Bestellnummer: 40515
EAN: 9783734405150
ISBN: 978-3-7344-0515-0
Reihe: geschichte für heute
Erscheinungsjahr: 2017
Seitenzahl: 144
Produktinformationen
Inhaltsübersicht

Editorial

Mythen und Metaphern

Thomas Lange:
Deutsche Untergänge – Literarische Mythen im Dienst politischer Indoktrination

Hartmann Wunderer†:
Die Wolfs-Metaphorik in der NS-Zeit

Impulse für den Geschichtsunterricht

Elisabeth Gentner:
„Der Genozid an den Herero“.
Eine Herausforderung für kultursensiblen Geschichtsunterricht

Michael Krüger/Josef Ulfkotte/Emanuel Hübner:
Sport im Geschichtsunterricht

Geschichte vor Ort – außerschulische Lernorte und Projekte

Dorothee Wein:
Oral History in der digitalen Bildung. Die Online-Anwendung
„Lernen mit Interviews. Zwangsarbeit 1939-1945“

Forum

Ulrich Bongertmann:
10. Geschichtsmesse der Bundesstiftung Aufarbeitung

Berichte aus dem Bundesverband und den Landesverbänden

Zahlreiche Buchbesprechungen aus Fachwissenschaft und Fachdidaktik

Leitrezension:
Nicht das Ende bedarf der Erklärung! Eine Gesamtschau des Imperium Romanum
von Helga Botermann

Autor*innen

Elisabeth Gentner
StD, Lehrerin für Englisch und Geschichte, stellv. Schulleiterin am Karls-Gymnasium Stuttgart; Mitglied im Pädagogischen Beirat für den Schülerwettbewerb „Die Deutschen und ihre Nachbarn im Osten“; Schulbuchautorin; Publikation fachdidaktischer Beiträge; Arbeitsschwerpunkte: Geschichtstheorie, historiographische Metafiktion, Geschichte bilingual.

Dr. Emanuel Hübner M.A., M.Sc.
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Arbeitsbereich Sportpädagogik & Sportgeschichte des Instituts für Sportwissenschaft der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Arbeitsschwerpunkt: Olympische Spiele in Antike und Gegenwart.

Prof. Dr. Michael Krüger
Studium der Fächer Germanistik, Geschichte, Pädagogik und Sport (erstes und zweites Staatsexamen Lehramt an Gymnasien); Promotion im Fach Geschichte, Habilitation in Tübingen im Fach Sportwissenschaft zur Turngeschichte; seit 1999 Professor für Sportwissenschaft mit den Schwerpunkten Sportpädagogik und Sportgeschichte an der WWU Münster; zahlreiche Publikationen zur Sportgeschichte.

Dr. Thomas Lange
1975 Promotion in Literaturwissenschaften, Lehraufträge TH Darmstadt, DAAD-Lektor in China, 1986 – 2006 Archivpädagoge Staatsarchiv Darmstadt, Lehraufträge für Didaktik der Geschichte Universität Frankfurt.

Dr. Josef Ulfkotte
StD am Petrinum Dorsten für die Fächer Geschichte und Sport. Forschungen zu F. L. Jahn und zur Turngeschichte.

Dr. Hartmann Wunderer†
war Oberstudienrat am Wiesbadener Gymnasium am Mosbacher Berg, Autor zahlreicher wissenschaftlicher und fachdidaktischer Arbeiten, Schulbuchautor.

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geschichte für heute

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Abonnement geschichte für heute
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Als Zeitschrift des Verbands der Geschichtslehrerinnen und -lehrer Deutschlands ist geschichte für heute die Fachzeitschrift für engagierte Lehrkräfte. Zentrale Themenfelder sind – neben den neuesten Entwicklungen in Wissenschaft und Unterrichtspraxis – die Bildungspolitik, die Förderung des Geschichtsbewusstseins in Schule und außerschulischer Bildung und Geschichtskultur.Weitere Informationen zur gfh Für Studierende und Referendar*innen bieten wir die gfh für die Dauer der Ausbildung zum halben Preis an. Bitte reichen Sie zeitnah eine entsprechende Bescheinigung nach.Kündigung 8 Wochen (30. April bzw. 31. Oktober) vor dem Ende des aktuellen Abrechnungszeitraums.

