Historisches Lernen als Rassismuskritik
- herausgegeben von
- Christina Isabel Brüning, Lars Deile, Martin Lücke
- unter Mitarbeit von
- Meike Paula Berg, Christina Isabel Brüning, Christian Czyborra, Lars Deile, Selman Erkovan, Adam Hochman, Florian Kuhne, Veronika Lipphardt, Martin Lücke, Bea Lundt, Julia Nahrstedt, Mohamed Refai, Peter Sinn, Michael Sturm, Marc Ullrich, Bärbel Völkel, Nalan Yagci
Historisches Lernen als Rassismuskritik geht von der Prämisse aus, dass vergangene Wirklichkeiten ebenso wie unsere Gegenwart von der Ausgrenzungskategorie race geprägt wurden. Geschichtsunterricht rassismus- und damit herrschaftskritisch zu gestalten, bedeutet für die Herausgeber_innen und Autor_innen dieses Bandes, die Konstruiertheit der sozialen Kategorie race zu erkennen, ihren historischen Wandel zu reflektieren und durch ihre narrative Verflüssigung im Rahmen historischen Erzählens Handlungsoptionen gegen Rassismus in der Gegenwart zu erkennen.Der Band spannt dabei ein weites Feld auf:…
Bestellnummer: | 40342 |
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EAN: | 9783734403422 |
ISBN: | 978-3-7344-0342-2 |
Format: | Broschur |
Reihe: | Forum Historisches Lernen |
Erscheinungsjahr: | 2016 |
Auflage: | 1. Aufl. |
Seitenzahl: | 272 |
- Beschreibung Historisches Lernen als Rassismuskritik geht von der Prämisse aus, dass vergangene Wirklichkeiten ebenso wie unsere Gegenwar… Mehr
- Inhaltsübersicht Aus gegebenem Anlass: cum ira et studio. Eine Ergänzung zur Einleitung Christina Brüning, Lars Deile, Martin Lücke: „Let’s t… Mehr
- Autor*innen Christina Isabel Brüning ist Akademische Mitarbeiterin für Geschichte und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Frei… Mehr
Historisches Lernen als Rassismuskritik geht von der Prämisse aus, dass vergangene Wirklichkeiten ebenso wie unsere Gegenwart von der Ausgrenzungskategorie race geprägt wurden. Geschichtsunterricht rassismus- und damit herrschaftskritisch zu gestalten, bedeutet für die Herausgeber_innen und Autor_innen dieses Bandes, die Konstruiertheit der sozialen Kategorie race zu erkennen, ihren historischen Wandel zu reflektieren und durch ihre narrative Verflüssigung im Rahmen historischen Erzählens Handlungsoptionen gegen Rassismus in der Gegenwart zu erkennen.
Der Band spannt dabei ein weites Feld auf: theoretisch-geschichtsdidaktische und wissensgeschichtliche Überlegungen kommen genauso zum Zuge wie unterrichtspraktische Vorschläge für einen rassimuskritischen Geschichtsunterricht.
