Shrinking Spaces
Demokratie gegen Menschenfeindlichkeit 1/2019
- von
- Reiner Becker, Irina Bohn, Tina Dürr-Oberlik, Beate Küpper, Timo Reinfrank
- unter Mitarbeit von
- Reiner Becker, Irina Bohn, Tina Dürr-Oberlik, István Grajczjár, Frank Greuel, Friedhelm Hufen, Beate Küpper, Robert Lüdecke, Stine Marg, Jana Meyer, Bernd Overwien, Jobst Paul, Timo Reinfrank, Tobias Roscher, Gunzelin Schmid Noerr, Rachel Spicker, Katharina Trittel, Eva Zimmermann
„Shrinking Spaces“ ist ein Begriff, der bisher vor allem im Kontext von Politik und Entwicklungszusammenarbeit bekannt ist und beschreibt die Zunahme schwindender Handlungsräume für zivilgesellschaftliche Organisationen in autokratischen Systemen. Doch zeigen sich auch in den etablierten Demokratien einzelne, aber immer deutlich konturiertere Facetten, welche von Shrinking Spaces zeugen. Legt man diese einzelnen Bruchstücke nebeneinander, so wird das Mosaik immer deutlicher, welches die zunehmende Einschränkung von Handlungsspielräumen der Zivilgesellschaft visualisiert. Der vorliegende Schwe…
Bestellnummer: | ZDgM1_19 |
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Reihe: | Demokratie gegen Menschenfeindlichkeit |
Erscheinungsjahr: | 2019 |
Auflage: | 1. Auflage 2019 |
Seitenzahl: | 176 |
- Beschreibung „Shrinking Spaces“ ist ein Begriff, der bisher vor allem im Kontext von Politik und Entwicklungszusammenarbeit bekannt ist u… Mehr
- Inhaltsübersicht EditorialSchwerpunktGunzelin Schmid Noerr: Unentbehrlich und dennoch ständig missachtet: Menschenrechte zwischen Ethik, Rech… Mehr
- Autor*innen Reiner BeckerDr., Politikwissenschaftler, Leiter des Demokratiezentrums Hessen an der Philipps-Universität Marburg, Mitglied… Mehr
- Stimmen zum Buch „Die Reihe im Allgemeinen zeichnet sich durch ein ausgewogenes Verhältnis von einheitlichem Schwerpunkt und gleichzeitiger T… Mehr
„Shrinking Spaces“ ist ein Begriff, der bisher vor allem im Kontext von Politik und Entwicklungszusammenarbeit bekannt ist und beschreibt die Zunahme schwindender Handlungsräume für zivilgesellschaftliche Organisationen in autokratischen Systemen. Doch zeigen sich auch in den etablierten Demokratien einzelne, aber immer deutlich konturiertere Facetten, welche von Shrinking Spaces zeugen. Legt man diese einzelnen Bruchstücke nebeneinander, so wird das Mosaik immer deutlicher, welches die zunehmende Einschränkung von Handlungsspielräumen der Zivilgesellschaft visualisiert. Der vorliegende Schwerpunkt widmet sich einzelnen Mosaiksteinen, ohne den Anspruch eines vollständigen Bildes zu erheben.
Editorial
Schwerpunkt
Gunzelin Schmid Noerr: Unentbehrlich und dennoch ständig missachtet: Menschenrechte zwischen Ethik, Recht und Politik
Bernd Overwien: Politische Bildung ist nicht neutral
Friedhelm Hufen: Politische Jugendbildung und Neutralitätsgebot
Beate Küpper, Reiner Becker, Jana Meyer: Kulturkampf von rechts – Shrinking Spaces
István Grajczjár: Der Weg ins Nirgendwo: autokratischer Systemwandel in Ungarn
Beate Küpper: „Man versucht, die Angst vor Migranten und Flüchtlingen am Köcheln zu halten“. Interview mit der österreichischen Sprachwissenschaftlerin Ruth Wodak
Irina Bohn: Einschränkung zivilgesellschaftlicher Handlungsspielräume am Beispiel der Partnerschaften für Demokratie im Bundesprogramm „Demokratie leben!“
Timo Reinfrank, Robert Lüdecke.: Feindbild Zivilgesellschaft
Rachel Spicker: „Wir haben gemerkt, dass wir uns zu Wort melden und Stellung beziehen müssen“ – Gleichstellungsarbeit im Kontext aktueller antifeministischer Dynamiken
Forum
Stine Marg, Katharina Trittel: Im Bann von Pegida? – Über das Verhältnis von „Patriotischen Europäern gegen die Islamisierung des Abendlandes“ und der Jugend
Jobst Paul: Handlungsfähigkeit zurückgewinnen – Die Rhetorik der Herabsetzung unter der Lupe der Sprachkritik
Tobias Roscher, Eva Zimmermann, Frank Greuel: „Demokratie braucht alle“: Empowerment als Ansatz außerschulischer politischer Jugendbildung
Marktplatz
Modellprojekt Starke Lehrer – Starke Schüler
Netzwerk Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte NRW
Betzavta Heterogen
RADIKAL BETEILIGEN – Ein Handbuch zur Gestaltung basisdemokratischer Beteiligungsformate
Miteinander e. V.-Kampagne für eine solidarische Zivilgesellschaft
„Miteinander stärken – Rechtspopulismus entgegenwirken“: ein Projekt des Lesben- und Schwulenverbands in Deutschland (LSVD)
Lokale Spurensuche zur Demokratiegeschichte – Ein Handreichung von Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V.