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Krise, Krieg(sfolgen), Inflation ... Der Blick aus dem Jahr 2023 auf die Geschehnisse 100 Jahre zuvor lohnt sich in vielfacher Hinsicht. Im Jahr 1923 bündelten sich in Deutschland die einschneidenden, katastrophalen Erfahrungen der vergangenen Jahre: ein Krieg in einer bis dahin unbekannten, nicht einmal erahnten Dimension; die verheerenden Niederlage, die noch dazu als überraschend, unverdient und unerklärlich erlebt wurde; die Revolution, der sich schier unendliche Umsturzversuche, Aufstände, politische Morde, Putsche von rechts wie von links anschlossen; die Hyperinflation, die den Mittelstand beinahe vollständig enteignete; ein Friedensdiktat, das Deutschland umfängliche Gebietsabtretungen und auf Jahrzehnte Reparationen in Milliardenhöhe auferlegte; schließlich die Besetzung des Ruhrgebiets und der vergebliche Versuch, sich im „Ruhrkampf“ den Alliierten zu widersetzen. Kaum einer der Zeitgenossen überstand diesen Wirbel der Veränderungen, der Leidenschaften und des Irrsinns unbeschadet. Dass es dennoch gelang, die Republik nach noch einmal zu stabilisieren, mutete die Zeitgenossen wie ein Wunder an.

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Jüdisches Leben in Deutschland
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2021 wurde das Festjahr „321–2021: 1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ begangen. Sylvia Löhrmann, ehemalige Ministerin für Schule und Weiterbildung in NRW, stellt Unterrichtsprojekte vor, die in diesem Zusammenhang entstanden sind. Auch der Beitrag von Ulrich Hausmann zeigt anhand konkreter Beispiele, wie vielfältig die deutsch-jüdische Geschichte in- und miteinander verwoben ist. Darüber hinaus stellt dieses Heft neue interdisziplinäre Forschungen zur mittelalterlichen Monumentalmikwe in Köln vor und erläutert dessen museale Vermittlung, setzt sich mit einem der wichtigsten Akteure im deutsch-jüdischen Kultursystem in Kaiserreich und Weimarer Republik auseinander, dem "Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens", und führt vor Augen, wie die Kooperation mit einem außerschulischen Lern-, Gedenk- und hier auch Spielort – der Ehemaligen Synagoge Kippenheim – für die Schule auf vielfältige Weise fruchtbar gemacht werden kann.

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Deutsches Kaiserreich – ein neuer Blick zurück
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Eckart Conze richtet  seinen Blick auf die jüngste Debatte über das Kaiserreich und seinen Ort in der deutschen Geschichte. Er verfolgt dabei zum einen historiographische Entwicklungen, nicht zuletzt die Historisierung des Kaiserreichs nach 1945, und diskutiert die Bedeutung der Sonderwegsthese in diesem Zusammenhang; zum anderen fragt er nach den Gründen gegenwärtiger Bemühungen in Wissenschaft und Öffentlichkeit, die Geschichte des Nationalstaats von 1871 zu entproblematisieren und nicht zuletzt die Geschichte des Kaiserreichs vom Aufstieg, der Machtübernahme, der Herrschaft und den Verbrechen des Nationalsozialismus zu trennen. Darüber hinaus richtet der Beitrag exemplarisch einen kritischen Blick auf zentrale Entwicklungen der Zeit nach 1871: von der politisch-konstitutionellen Ordnung über die Dynamiken der Fundamentalpolitisierung bis hin zur Außen- und Kolonialpolitik.Vor dem Hintergrund der aktuellen Kaiserreichsdebatte lotet Christine Krüger Potenziale und Schwierigkeiten der transnationalen und vergleichenden Kaiserreichsgeschichte aus. Exemplarisch nimmt sie dazu Antisemitismus, die Frauenbewegung und die bürgerliche Sozialreform in den Blick.

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Strittige Erinnerung
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Über die Erinnerung an Vergangenes und Erinnerungskultur wird vielfältig gestritten. Die Beiträge dieser Ausgabe behandeln Formen des Erinnerns an den Holocaust und deren mögliche Einordnung in den Horizont deutscher Kolonialverbrechen (Beitrag Arnd Bauerkämper) sowie das höchst aktuelle Thema (post-)kolonialer Provenienzforschung (Oussounou Abdel-Aziz Sandja). Philipp Bernhard entwickelt Leitlinien für einen Geschichtsunterricht durch die "postkoloniale Brille", Ulrich Bongertmann diskutiert anhand des neuen Berliner Humboldt Forums Fragen zur künftigen deutschen Geschichtskultur. Wie sich unterschiedliche bzw. sich widersprechende Geschichtsbilder ganz konkret auswirken können, erläutert Jan Kusber anhand des Ukraine-Krieges. Schließlich untersucht Dominik Herzner in einer empirischen Studie den didaktischen Mehrwert von Stadtführungen für unterschiedliche Lerngruppen.