Aus gegebenem Anlass: cum ira et studio. Eine Ergänzung zur Einleitung
Christina Brüning, Lars Deile, Martin Lücke: „Let’s talk about race!“
Begriffe, theoretische und fachliche Rahmungen
Adam Hochman, Veronika Lipphardt: Rasse oder Vielfalt – was sagt die Wissensforschung? Kontroverse Annäherungen an die Kategorie race
Bärbel Völkel: Nationalismus – Ethnizismus – Rassismus? Fremde Blicke auf den genetisch-chronologischen Geschichtsunterricht
Christian Czyborra, Mohamed Refai, Nalan Yagci: Geschichtsunterricht als weißer Raum? Überlegungen zu Critical Whiteness in der Geschichtsdidaktik
Befunde: Race und historisches Lernen in der Gegenwartsgesellschaft
Bea Lundt: „Ihr Weißen seid immer noch Rassisten!“ Erfahrungen mit deutschen und afrikanischen Studierenden in Ghana (Westafrika)
Michael Sturm: „Und über uns die Heldenahnen.“ – Strategien und Argumentationsmuster extrem rechter Geschichtspolitik
Florian Kuhne: Die Kategorie ‚race‘ als Dilemma der geschichtsdidaktischen Forschung. Reflexionen über Studien zu Geschichtsunterricht über Nationalsozialismus und Holocaust in ‚multikulturellen‘ Lerngruppen
Programmatische Perspektiven
Selman Erkovan: Der Orientalismus in ‚uns‘ und ‚denen‘. Die Wirkmacht migrantisierender Ermächtigungsprojektionen in der Geschichtsdidaktik und die Chance ihrer Sichtbarmachung durch die postkoloniale Orientalismus-Theorie Edward Saids
Marc Ullrich: Multi? Inter? Trans! Plädoyer für ein transkulturelles historisches Lernen unter rassismuskritischer Perspektive
Christina Brüning: Das Fremde in den Unterricht holen. Systematische Überlegungen zum rassismuskritischen Potenzial des bilingualen Geschichtsunterrichts
Meike Paula Berg: Ein Schritt nach vorn im Geschichtsunterricht. Ein Methodenvorschlag zum Thema „Deutsch-Ostafrika“
Peter Sinn: Rassenideologien im Kolonialismus. Eine Didaktisierung von Quellen am Beispiel von „Deutsch-Neuguinea“
Julia Nahrstedt: Antike Quellen rassismuskritisch lesen? BarbarInnen als SklavInnen von Natur aus bei Aristoteles
Lars Deile: „Was tut man nicht alles, um nichts zu verlieren“. Von der Unausweichlichkeit der Vergangenheit in Michael Hanekes „Caché“
Autor_innenverzeichnis
Christina Isabel Brüning ist Akademische Mitarbeiterin für Geschichte und ihre Didaktik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg
Lars Deile und Martin Lücke sind Geschichtsdidaktiker an der Freien Universität Berlin
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Inklusion ist das bildungspolitische Schlagwort der Gegenwart. Davon bleibt kein Schulfach unberührt. In Förderschulen ist Geschichte als eigenständiges Fach in aller Regel nicht präsent. Es ist hier ein eher marginales Themenfeld innerhalb von Lernbereichen wie Gesellschaftslehre oder Sachunterricht. Einigkeit besteht aber darüber, dass Menschen mit Behinderung vom historischen Lernen nicht exkludiert werden dürfen. Die Umsetzung wirft allerdings einige Fragen auf: Wie sieht die Zukunft des Faches Geschichte in der inklusiven Schule aus? Kann es seine Selbständigkeit bewahren oder wird es in einen Lernbereich integriert? Welchen Bedingungen unterliegt historisches Lernen bei Menschen mit (diversen) Behinderungen? Wie kann die Organisation historischen Lernens in der inklusiven Schule den Bedingungen aller Schüler (gleichermaßen) gerecht werden? Welche Organisationsformen sind angemessen? Dies sind drängende Fragen, die bislang eher von Sonderpädagogen als von Geschichtsdidaktikern angegangen wurden. Aber schulisches Lernen ist fachliches Lernen. Eine Zusammenarbeit von Sonderpädagogik und Geschichtsdidaktik ist dringend geboten. Im vorliegenden Band wird der Weg für eine solche Kooperation geebnet. Zu Wort kommen Geschichtsdidaktiker, Sonderpädagogen und Unterrichtspraktiker. Sie umreißen die Bedingungen historischen Lernens bei Förderbedürftigen und berichten aus der Praxis über gelungenen Unterricht, aus dem sich wertvolle Ideen für das eigene unterrichtliche Handeln ableiten lassen. Das ist nur ein erster Schritt, aber einer mit dem die Geschichtsdidaktik manch anderem Fach vorauseilt.
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