Jugendgerechtigkeitskonferenzen in Brandenburg – ein Projekt des Kompetenzzentrums Kinder- und Jugendbeteiligung Brandenburg
Stundenplan Demokratie – ein Onlinekurs für Citizenship Education
Broschüre: Mit der Eltern-Akademie gegen Sprüche, Parolen und Vorurteile
Publikationen des Instituts für Sozialarbeit und Sozialpädagogik
Buchbesprechungen
Klaus Farin, Rafik Schami (Hrsg.): Flucht aus Syrien – Neue Heimat Deutschland? (von Tina Dürr)
Manow, Philipp: Die politische Ökonomie des Populismus (von Beate Küpper)
Autorinnen und Autoren
Reiner Becker
Dr., Politikwissenschaftler, Leiter des Demokratiezentrums Hessen an der Philipps-Universität Marburg, Mitglied der Redaktion.
Irina Bohn
Leiterin des Geschäftsfelds „Sozialer Zusammenhalt und Beteiligung“ am Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e. V., Frankfurt/M.
Tina Dürr
ist Pädagogin (M.A.) und stellvertretende Leiterin des Demokratiezentrums Hessen an der Philipps-Universität Marburg.
István Grajczjár, Dr. PhD
Soziologe, Hochschulprofessor, Leiter des internationalen und politischen Lehrstuhls an der M. Friedman Universität, Budapest, Gastprofessor an der Universität Wien, Forschungsschwerpunkte: Rechtsextremismus, Solidarität, sozioökonomischer Wandel und Krisen, politische Soziologie, Soziologie der Minderheiten, Migration.
Frank Greuel
Dr. rer. pol., Dipl. Pädagoge; Referent am Deutschen Jugendinstitut e.V., Außenstelle Halle; Wissenschaftliche Begleitung des Programmbereichs „Radikalisierungsprävention“ im Bundesprogramm „Demokratie leben!“
Friedhelm Hufen
em. o. Professor für Öffentliches Recht- Staats- und Verwaltungsrecht an der Johannes Gutenberg - Universität Mainz, Mitglied des Verfassungsgerichtshofs Rheinland-Pfalz a.D.
Beate Küpper
ist Professorin für Soziale Arbeit in Gruppen und Konfliktsituationen an der Hochschule Niederrhein. Sie arbeitet seit vielen Jahren zu den Themen Vorurteile, Diskriminierung, Diversity und Rechtspopulismus u. a. als Mitarbeiterin im 10-jährigen- Projekt Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Koautorin der FESMitte- Studie 2016. Mitglied der Redaktion.
Robert Lüdecke
ist Literatur- und Religionswissenschaftler und seit vielen Jahren im Themenfeld Rechtsextremismus tätig. Er arbeitet seit 2011 bei der Amadeu Antonio Stiftung und verantwortet dort die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.
Stine Marg
Dr., ist geschäftsführende Leiterin des Instituts für Demokratieforschung an der Georg-August-Universität Göttingen, ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der politischen Kulturforschung, der Protestforschung, der Analyse politischer Deutungsmuster und Demokratievorstellungen.
Jana Meyer
hat Kulturpädagogik und Kulturmanagement an der Hochschule Niederrhein in Mönchengladbach studiert und dort ihre Masterarbeit zum Thema „Rechtspopulismus als Herausforderung für den Kulturbetrieb“ 2018 geschrieben. Beruflich ist sie in der Gedenkstättenarbeit tätig.