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„Babylon Berlin“ gilt als die bislang erfolgreichste und teuerste deutsche Fernsehserie. Sie prägt unser Bild der Weimarer Republik, indem sie selber mit historischen Bildern spielt. Der Beitrag von Hanno Hochmuth und Bettina Köhler widmet sich sowohl der detailverliebten Abbildungsebene als auch dem Geschichtsbild von „Babylon Berlin“. Es wird gezeigt, wie in der Serie Abstriche von der historischen Genauigkeit gemacht werden und wie hierbei Geschichtsvergessenheit und Geschichtsversessenheit aufeinandertreffen. Im Hinblick auf den Einsatz von „Babylon Berlin“ im Schulunterricht wird diskutiert, wie historische Filme und Serien dabei helfen können, einen multiperspektivischen Blick auf die Geschichte zu richten, und warum Filmkompetenz eine wichtige historische Kompetenz bildet.Geschichtliche Serien mit komplexer Story und Narrationsstruktur, einer oftmals opulenten Ausstattung und historischen Bezügen liegen im Trend. Englischsprachige sowie deutsche Produktionen stehen nicht nur in der Gunst von Jurymitgliedern sehr hoch, sondern sind auch beim Publikum überaus beliebt und führen zu millionenfachen Abrufen in Mediatheken und Streamingangeboten. Durch die länger zur Verfügung stehende erzählte Zeit, eine starke emotionale Bindung an die eingeführten Figuren und dramatisch zugespitzte Handlungsverläufe entfalten Geschichtsserien eine große Wirkmacht und prägen Vorstellungen der Zuschauer*innen über die historischen Ereignisse bzw. Epochen. Dies muss keineswegs negativ sein, sondern lässt sich gewinnbringend für historische Lernprozesse nutzen, wie Britta Wehen-Peters in ihrem Beitrag beschreibt. Indem Schüler*innen sich mit Fragen nach den produktseitigen Darstellungsstrategien und den individuellen Aneignungsprozesse auf Rezipientenseite auseinandersetzen, lassen sich sowohl Einsichten in Grundprinzipien von Geschichte als auch in geschichtskulturelle Diskussionen gewinnen.

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Mittelalter
geschichte für heute 2/2022
Aussagen über Ausbrüche und Auswirkungen von Seuchen finden sich in mittelalterlich-frühneuzeitlichen Schriftquellen unterschiedlicher Art. Anhand ausgewählter Beispiele werden im Beitrag von Kay Peter Jankrift die Besonderheiten der verschiedenen Zeugnisse im Hinblick auf Möglichkeiten und Grenzen der Interpretation des Seuchengeschehens aufgezeigt. Norbert Schmeiser beschäftigt sich kritisch mit dem Topos der Juden als Sündenböcke zur Erklärung von spätmittelalterlichen Judenpogromen, der immer wieder in Geschichtsbüchern reproduziert wird. Schulbuchempfehlungen legen hingegen nahe, Perspektiven aus der jüdischen Gemeinschaft zu vermitteln. Unabhängig vom Mittelalterschwerpunkt untersucht Gerrit Dworok die Transformation des Osmanischen Reichs zur Republik Türkei als Beispiel exemplarisch-interkulturellen Geschichtslernens. Er erläutert fachdidaktische Hintergründe und stellt ein Modell vor, wie interkulturell orientierte Unterrichtseinheiten auch unabhängig von curricularen Neujustierungen in den Alltag des Geschichtsunterrichts eingebaut werden können. Sein Beitrag enthält auch Quellenmaterial für den Unterricht.Karl-Hermann Rechberg analysiert, wie anhand von NS-Propaganda ein kritischer Umgang mit politischer Inszenierung eingeübt werden kann und welche Hürden dabei umgangen werden müssen. Experten warnen beispielsweise davor, bei der Konfrontation Lernender mit nationalsozialistischer Selbstinszenierung die Perspektive der Urheber zu transportieren. Empirische Daten anhand einer Untersuchung zu Lernerfahrungen von Schulklassen auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände in Nürnberg zeigen, dass diese Gefahr immer noch besteht. Anhand dieser Daten werden konkrete Herausforderungen für die pädagogische Auseinandersetzung herausgearbeitet und drei didaktische Lösungsvorschläge für instruktionale Lehr-Lern-Formate formuliert.

