Rechten bedroht wird und andererseits im Blick auf die heterogene Gesellschaft ausgebaut werden soll. Historisch-politische Bildung kann im positiven Sinne Demokratieerziehung sein, im negativen auf Überwältigung der Lernenden setzen, anstatt ihre Mündigkeit zu fördern. Wie sind bundesdeutsche Probleme und Globalisierung auszubalancieren? Einfache Lösungen verbieten sich. Der vorliegende Band beschreibt die Dilemmata, regt zur Diskussion an und ist „politisch“.
Inhaltsübersicht

Einleitende Bemerkung der Herausgeber*innen

 

Peter Schulz-Hageleit

Zur psychologischen ‚Metabolisierung‘ globaler Interdependenzen. Eine Utopie

 

Michael Zech

Kosmopolitismus als politischer Auftrag der Geschichtsdidaktik? Ein Debattenbeitrag

 

Frank Sobich

(Un-)Kritische Infrastruktur. Kleiner Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit von Geschichtsunterrichtspolitiken zu bestimmen

 

Wolfgang Hasberg

Nationalliberale Geschichtsdidaktik

 

Urte Kocka

Geschichtsbewusstsein und Geschichtsdidaktik politisch und emanzipativ?

 

Thomas Martin Buck

Erkenntnis und Interesse. Zu Annette Kuhns „Geschichtsdidaktik in emanzipatorischer Absicht“ (1974)

 

Jörg van Norden

Streit um den Geschichtsunterricht: Historisch-politische Bildung und Auswahlproblematik

 

Cornelia Chmiel/Jennifer Farber

Wir meinen es politisch! – Historisch-politische Bildungsarbeit an Gedenkstätten

 

Ingolf Seidel

Erziehung nach Auschwitz? Aporien aufklärerischer Pädagogik

 

Philipp McLean

Überwindung des „Abgrunds“ zwischen historischem und politischem Denken? Befreiung als Brücke zwischen historischer und politischer Bildung

 

Daniel Brandau

Politische Algorithmen? Künstliche Intelligenz und historisches Lernen

 

Andreas Hübner

Von der „Pflicht gegen die Tiere“: Die Politiken der historischen Tierschutz- und Tierrechtsbildung

 

Heike Krösche

Konzeptuelle Zugänge zu einem fächerübergreifenden historischen und politischen lernen im Kontext des Kombinationsfaches „Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung“

 

Oliver Plessow

Die Geschichtsdidaktik als Türöffnerin des Relativismus in der historisch-politischen Bildung? – Ein nachdenklicher Zwischenruf

 

Abstracts

 

Autor*innen

Autor*innen
Daniel Brandau lehrt und forscht am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin zu Themen der Geschichtsdidaktik, Erinnerungskultur sowie Wissenschaftsgeschichte. Nach einem Studium der Germanistik und Geschichte in Bielefeld (B.A., M.Ed.) und Cambridge (M.Phil.) promovierte er an der Freien Universität, war von 2016 bis 2019 Postdoktorand in dem von der Volkswagen-Stiftung geförderten Projekt „Meta-Peenemünde“ an der Technischen Universität Braunschweig und ist Mitglied im NFDI4Memory-Netzwerk zum Aufbau einer Dateninfrastruktur für historisch arbeitende Wissenschaften.

Thomas Martin Buck ist Professor für Geschichte und ihre Didaktik (mit Schwerpunkt Mittelalter) an der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind die mittelalterliche Geschichte, die Editorik, die Geschichte der Geschichtsschreibung, die Geschichtstheorie, die Historiographie, sprachsensibler Geschichtsunterricht, die Didaktik des Mittelalter-Unterrichts sowie die Dialektik von Mittelalter und Moderne (Mediävalismus). 

Cornelia Chmiel ist seit Oktober 2019 wissenschaftliche Mitarbeiterin im BMBF-Verbundprojekt „Geschichten in Bewegung“ am Arbeitsbereich Didaktik der Geschichte der Freien Universität Berlin. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit der inklusiven und diskriminierungskritischen Gestaltung außerschulischer Bildungsarbeit und historischem Lernen als geschichts- bzw. erinnerungskultureller Teilhabe. Darüber hinaus arbeitet sie als Referentin für historisch-politische Bildungsarbeit in der Gedenkstätte Sachsenhausen. 

Wolfgang Hasberg, Univ.-Prof. Dr., Studium der Geschichte, Kath. Theologie u. Pädagogik an der Universität zu Köln und der Friedrich-Wilhelm-Universität Bonn, 1987 Erstes Staatsexamen, 1990 Zweites Staatsexamen für das Lehramt für die Sek. II u. I, 1993 Promotion an der Universität zu Köln, 1994 Assistent u. Oberassistent an der Universität Augsburg, 2000/01 Professurvertretung an der Universität Leipzig, seit 2002 Univ.-Prof. für Mittlere und Neuere Geschichte (Rhein. Landesgeschichte) und Didaktik der Geschichte an der Universität zu Köln, verschiedene Rufe an in- u. ausländische Universitäten. Forschungsschwerpunkte: Theorie u. Didaktik der Geschichte, Historiographie- u. Wissenschaftsgeschichte, vornehmlich in Bezug auf Mittelalter und Rheinische Landesgeschichte. 