Bernd Overwien
Prof. Dr., Hochschullehrer für Didaktik der politischen Bildung an der Universität Kassel. Arbeitsschwerpunkte Globales Lernen, Bildung für nachhaltiige Entwicklung, Verbindungen zwischen schulischem und außerschulischem (informellem) Lernen
Jobst Paul
ist Sprach- und Literaturwissenschaftler, Pädagoge und langjähriger Mitarbeiter am Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung. Einen Schwerpunkt seiner Arbeit bilden sprachwissenschaftliche Studien und Analysen im Bereich Dehumanisierung und Ausgrenzung. In einem weiteren Schwerpunkt forscht er zur Sozialethik des Judentums.
Timo Reinfrank
hat in Berlin und Bonn Politik- und Sozialwissenschaften studiert. Als Geschäftsführer der Amadeu Antonio Stiftung berät er zivilgesellschaftliche Initiativen, Politik und Verwaltung in der Arbeit gegen Rechtsextremismus und für Demokratieentwicklung. Zudem ist er Vorsitzender des Vereins für demokratische Kultur in Berlin e. V. und im Vorstand der Bürgerstiftung Barnim-Uckermark.
Tobias Roscher
M.A. Politikwissenschaft, Volkswirtschaft; Geschichte; Referent am Deutschen Jugendinstitut e.V., Außenstelle Halle; Wissenschaftliche Begleitung des Programmbereichs „Ausgewählte Phänomene gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Demokratiestärkung im ländlichen Raum“ im Bundesprogramm „Demokratie leben!“
Gunzelin Schmid Noerr
war bis 2015 Prof. für Sozialphilosophie, Ethik und Anthropologie an der Hochschule Niederrhein, Mönchengladbach, FB Sozialwesen. Letzte Buchveröffentlichungen: Ethik in der Sozialen Arbeit (Stuttgart 2012). Geflüchtete Menschen. Ankommen in der Kommune. Theoretische Beiträge und Berichte aus der Praxis (Hrsg. mit Waltraud Meints-Stender) (Opladen 2017, Bonn 2018).
Rachel Spicker
ist Sozialwissenschaftlerin (M.A.) und Mitarbeiterin der Fachstelle Gender, GMF und Rechtsextremismus der Amadeu Antonio Stiftung. In der Fachstelle und als politische Bildnerin arbeitet sie zu den Themen Rassismus, Sexismus und Antifeminismus und berät zu geschlechterreflektierten Präventionsansätzen und Umgangsstrategien mit Rechtsextremismus und Rechtspopulismus in der Praxis.
„Die Reihe im Allgemeinen zeichnet sich durch ein ausgewogenes Verhältnis von einheitlichem Schwerpunkt und gleichzeitiger Themenvielfalt aus. Die Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis gelingt durch eine klare Struktur des Heftes mit einleitendem Theoriebeitrag und folgenden Praxisbezügen. (…) Somit ist „Demokratie gegen Menschenfeindlichkeit“ eine Bereicherung auf dem Markt der Fachdidaktik, die auch für Lesende ohne Vorkenntnisse zugänglich ist.“
Lucas Frings, lernen-aus-der-geschichte.de
„Shrinking Spaces“ ist ein Begriff, der bisher vor allem im Kontext von Politik und Entwicklungszusammenarbeit bekannt ist und beschreibt die Zunahme schwindender Handlungsräume für zivilgesellschaftliche Organisationen in autokratischen Systemen. Doch zeigen sich auch in den etablierten Demokratien einzelne, aber immer deutlich konturiertere Facetten, welche von Shrinking Spaces zeugen. Legt man diese einzelnen Bruchstücke nebeneinander, so wird das Mosaik immer deutlicher, welches die zunehmende Einschränkung von Handlungsspielräumen der Zivilgesellschaft visualisiert. Der vorliegende Schwerpunkt widmet sich einzelnen Mosaiksteinen, ohne den Anspruch eines vollständigen Bildes zu erheben.
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Demokratie gegen Menschenfeindlichkeit
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Klageschriften über die vermeintlich unpolitische und kaum engagierte Jugend gehörten über Jahre hinweg zu den Dauerbrennern der Presselandschaft. Passé, seitdem Greta Thunberg freitags die Schule bestreikte und ihrem Beispiel weltweit Millionen junger Menschen folgten. Die Jugend entdeckt die Klimakrise als Thema und macht sich Sorgen um die Zukunft des Planeten. In eine ganz gegenwärtige Kommunikationskrise trudelte die Regierungspartei CDU im vergangenen Jahr aufgrund eines Youtube-Videos: Unter dem Namen „Die Zerstörung der CDU“ hatte es der Youtuber „Rezo“ ins Netz gestellt. Millionen klickten das Zerstörungsvideo an und die überwiegende Mehrheit der über 30-Jährigen im Land fragte sich: Wer ist dieser Mensch mit den blauen Haaren und warum kann er eine bundespolitische Debatte anstoßen? Die Jugend ist also doch politisch und engagiert. Die Frage ist: Entdeckt die junge Generation die Demokratie wieder oder erfindet sie gerade ganz neue Antworten darauf, wie im Zeitalter sozialer Netzwerke Partizipation und Mitbestimmung gestaltet werden?