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Gesellschaftslehre – ein Trendfach?
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Das Fach Gesellschaftslehre bzw. Gesellschaftswissenschaften integriert die traditionellen Schulfächer Geschichte, Geografie und „Politische Bildung“ (Politik, Gemeinschaftskunde oder Sozialkunde) zu einem eigenständigen Unterrichtsfach. Manche Bildungsexperten haben das Integrationsfach zum „Trendfach“ erhoben. Andere Stimmen aus dem Schulbereich sind dagegen nach einigen Jahren mit negativen Erfahrungen in der Bilanz eher skeptischer geworden, da letztlich die Lehrkräfte ihre Gestaltungsfreiheit so nutzen, dass sie den Herausforderungen durch das fachfremde Unterrichten möglichst aus dem Wege gehen. Die vollmundig angekündigte Integration der Perspektiven bleibt oft ein leeres Versprechen. In diesem Heft beurteilen verschiedene Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Blickwinkeln Vor- und Nachteile, Erfahrungen und die Perspektiven des Faches.

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Deutungskämpfe
geschichte für heute 4/2021
Deutungskämpfe sind das Thema des diesjährigen Historikertages in München. In einem Interview erläutert Prof. Dr. Eva Schlotheuber, Vorsitzende des Verbandes der Hirstorikerinnen und Historiker Deutschlands, welche Bedeutung Deutungskämpfe heute innerhalb von politischen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Debatte haben und um welche Deutungen konkret gestritten wird. Leonhard Schumacher vergleicht in seinem Beitrag "Republiken am Abgrund: Triumvirat und  Ermächtigungsgesetz" historische Vorgänge in der Antike und der Moderne: Die im Detail vielfach  untersuchten Probleme der lex Titia vom November 43 v. Chr. und des sogenannten  Ermächtigungsgesetzes Hitlers vom März 1933 bieten aus der Rückschau in Methode, Zielsetzung und Wirkung deutlich mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. 

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Historisches Lernen auf Distanz
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Die Beiträge bieten erste empirische Einsichten in die radikalen Veränderungen des  Geschichtsunterrichts durch das pandemiebedingte Distanzlernen im Jahr 2020. Der verbreiteten  These des Modernisierungsschubs für den Unterricht, der sich durch die  Umstellung von konventionellem auf digitalisierten Unterricht ergebe, wird eine  domänenspezifische Analyse der Unterrichtspraxis aus GeschichtslehrerInnensicht  entgegengestellt. Marcel Mierwald beleuchtet den aktuellen Trend hin zu digitalen Medien im Geschichtsunterricht  bei gleichzeitig in Studien konstatierter geringer Lernwirksamkeit. Mit…

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Außerschulische Lernorte
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Außerschulische Lernorte sollen im erfahrungsarmen Fach Geschichte für Authentizität und Anschaulichkeit sorgen. Diese Erwartung ist berechtigt, doch sie lässt sich nur verbunden mit einer geschichtsdidaktischen Qualifizierung in dem Sinne erfüllen, dass an diesen Orten historisches Lernen ermöglicht wird. Oft wird allerdings bereits der emotionale Überschuss, den solche Orte oft bieten und der Schülerinnen und Schüler in ihren Bann zu ziehen vermag, für historisches Lernen gehalten. Ganz besonders trifft das auf Gedenkstätten zu, die neben ihren wissenschaftlichen Bestrebungen immer auch Tei…

17,99 € - 18,90 €
Macht Umwelt Geschichte?
geschichte für heute 1/2021
Das Forschungsfeld „Umweltgeschichte“ hat sich seit den 1990er Jahren stark gewandelt. Ging es bis dahin hauptsächlich um Verschmutzungsprobleme als unerwünschtes Nebenprodukt der Industrialisierung, hat der Boom der Globalgeschichte auch der Umweltgeschichte neue Fragestellungen und Forschungskontroversen eröffnet. Eine Grundfrage lautet seither, ob Umweltprobleme als klassische Gemeinwohlthemen zu betrachten sind, die auf technische Mittel und politisch-administrative Maßnahmen setzen oder ob es sich um einen breiten Kampf um Gerechtigkeit handelt, den bestimmte sozial oder ethnisch definierten Gruppe als „environmentalism of the poor“ führen. Der „Environmental Justice Atlas“ umfasste im September 2020 insgesamt 3267 Fallgeschichten aus aller Welt und bildet eine ernüchternde Lektüre hinsichtlich der Wirksamkeit von Umweltbewegungen. Der Aufsatz von Frank Uekötter zeigt die Interdependenzen entgrenzter Umweltgeschichte an den Beispielen der Eukalyptusplantagen als „Bäume der Diktatoren“, den Bananenplantagen in Honduras, den Fleischbaronen von Chicago oder der Produktion des Guano-Düngers in Peru. Eine intendierte Geschichte der materiellen Lebensgrundlagen steckt erst in den Anfängen, da die Umweltgeschichte innerhalb der Wissenschaften immer noch eine prekäre Randexistenz führt. Der Aufsatz von Uwe Walter gibt zunächst einen knappen Überblick zu antiken Sichten auf Mensch, Umwelt und Klima. Anthropogene Einflüsse spielten lokal und regional durchaus eine Rolle, aufs Große gesehen freilich nicht, schon wegen der im Vergleich mit der Moderne geringen Bevölkerungsdichte. Im Mittelpunkt stehen die Eigenart des mittelmeerischen Klimas und dessen Veränderungen über die lange Dauer der Antike. Als gesichert kann ein begünstigendes „römisches Klimaoptimum“ zwischen 200 v. Chr. und 200 n. Chr. gelten, während in der Spätantike eine Kaltzeit andere Krisenfaktoren (u. a. Epidemien, reichinterne Konflikte, Migrationen) offenbar verstärkte. Aus der historischen Rückschau ergibt sich in jedem Fall die Einsicht, dass Menschen in der Antike auf einen Klimawandel mit Anpassung und Kreativität reagierten – die Vorstellung, man könne die Veränderungen durch ein globales Regime aufhalten, erscheint aus dieser Perspektive geradezu irregeleitet und geeignet, Ressourcen in großem Umfang falsch einzusetzen.  

