Geschichte im Dialog?
'DDR-Zeitzeugen' in Geschichtskultur und Bildungspraxis
- herausgegeben von
- Christian Ernst
- unter Mitarbeit von
- Konstantin Baehrens, Heidi Behrens, Christoph Classen, Elena Demke, Christian Ernst, Susanne Freund, Raiko Hannemann, Martin Klähn, Silke Klewin, Cornelia Liebold, Ingrid Miethe, Sabine Moller, Katrin Passens, Norbert Reichling, Martin Sabrow, Susanne Schäffner, Michael Schneider, Peter Paul Schwarz, Ben Thustek, Stefan Trobisch-Lütge, Stefanie Wahl, Dorothee Wierling, Bernd Wittich, Irmgard Zündorf
Zeitzeugen prägen seit 1989/90 die Aufarbeitung und Vermittlung der Zeit der SEDDiktatur stärker als jeden anderen Abschnitt deutscher Geschichte. Wenn inzwischen von „DDR-Zeitzeugen“ die Rede ist, stellen sich – gerade für die Bildungspraxis – einige drängende, aber bisher unbeantwortet gebliebene Fragen, denen im vorliegenden Buch systematisch nachgegangen wird: Wer bezeugt eigentlich wo, gegenüber wem was konkret? Ist der Status der Zeitzeugenschaft bestimmten Perspektiven vorbehalten? Geht es um konkrete, alltägliche Erfahrungen oder um die allgemeine Charakterisierung eines Systems? Wie…
Bestellnummer: | 4987 |
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EAN: | 9783899749878 |
ISBN: | 978-3-89974987-8 |
Format: | Broschur |
Reihe: | Geschichte unterrichten |
Erscheinungsjahr: | 2014 |
Auflage: | 1. Aufl. |
Seitenzahl: | 320 |
Zeitzeugen prägen seit 1989/90 die Aufarbeitung und Vermittlung der Zeit der SEDDiktatur stärker als jeden anderen Abschnitt deutscher Geschichte. Wenn inzwischen von „DDR-Zeitzeugen“ die Rede ist, stellen sich – gerade für die Bildungspraxis – einige drängende, aber bisher unbeantwortet gebliebene Fragen, denen im vorliegenden Buch systematisch nachgegangen wird:
- Wer bezeugt eigentlich wo, gegenüber wem was konkret?
- Ist der Status der Zeitzeugenschaft bestimmten Perspektiven vorbehalten?
- Geht es um konkrete, alltägliche Erfahrungen oder um die allgemeine Charakterisierung eines Systems?
- Wie können die Perspektvitiät und Emotionalität von Zeitzeugenerzählungen als Chancen für eine kontroverse und kritische Auseinandersetzung mit DDR-Geschichte genutzt werden?
- Wie können Prinzipien und Konzepte politischer und historischer Bildung praktisch umgesetzt werden?
Dieser interdisziplinäre Band versammelt Perspektiven aus Wissenschaft und Bildungspraxis. Geschichtspolitische und -kulturelle Hintergründe werden dabei ebenso beleuchtet wie Fragen des reflektierten Umgangs mit Zeitzeugenerzählungen in Schule, Jugendund Erwachsenenbildung, Museen und Gedenkstätten sowie im Internet. Lehrende erhalten zahlreiche Hinweise und Impulse für ihre tägliche Arbeit.
Christian Ernst: ‚DDR-Zeitzeugen‘? Einleitung
Danksagung
Teil I | Wissenschaft und Geschichtskultur
Martin Sabrow: Die DDR zwischen Geschichte und Gedächtnis
Peter Paul Schwarz: Vom NS- zum DDR-Zeitzeugen? Zur Begriffsgeschichte vor und nach 1989/90
Christoph Classen: Zeitzeugen und Medien. Entstehung und Problematik einer populären Figur der Erinnerungskultur
Michael Schneider: Konformismus und Widerstand in der DDR. Alltagsverhalten als Ausdruck politischen Bekenntnisses?
