Zu "Armin Scherb" wurden 17 Titel gefunden
Während bis zur weltpolitischen Wende 1989/90 die großen Konfliktlinien zwischen Ost und West, Kommunismus und freiheitlicher Demokratie, zwischen links und rechts identifizierbar waren, hat sich seither eine globale geopolitische Differenzierung ereignet, in der neue Machtzentren entstanden sind. Dabei haben zunehmend religiöse Elemente an Bedeutung gewonnen. Aus diesem Grund widmet sich diese POLIS-Ausgabe dem Verhältnis von Religion und Politik und fragt nach den Möglichkeiten Politischer Bildung.
Es ist schon verwunderlich: Die theoretische Auseinandersetzung mit der Politik begann mit einem Philosophen, mit Aristoteles. Aber diese Tradition scheint heute weitgehend vergessen zu sein, im Zeitalter der Vermessung von allem, der Standardisierung und der Kompetenzorientierung von Zielen auch der politischen Bildung. Die Autoren dieses Heftes plädieren allesamt für ein Wiederaufleben dieser Tradition bzw. für die Notwendigkeit, politische Bildung und Politikdidaktik wieder theoretisch und philosophisch zu begründen. Detlef Horster verweist auf relevante zeitgenössische Begriffe und gesellschafstheoretische Strömungen, die, alle philosophisch fundiert, für politische Bildung bedeutsam sind. Markus Gloe und Tonio Oeftering halten die Beschäftigung mit politischer Theorie, das ist ein Teil der Philosophie, für zwingend geboten und plädieren dafür, sie miteinander enger zu „verzahnen“. Dagegen setzt sich Hakan Gürses kritisch mit der Inanspruchnahme der Philosophie als „Magd“ der politischen Bildung auseinander. Gleichwohl sieht er wichtige und perspektivreiche Beiträge der Philosophie für die politische Bildung. Armin Scherb beschreibt die Philosophie des Pragmatismus. Ihre Bedeutung für die politische Bildung sieht er in der Möglichkeit, die Theorie der pluralistischen Demokratie und die Praxis der Demokratiebildung normativ zu begründen. In der Didaktischen Werkstatt fragt Jens Korfkamp nach der Bedeutung der Philosophie für die Herausbildung einer demokratischen Persönlichkeitsbildung und zeigt Wege und Methoden. Zurzeit boomt der Markt der Philopsphie. Es gibt eine Reihe von philosophischen Zeitschriften; sie werden vorgestellt von JensKorfkamp. „Alte“ Gedanken zur politischen Philosophie sind immer noch aktuell. Das zeigt eine Auswahl von Zitaten bekannter Philosophen. Alle Beiträge liegen quer zur gegenwärtigen Outputorientierung des Lernens und der Bildung. Dazu eignet sich die Philosophie nicht – das Philosophieren stiftet aber dazu an, darüber kritisch nachzudenken.
Keine Fachzeitschrift verfügt über das Umfangsbudget, um auch nur annähernd die zahlreichen aktuellen Krisenherde und Baustellen der Europäischen Union mit ihrem derzeit bedrohlichen Desintegrationspotenzial angemessen zu bearbeiten. Und auch die wechselnde Aktualität der Ereignisse, wie zuletzt die Präsidentschaftswahlen in Frankreich, kann auf dem Reflexionniveau einer Fachzeitschrift nicht simultan eingefangen werden. Folgende Auswegentscheidung wurde daher für das vorliegende Heft getroffen:Andreas Kalina versucht mit einem thematischen Übergriff, die Diversität der Problemlagen unter das immer wieder diskutierte Demokratiedilemma zu subsumieren. Das Allgemeine in den Besonderheiten der EU-Entwicklung bearbeiten Johannes Varwick und Manuel Wäschle mit der Darstellung der Integrationsmöglichkeiten vor dem Hintergrund unterschiedlicher Länderbedingungen und nationaler Partikularinteressen. In der Auswahl spezifischer Problemlagen fiel die redaktionelle Entscheidung zu Gunsten einer Beschäftigung mit dem BREXIT. Roland Sturm hat dazu eine Situationsanalyse mit vorsichtigen Rückschlüssen auf mögliche politische Konsequenzen vorgelegt. Wenn ein Pulse for Europe im Augenblick die Gegenbewegung zu beobachtbaren Re-Nationalisierungstendenzen bildet, dann findet diese Initiative nicht nur in der Befürwortung bei renommierten EU-Politikern Anklang, wofür ein Kurzinterview mit dem Vizepräsidenten des EU-Parlaments Ingo Friedrich Zeugnis gibt, sondern realisiert sich auch in auf Nachhaltigkeit angelegten Initiativen und Konzepten der Politischen Bildung. Diese nehmen einerseits die Denkweisen späterer Lehrpersonen in den Blick. Armin Scherb und Nour El-Amine haben sich dabei um die Auswertung einer Umfrage unter Studierenden der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg bemüht. Für die Didaktische Werkstatt hatte sich überdies Olga Bombardelli (Università degli Studi di Trento) bereit gefunden, die konzeptionellen Grundlagen des EU-geförderten Projekts SPACE (Students Promoting Aktive Citizenship in Europe) zu erläutern.