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Ostmitteleuropa nach 1918
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Die Niederlage des Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg führte zu einer historischen Zäsur, die nicht nur die politische Landkarte dieses Teils der Welt veränderte, sondern auch die Flucht und Vertreibung von mehr als einer Million Menschen zur Folge hatte. Im Mittelpunkt stand dabei der am 10. August 1920 unterzeichnete Vertrag von Sèvres, der letzte der fünf Pariser Vorortverträge, die nach der Niederlage des Deutschen Reiches und seiner Verbündeten unterzeichnet worden waren. Der Vertrag von Sèvres sollte nach dem Willen der Siegermächte eine quasi-koloniale Ordnung in den Gebieten umsetzen, die bis dahin dem Osmanischen Reich gehörten. Dies beinhaltete die Absicht, das Territorium der heutigen Türkei zu zerlegen und in Einflussbereiche zu unterteilen. Das türkische Volk widersetzte sich jedoch diesem „Todesurteil“; und vier Jahre nach dem Waffenstillstand von Mudros musste die Suche nach Frieden im Orient nahezu von vorne beginnen. Das Ergebnis war der Frieden von Lausanne vom 24. Juli 1923, der der Region eine völlig andere Nachkriegsordnung gab, als es der Vertrag von Sèvres vorgesehen hatte. Während der Vertrag von Sèvres von den Türken als nationale Demütigung wahrgenommen wurde, half der Vertrag von Lausanne ihnen, ihren Wunsch nach nationaler Selbstbestimmung zu verwirklichen. Józef Piłsudski (1867 – 1935) verkörpert wie kein anderer die Wandlungen der polnischen Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er gilt als Vater der 1918 wiedererlangten Unabhängigkeit und Verteidiger der Freiheit gegen den Bolschewismus. Aber er putschte auch 1926 gegen eine gewählte Regierung und regierte Polen bis zu seinem Tod autoritär. Der Beitrag von Stephan Lehnstaedt untersucht die Mystifizierung Piłsudskis seit der Zwischenkriegszeit, aber auch den Wandel der Perzeptionen angesichts der Umbrüche 1945 und 1990. Außerdem wird gezeigt, wie die heutige polnische Regierung den „Vater des Vaterlands“ mit seinen vormodernen Staatsvorstellungen in ihr Geschichtsbild vom ethnisch homogenen Nationalstaat integriert. Paweł Machcewicz schlug 2007 vor, ein Museum des Zweiten Weltkriegs in Polen zu gründen. Die brutale deutsche und kurze Zeit später auch sowjetische Besetzung Polens und vieler anderer anderer Staaten in Ostmitteleuropa sollte einer internationalen Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. Die häufig vernachlässigten Erfahrungen der Polen und der anderen osteuropäischen Nationen sollten so in das internationale Bewusstsein rücken. Es überraschte ihn, als gerade von der rechten Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) Sturm gegen die Museumspläne geblasen wurde. Seine Gegner warfen ihm „Pazifismus“ vor und dass er die Heldentaten polnischer Kämpfer ausblende. Tatsächlich ist ein Wesenszug des Museums ein vergleichender internationaler Zugang zur Geschichte des Zweiten Weltkriegs. Es gelang Paweł Machcewicz, das Museum 2017 trotz großer Widerstände zu eröffnen, im selben Jahr verlor er aber seinen Posten als Museumsdirektor. Ein gegenwärtiger Trend im Bereich digitaler Formate der Geschichtsvermittlung liegt in der Entwicklung und Nutzung von Augmented- und Virtual-Reality-Anwendungen. Neben Gedenkstätten, Medienanstalten und Museen setzen auch Produzenten aus den Bereichen Touristik, Stadtmarketing und Spieleindustrie auf die neue Technologie. Allen Angeboten gemein ist der Anspruch, Vergangenheit „erlebbar“ und „nachvollziehbar“ darstellen zu wollen und den Nutzerinnen und Nutzern somit ein „Eintauchen“ (= Immersion) in die historischen Situationen zu ermöglichen. Dass dabei eine kritische Distanz zum Dargestellten häufig unterlaufen wird, ist nicht nur ein Manko bei Virtual-Reality-Angeboten kommerzieller Anbieter, sondern wird auch von Institutionen der historisch-politischen Bildung billigend in Kauf genommen – was u. a. eine Abkehr vom „Beutelsbacher Konsens“ darstellt. Der Beitrag führt in den Bereich der Augmented- und Virtual-Reality ein, verweist auf Beispiele aus dem Bereich der außerschulischen Geschichtsvermittlung (u. a. Virtual-Reality-Angebote von Gedenkstätten, Museen, Medienanstalten) und eröffnet Perspektiven für eine kritisch-reflektierte Nutzung im Geschichtsunterricht.