Andreas Hübner ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl der Didaktik der Geschichte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Seine Forschungspunkte liegen in der Geschichtsdidaktik, der Global- und Kulturgeschichte sowie in der Umweltgeschichte, der Geschichte des Anthropozäns und der historischen Tierforschung. 

Urte Kocka Studium: Philosophie, Geschichte, Theologie; Promotion in Philosophie über die Phänomenologie Edmund Husserls, Studienrätin in Philosophie und Geschichte in Bielefeld und Berlin, von 1997 bis 2009 Studienrätin im Hochschuldienst für Didaktik der Geschichte am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität in Berlin; jetzige Arbeitsschwerpunkte: Geschichtstheorie und die globale Perspektive und das Anthropozän als Herausforderungen für den Geschichtsunterricht. 

Heike Krösche ist Universitätsassistentin (Postdoc) für Geschichtsdidaktik und Politische Bildung am Institut für Fachdidaktik der Universität Innsbruck. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören u.a. Transitionsprozesse in der historisch-politischen Bildung und Konzepte für einen fächerübergreifenden Unterricht der historischen und politischen Bildung. 

Philipp McLean studierte Geschichte, Ethik, Philosophie sowie Politik und Wirtschaft an der Philipp-Universität in Marburg und der Goethe-Universität in Frankfurt/M. Nach seinem zweiten Staatsexamen, seiner Promotion und Tätigkeit an der Goethe-Universität Frankfurt/M. und der Universität Bielefeld arbeitet er als Akademischer Rat im Bereich Didaktik der Geschichte an der Universität zu Köln. Seine Forschungsinteressen sind Philosophie und Theorie der Geschichte sowie deren Vermittlung in der Lehre, die Förderung von Mündigkeit und Reflexivität durch historische Bildung sowie die Möglichkeit von Kritik durch historisches Denken. 

Oliver Plessow seit 2015 Professor für Didaktik der Geschichte an der Universität Rostock, zuvor Promotion in Mittelalterlicher Geschichte an der Universität Münster, Wissenschaftlicher Mitarbeiter in verschiedenen mediävistischen Forschungsprojekten, Lehrer an einem Beruflichen Schulzentrum und langjähriger Dozent für Geschichtsdidaktik an der Universität Kassel; Forschungsschwerpunkte unter anderem zum historischen Lernen im Bereich der non-formalen Bildung sowie zum didaktischen Umgang mit Massenverbrechen, kollektiver Gewalt und Diktaturerfahrungen. 

Peter Schulz-Hageleit, geb. 1939 in Berlin, 1959 Abitur am Französischen Gymnasium in Berlin, Studium der Romanistik, Geschichtswissenschaft, Erziehungswissenschaft; 1972 Promotion mit einer Untersuchung zum Thema „Denkerziehung im Geschichtsunterricht“; 1975 Berufung an die Pädagogische Hochschule Berlin; geschieden, drei Kinder, Mitglied im Humanistischen Verband, der für das freiwillige Schulfach „Humanistische Lebenskunde“ zuständig ist: 2007 Emeritierung; Forschungsschwerpunkt im Alter: Psychohistorie. 

Ingolf Seidel studierte Sozialpädagogik und Sozialarbeit. Er arbeitete angestellt und freiberuflich als Bildungsreferent zu aktuellem und historischem Antisemitismus sowie zur Wirkungsgeschichte des Nationalsozialismus. Von 2009 bis 2022 war er als leitender Redakteur des Portals Lernen aus der Geschichte tätig. Aktuell promoviert er über das Thema „Nationalsozialistische Judenverfolgung und -vernichtung sowie der Völkermord an Sinti und Roma in der Darstellung von Museen und Gedenkstätten in Tschechien und Deutschland“.

Frank Oliver Sobich studierte Geschichts-, Politik- und Erziehungswissenschaften, Promotion 2006 über Rassismus und Antisozialismus im deutschen Kaiserreich, seit 2008 Geschichtsdidaktiker an den Universitäten Greifswald, Paderborn und Frankfurt/M. Schwerpunkte in Forschung und Lehre: Neueste und Zeitgeschichte, Medien des historischen Lernens, Nationalismus, Antisemitismus, Rassismus, Rechtsradikalismus und Menschenfeindlichkeit als Herausforderungen für den Geschichtsunterricht. 

Jörg van Norden studierte Geschichte, Spanisch und Religion. Nach Zweitem Staatsexamen, Promotion und Schuldienst arbeitet er als Geschichtsdidaktiker an der Universität Bielefeld. Dort wurde er habilitiert und zum Professor ernannt. Seine Forschungsinteressen sind Geschichtstheorie, Geschichtskultur und empirische Lehr-Lernforschung. 