Raiko Hannemann: DDR-Oppositionsforschung und Erinnerungsprozesse. Konflikte in und mit einer deutschen Nachkriegsgesellschaft
Teil II | Geschichtskultur und Bildungspraxis
Zeitzeugen und Biografien in der politisch-historischen Bildung
Dorothee Wierling: Oral History und Zeitzeugen in der Politischen Bildung. Kommentar zu einem Spannungsverhältnis
Sabine Moller: Zeitzeugen und Geschichtsbewusstsein. Familienerinnerungen als historische Quelle?
Heidi Behrens, Norbert Reichling: Zeitgenossen als Lernende und Experten. Biografische Kommunikation über die deutsch-deutsche Nachkriegsgeschichte
Ingrid Miethe: Dominanz und Hierarchien begegnen. Interkulturelle Dimensionen deutsch-deutscher Biografiearbeit
Martin Klähn im Gespräch mit Heidi Behrens und Norbert Reichling: „Die Bildungsarbeit war für mich die Fortsetzung der Bürgerrechtsbewegung mit anderen Mitteln“
Bernd Wittich im Gespräch mit Christian Ernst: „Ich verstehe die Tätigkeit als politischer Bildner nicht nur als eine, in der man moderiert“
‚DDR-Zeitzeugen‘ in Museen und Gedenkstätten
Irmgard Zündorf: Personalisierung, Emotionalisierung und Multiperspektivität. Themen, Formen und Funktionen von Zeitzeugen in Museen und Gedenkstätten zur DDR-Geschichte
Silke Klewin, Cornelia Liebold: Komplexes Gedenken. Zeitzeugen an historischen Orten des DDR-Unrechts
Stefanie Wahl: „Auf jeden Fall mit Zeitzeugen“. Erwartungen an Zeitzeugen und ihr Weg in zeitgeschichtliche Ausstellungen. Ein Praxisbericht
‚DDR-Zeitzeugen‘ im Internet
Elena Demke: Zeitzeugnis, Selbstzeugnis, redaktionelles Material. DDR-Erinnerungen im Internet und Nutzungsmöglichkeiten in der politisch-historischen Bildung
Susanne Freund: Das Internet als Archiv für Erinnerungen? Herausforderungen digitaler Archivierung und der Wissensrepräsentation audiovisueller Dokumente
Anregungen für die Bildungspraxis
Katrin Passens: Dialogische Kommunikationssituationen ermöglichen. Zur Rolle der Moderation in Zeitzeugengesprächen zur DDR-Geschichte
Christian Ernst, Ben Thustek: Perspektiven entdecken. Interviews und Befragungen von Zeitzeugen zur DDR-Geschichte
Stefan Trobisch-Lütge: Sensible Begegnungen. Zeitzeugenarbeit mit politisch Traumatisierten der SED-Diktatur
Christian Ernst, Susanne Schäffner: Arbeit mit Zeitzeugen. Ein Fazit für die außerschulische Bildungspraxis
Anhang
Konstantin Baehrens: Tagungsbericht: „Opfer, Täter, Jedermann?“ ‚DDR-Zeitzeugen‘ im Spannungsfeld von Aufarbeitung, Historisierung und Geschichtsvermittlung
Auswahlbibliografie
Autorinnen und Autoren
"Das Buch sollte in den Einrichtungen der Erwachsenenbildung zur Verfügung stehen! Für die schulische, historisch-pädagogische Bildungsarbeit bieten die fachlichen und interdisziplinären Berichte eine Reihe von Anregungen und Möglichkeiten der didaktischen und methodischen Übertragung."
Jos Schnurer, socialnet.de
"Zusammenfassend [...] ist festzuhalten, dass die Vielfalt der geschichtskulturellen und praxisbezogenen Perspektiven auf die Zeitzeugenarbeit das Buch zu einer spannenden und kurzweiligen Lektüre machen, die als Überblick über den gegenwärtigen Stand der Diskussion zur Zeitzeugenarbeit uneingeschränkt zu empfehlen ist. Der Titel 'Geschichte im Dialog?' ist dabei Programm, denn das Ideal einer dialogischen, offenen und reflektierten Form von Zeitzeugenbegegungen zieht sich als roter Faden durch alle Beiträge."
Axel Janowitz, geschichte für heute