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Hansebilder
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In den Beiträgen zum Schwerpunkt dieser Ausgabe wird das Hansebild in der aktuellen Forschung beleuchtet. Die Hanse wird gegenwärtig als loser Zusammenschluss von Kaufleuten und Städten zur Beförderung gemeinsamer primär wirtschaftlicher Interessen verstanden. Jenseits dieses allgemeinen Verständnisses haben verschiedene Forschungsstränge vor allem die Heterogenität und die dynamische Entwicklung dieses Phänomens betont, das über ein halbes Jahrtausend in Nordeuropa wirkte. Nicht begründet in der Forschung ist allerdings der heute in der Öffentlichkeit beliebte EU-Vergleich. F. Bernward Fahlbusch untersucht in seinem Beitrag die Darstellung der Hanse in den Schulbüchern der Generation ca. 2005 bis 2020 und prüft, ob die Fortschritte der Historiographie Berücksichtigung gefunden haben. Besonderes Gewicht wird dabei auf die Rezension der (unzulänglichen) kartographischen Darstellungen gelegt.  

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Aspekte der Geschichtskultur
geschichte für heute 1/2020
Computerspiele mit historischem Hintergrund werden immer beliebter und haben prägenden Einfluss auf die Vergangenheitsvorstellungen Jugendlicher und junger Erwachsener. Am Beispiel des Dokumentarmodus des im Alten Ägypten spielenden „Assassin’s Creed: Origins“ untersucht Mathias Herrmann mit fachwissenschaftlichem und fachdidaktischem Blick, welches Potential das Medium Computerspiel für den Geschichtsunterricht hat. Die geschichtskulturelle Abhandlung von Manuel Köster untersucht am Beispiel des Hermannsmythos die politische Instrumentalisierung einer „empirisch nicht triftigen Narration“ (J. Rüsen) im „langen 19. Jahrhundert.“ Dabei werden die Verwendung des Mythos und seine Veränderungen unter wechselnden politischen Vorzeichen zur antinapoleonischen, antifranzösischen, antikatholischen oder völkischen Agitation dargestellt. Der diachrone Vergleich verschiedener Quellengattungen zeigt dann das heuristische Potential für die Analyse des gesellschaftlichen Umgangs mit Geschichte auf. Anhand zweier neuer Großsynthesen erörtert Herfried Münkler in seinem Aufsatz grundlegende Fragen einer modernen Geschichte des Krieges. Eine mögliche Perspektive privilegiert die Frage, wie Kriege gehegt, wenn möglich verhindert werden können. Wer die Geschichte Europas vom ausgehenden 17. Jahrhundert bis 1990 so erzählt, muss freilich manches ausblenden, etwa die Verlagerung exzessiver Gewalt an die (z.T. koloniale) Peripherie. Welchen Wert das Lernen der Europäer für Gegenwart und Zukunft in einer globalisierten Welt haben kann, muss zweifelhaft bleiben. Zu diskutieren ist ferner die Annahme, zeitweilige Konjunkturen des Krieges hätten die europäische Entwicklung in Richtung auf Fortschritt beschleunigt. Dem gegenüber steht eine ‚kältere‘, analytischere Sicht, die sich nicht auf die europäische Neuzeit beschränkt, sondern generell den Wandel des Krieges in Abhängigkeit von der Naturbeherrschung des Menschen studiert. Dieser sozio-ökonomische bzw. -ökologische Zugriff, der als Leitstruktur die Trias von Wildbeuter-, Agrar- und Industriegesellschaft zugrunde legt, kann langfristige Prozesse erhellen und zu einer universalgeschichtlichen Typologie des Krieges gelangen. Freilich ist diese Perspektive nicht leicht durchzuhalten, zumal wenn es die beiden großen Kriege des 20. Jahrhunderts zu erklären gilt. Der Beitrag von Jörn Rüsen zielt darauf, die strikte Opposition von „Standardisierung oder Pluralisierung“ durch eine „Standardisierung der Pluralisierung“ zu ersetzen. Ausgehend von Art. 1 GG gibt die Menschenwürde als universelle Norm dem Geschichtsunterricht eine kulturdifferenzübergreifende anthropologische Grundlage und Ausrichtung. Empirisch weitet diese Norm den historischen Blick auf die Menschheit und ihre vielfältige Ausprägung der Lebensformen in Raum und Zeit. Dabei bezieht sich unser kulturell verpflichtendes Verständnis der Menschenwürde auf den individualisierten einzelnen Menschen als Person; es schließt Anerkennung wie Kritik ein. Die auch geschichtsdidaktisch relevante Frage nach der deutschen Identität widerspricht dem nicht, wenn diese durch eine ausgeprägte Offenheit gegenüber Strittigkeit und Zukunft sowie einen inneren Bezug auf eine transnationale Menschheit definiert wird. Die Geschichtsdidaktik hat nur dann die Chance, einer Fremdenfeindlichkeit entgegenzuwirken, wenn sie die (deutsche) Nation angemessen thematisiert.