Nach dem Richtungsstreit der 1970er Jahre war die Hinwendung zu praktischen Fragen des politischen Unterrichts mit einem Verzicht auf Theoriebildung einhergegangen. Dennoch wurde der Pragmatismus immer wieder als „Metatheorie“ der politischen Bildung vermutet, aber als solche nie expliziert. Die Pragmatistische Politikdidaktik leistet diese Explikation und ermöglicht im Anschluss an die Kompetenzdebatte eine Grundlegung zentraler Bausteine des Faches, zum Beispiel die Förderung politischer Urteilsbildung.
Dieses Buch ist ein Plädoyer für eine wertgebundene, an Rationalität orientierte und kontinuierliche politische Bildung. Es ist sowohl Rückblick wie auch Bestandsaufnahme und Ausblick auf die Herausforderungen für politische Bildung in einer globalisierten, digitalen Medienwelt.
Partizipation wird heute eine Bedeutung zugeschrieben, die weit über Begründung und Legitimation von Demokratie hinausreicht. Partizipationsmöglichkeiten gelten als grundlegende Voraussetzung für gelingende Bildungs- und Entwicklungsprozesse. Für die politische Bildung, die sich neben der Vermittlung von politischem Wissen und der Schärfung des politischen Urteilsvermögens als drittes Bildungsziel auch die politische Partizipation auf ihre Fahnen geschrieben hat, wirft dies einige Fragen auf. Dabei gewinnt der politisch-pädagogische Zusammenhang zwischen Bildung und Aktion wieder an Bedeutung, der in der Geschichte der Politischen Bildung schon einmal kontrovers diskutiert wurde. In einem interdisziplinär angelegten Diskurs gehen Fachleute aus der formalen und non-formalen Politischen Bildung diesen Fragen nach und suchen nach Begründungen für eine zeitgemäße, auf politische Teilnahme hin orientierte pädagogische Praxis.
Spätestens seit der Tagung im Haus am Maiberg im März 2010, die unter der Themenstellung „Partizipation als Bildungsziel“ organisiert war, ist die Kontroverse über das Verhältnis von Lernen und Handeln in der Politischen Bildung neu entbrannt. Während Vertreter der sogenannten „non-formalen“ Bildung dazu tendieren, das Politik-Machen geradezu als Voraussetzung für nachhaltiges politisches Lernen zu sehen, scheint bei den Repräsentanten der schulischen PolitischenBildung eher die Befürchtung zu überwiegen, dass ein zu enges Verhältnis von politischem Lernen und politischer Aktion möglicherweise zu unzulässigen Grenzüberschreitungen führt. Ein Déjà-vu-Erlebnis wird in diesem Zusammenhang durch Klaus-Peter Hufers Rückblick auf die in den Nachachtundsechziger Jahren vor allem in der politischen Erwachsenenbildung virulent geführten Debatte in Erinnerung gerufen. Daran anknüpfend versucht POLIS in dieser Ausgabe die aktuell konträren Positionen zu profilieren: Während Benedikt Widmaier aus der Sicht der non-formalen Bildung dafür plädiert, zwischen politischem Lernen und politischer Aktion eine enge Verknüpfung herzustellen, erörtert Armin Scherb aus der Sicht der Pragmatistischen Politikdidaktik Möglichkeiten und Grenzen, die im Verhältnis von politischem Handeln und politischem Lernen zu berücksichtigen sind. Als Ergänzung zu den Fachbeiträgen geben im FORUM renommierte Politikdidaktiker und Politikdidaktikerinnen Antwort auf die Frage, was „Handlungsorientierung“in der Politischen Bildung bedeuten soll.In der Didaktischen Werkstatt veranschaulicht Oliver Emde das politikdidaktische Potential „alternativer Stadtrundgänge“, die von zivilgesellschaftlichen Akteurenfür die interessierte Öffentlichkeit, aber auch für Schulklassen und andere Lerngruppen angeboten werden.
Die subjektiven Vorstellungen von Lernenden werden bei der Gestaltung von Bildungsmaßnahmen im politisch-ökonomischen Bereich bislang kaum berücksichtigt. Dies ist ein unbefriedigender Zustand, wenn man davon ausgeht, dass die Analyse der einschlägigen Schülervorstellungen als grundlegende Voraussetzung der Organisation von erfolgreichen Bildungsprozessen anzusehen ist. Ein Wissen über die Sichtweisen der Schülerinnen und Schüler auf die jeweiligen Lerngegenstände eröffnet wichtige Hinweise für die didaktische Strukturierung von Lernangeboten. Im vorliegenden Band werden zum einen erprobte Verfahren der Erforschung von Lernervorstellungen vorgestellt. Zum anderen werden Abschluss- und Qualifikationsarbeiten, die die empirische Erfassung der Sichtweisen von Schülern zum Gegenstand haben, präsentiert. Gemeinsames Merkmal der verschiedenen Aufsätze ist das Anliegen, einen Beitrag zur empirischen Fundierung des Bürgerbewusstseins zu leisten. Als Bürgerbewusstsein wird die Gesamtheit der mentalen Vorstellungen über die politisch-gesellschaftliche Wirklichkeit verstanden, die der individuellen Orientierung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft dient und den Sinn produziert, der es dem Menschen ermöglicht, vorgefundene Phänomene zu beurteilen und handelnd zu beeinflussen.