Michael Zech, 2012 Promotion (Geschichtsunterricht an Waldorfschulen) an der Georg-August-Universität in Göttingen. 2013 Juniorprofessor für Didaktik der Geschichte, 2018 Professor für Kulturwissenschaften und ihre Didaktik an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Bonn/Alfter. Leiter des kulturwissenschaftlichen Bereichs des An-Instituts für Fachdidaktik in Kassel.
Kurzbeschreibung
Wenn aktuell von einer Krise der Demokratie die Rede ist wird damit häufig die Forderung an historische Bildung erhoben, die freiheitlichen Werte der Bundesrepublik zu vermitteln. Dürfen, ja müssen Geschichtsunterricht und Geschichtsdidaktik darüber hinaus emanzipatorisch ausgerichtet sein?

Geschichtsdidaktik theoretisch

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Geschichtsbilder. Geschichtsbewusstsein. Zukunft
Geschichtsbilder, Geschichtsbewusstsein, Zukunft: Schließen sich diese drei Begriffe nicht eigentlich aus? Die Zukunft zu gestalten hat doch auf den ersten Blick nichts mit Geschichte zu tun. Und Geschichtsbewusstsein hinterfragt doch Geschichtsbilder. Alle drei Begriffe spielen in der Geschichtsdidaktik eine wichtige Rolle. Der vorliegende Sammelband will sie definieren und auf einander beziehen.

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Historisch-politische Bildung im Diskurs
Perspektiven der Geschichtsdidaktik
Wenn aktuell von einer Krise der Demokratie die Rede ist wird damit häufig die Forderung an historische Bildung erhoben, die freiheitlichen Werte der Bundesrepublik zu vermitteln. Dürfen, ja müssen Geschichtsunterricht und Geschichtsdidaktik darüber hinaus emanzipatorisch ausgerichtet sein?

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Mündigkeit in der historischen Bildung
Eine Untersuchung über Gründe, sich kritisch mit Geschichte zu befassen
Warum sollen Schüler*innen Geschichte lernen? Im Kontext dieser Frage steht das zentrale Ziel des Erwerbs Mündigkeit durch historische Bildung im Vordergrund. Der Autor stellt zudem ein emanzipatives Mündigkeitsverständnis vor, das auch über den Geschichtsunterricht hinaus Schüler*innen Möglichkeiten zur Selbstbestimmung im Bildungsprozess aufzeigt.

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Was ist eigentlich historische Erfahrung? Mal wird sie zur Grundlage historischen Denkens gemacht, mal wird in Frage gestellt, dass es sie überhaupt gibt. Obwohl geschichtsdidaktisch bedeutsam, ist nicht recht klar, was darunter eigentlich zu verstehen ist. Der Sammelband will diese Lücke schließen, indem er historische Erfahrung als Begriff sowie von ihrem medialen Kontext her, ihrem emanzipatorischen Charakter und ihren Berührungspunkten zu Zeit und Raum kritisch beleuchtet.

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Beiträge zu einem interdisziplinären Diskurs
Geschichtsdidaktik braucht den Dialog mit anderen Wissenschaften. Selbstgenügsame Isolation wäre der Weg in Bedeutungslosigkeit und Stillstand. Der vorliegende Band will diesen Dialog befördern: Zu einem zentralen Begriff der Disziplin äußern sich je ein*e Kolleg*in aus der Geschichtsdidaktik und aus der zugehörigen Wissenschaftsdomäne. Neben viel Übereinstimmung zeichnen sich dabei immer auch deutliche Kontroversen ab – bisweilen schmerzhaft, aber stets bereichernd. Die andere Sicht auf liebgewonnene Überzeugungen regt an, sich zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. „Geschichtsdidaktik im Dialog“ ist das Ergebnis interdisziplinärer Verständigung und Auseinandersetzung und ermutigt dazu, diesen Prozess weiterzuführen.

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Verlust der Vergangenheit
Historische Erkenntnis und Materialität zwischen Wiedererkennen und Befremden
Helfen uns materielle Gegenstände aus der vermeintlich guten alten Zeit, uns ein Bild von der Vergangenheit zu machen? Dieser Band erörtert, welche Rolle materielle Überreste und ihre Handhabung für historisches Denken spielen. Er greift dazu auf Technikgeschichte, Anthropologie, Kognitionspsychologie sowie Geschichtstheorie zurück und kommt zu dem überraschenden Ergebnis, dass Neugier ein zentraler Faktor historischen Denkens ist. Vergangenheit als das Fremde, das diese Neugier auslöst, geht in ihrer narrativen Aneignung verloren. Dieser gerade für Historiker*innen schmerzhafte Verlust aber hat Bildungswert. Er nimmt der Gegenwart ihre Alternativlosigkeit und eröffnet damit den Möglichkeitsraum, Zukunft zu gestalten.

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