16,99 € - 18,90 €
Urteilen im Geschichtsunterricht
geschichte für heute 2/2020
Das historische Urteilen, lange ein kaum behandeltes Feld des Geschichtsunterrichts, gerät in den letzten zehn Jahren immer mehr in den Fokus der Fachdidaktik und wird auch in den Lehrplänen immer prominenter. Angesichts der Wichtigkeit des Anforderungsbereiches III für das historische Lernen verwundert es kaum, dass sich in den Kollegien der Ruf häuft, griffige Fortbildungen zum Urteilen präsentiert zu bekommen. Das ist verständlich, denn Urteilen ist ein schwieriges Geschäft. Da die empirische Forschung noch in den Anfängen steckt, sind lediglich Annäherungen an das Urteilen möglich. Gleichzeitig verspricht diese noch offene Situation eine gewisse Kreativität und eine flexible Vielfalt in den Lösungsansätzen, von denen wir einige in diesem Heft vorstellen wollen. Alle Beiträge sind praxisorientiert, wollen das Schreiben fördern und nutzen tatsächlich erprobte oder im Abitur eingesetzte Aufgabentypen, um ihre jeweiligen Vorschläge zu veranschaulichen, den Umgang damit zu analysieren oder zu kritisieren.

16,99 € - 18,90 €
Sprachsensibler Geschichtsunterricht
geschichte für heute 1/2019
Geschichte ist in der Sek I ein weitgehend mündliches Fach. Während die allgemeine Sprachkompetenz immer weiter zurückgeht, haben viele Schülerinnen und Schüler Schwierigkeiten, sich im Geschichtsunterricht fachangemessen auszudrücken, besonders im schriftlichen Bereich. Dabei haben sprachliche Quellen immer noch einen bedeutenden Anteil im Unterricht. Als Aufgabe für Seminarausbildung ergibt sich Handlungsbedarf: Lehramtsanwärter müssen in Planung- und Durchführungsebene geschult werden, im Blick auf sprachsensiblen Geschichtsunterricht fach- und sachangemessene Aufgaben zu stellen. Dies gilt nicht nur für sprachliche Quellen, sondern auch für Bilder, Fotos und Audioquellen.  Geschichtsunterricht an modernen Schulen findet in Klassen statt, deren Schüler unterschiedliche kulturelle und sprachliche Voraussetzungen haben. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, Lehrpersonen dahingehend zu schulen, dass sie die sprachlichen Voraussetzungen von anspruchsvollen Texten im Unterricht klären können. Die Schüler werden dadurch dazu befähigt, nicht nur Geschichte, sondern auch (Fach-)Sprache zu lernen. Um Schülerinnen und Schüler über die sprachlichen Voraussetzungen historischen Lernens aufklären zu können, müssen Lehrer die bildungssprachlichen Anforderungen der Gegenstände, die sie lehren, verstehen. Bildungssprache unterscheidet sich von Alltagssprache. Nicht selten haben Schüler noch wenig Erfahrung mit den sprachlichen Voraussetzungen der Texte und Aufgaben, die ihnen im Geschichtsunterricht der Schule begegnen. Kurz: Es ist nicht nur wichtig zu erkennen, dass Geschichte eine sprachbasierte Disziplin ist. Geschichtslehrerinnen und Geschichtslehrer müssen bei der Klärung bildungssprachlicher Voraussetzungen historischen Lernens auch unterstützt werden. Bei vielen Lernenden, unabhängig davon, ob ein- oder mehrsprachig, besteht in Deutschland ein großes Defizit im Hinblick auf ihre Lese- und Schreibkompetenz. Dadurch entstehen häufig Verständnisprobleme im Umgang mit Lehrbuchtexten und Quellen. Diese Kompetenzen entwickeln sich nicht automatisch, sondern bedürfen einer stetigen Einübung und professionellen Entwicklung. Syntaktische Strukturen und entsprechende Begriffe müssen eingeführt und reflektiert werden. Schließlich gilt es, großes sprachliches Potential ebenso zu erschließen, wie die Möglichkeit, eigene Denk- und Ausdrucksprozesse bei den Lernenden. Hierdurch wird die wichtigste Kompetenz von allen gefördert: selbstbestimmtes, kritisches Denken.   Ein neuer Service für unsere Leserinnen und Leser: das Beitragsverzeichnis! Nach zehn Jahrgängen der gfh seit 2008 ist es schwierig, die Übersicht zu wahren. Daher haben der Wochenschau Verlag und die Redaktion ein vollständiges Beitragsverzeichnis online gestellt, das nach Autoren (alphabetisch) und übergeordneten Themen geordnet ist. Außerdem sind alle vorgestellten Institutionen aufgelistet. Über eine Suchfunktion lässt sich eine Recherche leicht durchführen. Sie finden es auf der Homepage der Zeitschrift:http://geschichtefuerheute.de/beitragsverzeichnis/