Der Ruf nach Widerstand ist populär geworden: gegen die Herrschaft von Banken, das Finanzkapital, Freihandelsabkommen, aber auch gegen „Volksverräter“, „Lügenpresse“ und „Islamisierung“. Solche Widerstandsappelle fordern nicht nur die Zivilgesellschaft, sondern auch die Bildungspraxis heraus, in der es ja meist nicht um Widerstand, sondern um Anpassung an das Gegebene geht. Insbesondere die politische Bildung, die aufgrund der Interdependenz von Politik und Ökonomie auch für die ökonomische Bildung wichtig ist, steht hier vor elementaren Fragen: Ist Mündigkeit ohne die Fähigkeit, „nein“ zu sagen, sich zu verweigern, ohne die Kompetenz zum Widerstand also, überhaupt möglich? Wann ist Widerstand gerechtfertigt oder sogar geboten? Welche Kompetenzen sind erforderlich, um zu entscheiden, wann Widerstand nötig, wer zuständig, welche Form angemessen ist? Was brauchen Menschen, um diese Entscheidung auch praktisch durchzuhalten? Und schließlich: Wie können all diese Voraussetzungen für praktische Mündigkeit erworben werden? Erfahrene zivilgesellschaftliche Widerstandspraktiker und namhafte Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen (Philosophie, Politikwissenschaft, Politikdidaktik) erörtern diese brisante Aufgabe der politischen Bildung.
Prägnant und fundiert werden in dem neuen Band die Herausforderungen einer entgrenzten Welt und ihre Bedeutung für die politische Bildung ausgearbeitet. Das Buch beleuchtet die tiefgreifenden politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umwälzungen, die damit einhergehen: Globalisierung und Weltgesellschaft, Migration und Interkulturalität, Umwelt, Klima und Bioethik, Finanzmarkt und Arbeitswelt, mediale Räume und virtuelle Kommunikationswelten. Empfohlen vom Radiokolleg des ORF
Der 10. Dezember wird seit der Allgemeinen Deklaration der Menschenrechte durch die Generalsversammlung der Vereinten Nationen 1948 als „internationaler Tag der Menschenrechte“ begangen. Neben dem Aspekt des ERKLÄRENs im Sinne von Deklaration sind jedoch v.a. fachwissenschaftliche und fachdidaktische Anstrengungen erforderlich, um das ERKLÄREN auch im Sinne von Verständlich-Machen zu besorgen. Viele Bezüge zum Thema erweisen sich dabei von dauerhafter Aktualität und zwingen zur beschränkenden Auswahl. Mit einigen Bildern wird zumindest darauf hingewiesen dass es viele Kontroversen gibt, die unter dem Aspekt der Menschenrechtspolitik und der Menschenrechtsbildung eine gesonderte Beachtung verdient hätten. Über diesen konkreten Problembezügen erscheint es jedoch von Bedeutung zu sein, vor allem die Konfrontation zwischen normativen Geltungsansprüchen und realpolitischen Hindernissen zu thematisieren. Diesem Spannungsverhältnis widmet sich der (eher skeptische) Beitrag von Rainer Huhle. Mit einer Thematisierung des Rechts auf Bildung richtet der Politikwissenschafler Michael Krennerich exemplarisch den Blick auf die oft vernachlässigte soziale Dimension der Menschenrechte. Jenseits fachwissenschaftlicher Analysen hat ein vor allem auch für Lehrende konzipiertes Heft immer auch den didaktischen Impetus des Themas zu berücksichtigen. Mit der Adaption eines gebräuchlichen Modells unternehmen Armin Scherb und Markus Gloe deshalb den Versuch, die politikdidaktischen Dimensionen einer kompetenzorientierten Menschenrechtsbildung zu skizzieren. Ausgehend von seinen Erfahrungen als Sonderberichterstatter der UNO für Religions- und Weltanschauungsfragen gibt Heiner Bielefeldt im Forum Antworten auf Fragen zu den Möglichkeiten und Grenzen der Menschenrechtspolitik und beleuchtet dabei insbesondere das Spannungsverhältnis zwischen Universalisierungsanspruch und nationalstaatlicher Kontextualität.In der Didaktischen Werkstatt stellen Stephan Leppert und Selina Baumgart das Projekt „Menschenrechtskalender 2018“ vor, das als Beispiel einer kompezenzorientierten Menschenrechtsbildung angesehen werden kann.