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Der Klimawandel ist eine der zentralen politischen Aufgaben der Gegenwart und stellt die Demokratie auf eine harte Bewährungsprobe. Denn die Bewältigung des Klimawandels erfordert langfristiges, konsequentes und gemeinsames Handeln, welches sich mit den langwierigen, komplexen und interessensabwägenden Abläufen von Demokratie bei gleichzeitig kurzfristiger Perspektive von Wahlperioden beißt. Darüber hinaus versuchen gegenwärtig unterschiedliche rechtspopulistische und rechtsextremistische Akteure, die Verunsicherungen aufzugreifen und als einen weiteren ideologischen Baustein zur Infragestellung des demokratischen Systems fruchtbar zu machen. Der Schwerpunkt dieser Ausgabe der Zeitschrift Demokratie gegen Menschenfeindlichkeit versucht, verschiedene Facetten des Megatrends Klimawandel in seinen Bezügen zu politischen Tendenzen auszuleuchten.
„Shrinking Spaces“ ist ein Begriff, der bisher vor allem im Kontext von Politik und Entwicklungszusammenarbeit bekannt ist und beschreibt die Zunahme schwindender Handlungsräume für zivilgesellschaftliche Organisationen in autokratischen Systemen. Doch zeigen sich auch in den etablierten Demokratien einzelne, aber immer deutlich konturiertere Facetten, welche von Shrinking Spaces zeugen. Legt man diese einzelnen Bruchstücke nebeneinander, so wird das Mosaik immer deutlicher, welches die zunehmende Einschränkung von Handlungsspielräumen der Zivilgesellschaft visualisiert. Der vorliegende Schwe…
„Radikalisierung“ scheint als Überschrift für das aktuelle Zeitgeschehen (leider) gut zu passen und könnte für eine zukünftige historische Betrachtung unserer Zeit ein Schlüsselbegriff sein. Denn eine Radikalisierung lässt sich derzeit in mehrfacher Hinsicht beobachten: Im Hinblick auf den Zuwachs der extremen gesellschaftlichen Ränder einerseits und auf die rasante Erosion der scheinbar so stabilen Werte der gesellschaftlichen Mitte andererseits. Die unterschiedlichen Konzepte, die hinter dem Schlagwort „Radikalisierung“ stehen, sind in Wissenschaft und Praxis allerdings nicht unumstritten. Daher leuchten die Beiträge im neuen Schwerpunkt diesen Begriff aus verschiedenen Perspektiven kritisch aus.
Gesellschaft und Politik sind in Bewegung, der Sog der öffentlichen und politischen Debatte zieht nach rechts.Dies trifft mit besonderer Wucht all jene, die von Rassismus und Antisemitismus betroffen sind, aber auch diejenigen, welche sich professionell oder ehrenamtlich dagegen engagieren. Gleichzeitig sind in den vergangenen Jahren in Wissenschaft und Praxis diverse Konzepte entwickelt worden, die systematisch Abwertung und Ausgrenzung von Personen analysieren „Sind wir gut und noch richtig aufgestellt?“ steht unter den sich verändernden gesellschaftlichen Vorzeichen laut und mit Dringlichkeit im Raum. Die Frage lautet schlicht: Was ist von den Konzepten (jeweils) brauchbar mit Blick auf die Herausforderungen der Zeit?
Die Aufnahme von Flüchtlingen seit dem Sommer 2015 wirkt wie ein Katalysator für eine zunehmende gesellschaftliche Polarisierung. Vorhandene Vorurteile gegenüber gesellschaftlich schwachen Gruppen finden zunehmend ihre Bindung: In den Echokammern der Sozialen Netzwerke, auf der Straße bei Pegida oder in der stetigen Etablierung der rechtspopulistischen „Alternative für Deutschland“. Welchen Folgen haben diese und andere Prozesse auf die Politische Kultur der Bundesrepublik? Wie stabil ist das demokratische System in Zeiten solcher vielfältiger Belastungsproben? Das neue Themenheft sucht aus unterschiedlichen Perspektiven nach Antworten.
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