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Zweimal 70 Jahre - Bundesrepublik und DDR
geschichte für heute 4/2019
Die friedliche Revolution in der DDR und der blutige Regimewechsel in Rumänien bilden die Gegenpole in der Geschichte des Umbruchs von 1989/90. Sie markieren – zwischen Kerzendemonstration und Massenerschießung – das politische Handlungsspektrum, in dem sich der Sturz der kommunistischen Diktaturen vollzog. Die Folgen für die gesellschaftlichen Umwandlungsprozesse waren schwerwiegend und prägen die Erinnerung an „1989“ bis heute. Vor diesem Hintergrund diskutiert der Beitrag von Peter Ulrich Weiß, Wunder der Gewaltlosigkeit? Die Revolutionen 1989/90 in der DDR und in Rumänien, die historischen Ursachen für die Gewaltabkehr bzw. die Gewalteskalation. Der Aufsatz von Manfred Kittel, Vom Pragmatismus zur Moralpolitik – Siebzig Jahre „Vergangenheitsbewältigung“ in der Bundesrepublik Deutschland, misst „Erfolg“ oder „Misserfolg“ der Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus in der Bundesrepublik vor allem an deren Bedeutung für die politische Stabilität der zweiten deutschen Demokratie. Aus diesem Grunde herrschte anfänglich ein robuster Pragmatismus des wechselseitigen „Beschweigens“ (H. Lübbe) vor; das nur auf diesem Wege für erreichbar gehaltene Ziel demokratischer Stabilität stand allerdings von Anfang an in einem Spannungsverhältnis zu weitergehenden moralischen Erwartungen nicht nur auf Seiten der NS-Opfer. Die weitere Entwicklung war dann seit den 1980er-Jahren von einer zunehmenden Moralisierung geprägt.Wer nach der Stabilität der zweiten deutschen Demokratie fragt, muss über den Umgang mit den unmittelbaren Folgen der NS-Diktatur hinaus zudem mittelbare, im weiteren Sinne mentalitätsgeschichtliche Folgen dieser Vergangenheit für die großen Linien der Politik der Bundesrepublik bedenken. Die Demokratie gilt besonders in Ostdeutschland als gefährdet. Viele Statistiken suggerieren, dass die Ostdeutschen nicht in der Demokratie angekommen seien. Der Artikel von Frank Bösch, „Sonderfall Ostdeutschland?“ Zum Demokratieverständnis in Ost und West, differenziert diese spektakulären Meldungen. So wird deutlich, dass in vielen Bereichen die Unterschiede zwischen Ost und West gering groß sind und es eine deutliche Annäherung bei der Demokratieakzeptanz gibt. Weniger akzeptiert ist etwa in Ostdeutschland nicht die Demokratie, sondern deren Umsetzung. Abschließend wird hinterfragt, wie aussagekräftig die Unterteilung in Ost und West ist.

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Erinnerungskultur im Wandel
geschichte für heute 2/2019

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Bedrohte Ordnungen
geschichte für heute 3/2019

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