Forschendes Lernen in Majdanek
Erfahrungen aus der Projektarbeit
- herausgegeben von
- Gabriele Karthaus, Berthold Weber, Jens Zubala
- unter Mitarbeit von
- Heidi Behrens, Paul Ciupke, Gabriele Karthaus, Tomasz Kranz, Berthold Weber, Ulrike Waterkamp, Wiesław Wysok, Jens Zubala
Die Gedenkstätte des Staatlichen Museums Majdanek, in einem Vorort von Lublin/Südostpolen gelegen, ist die älteste, die an die Verbrechen des Nationalsozialismus erinnert. Schon im Herbst 1944 wurde hier ein Erinnerungsort eingerichtet. Das Konzentrationslager Majdanek war ein multifunktionales Lager, in dem Menschen aus ganz Europa gefangen gehalten und getötet wurden. Der Ort bildete aber auch einen Kreuzungspunkt verschiedener Aktionen der Vernichtung jüdischen Lebens und polnischer Existenz im so genannten Generalgouvernement. Dazu gehören die „Aktion Reinhardt“, die „Aktion Erntefest“, d…
Bestellnummer: | 40375 |
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EAN: | 9783734403750 |
ISBN: | 978-3-7344-0375-0 |
Reihe: | Geschichte unterrichten |
Erscheinungsjahr: | 2016 |
Auflage: | 1. Auflage 2016 |
Seitenzahl: | 208 |
- Beschreibung Die Gedenkstätte des Staatlichen Museums Majdanek, in einem Vorort von Lublin/Südostpolen gelegen, ist die älteste, die an d… Mehr
- Inhaltsübersicht Ulrike WaterkampVorwort Gabriele KarthausEinleitung 1. Kontexte, pädagogische Diskurse, Kooperationen Tomasz KranzMajdanek –… Mehr
- Autor*innen Die Herausgeber Gabriele Karthaus, Berthold Weber und Jens Zubala arbeiten in verschiedenen Funktionen an der Gesamtschule W… Mehr
Die Gedenkstätte des Staatlichen Museums Majdanek, in einem Vorort von Lublin/Südostpolen gelegen, ist die älteste, die an die Verbrechen des Nationalsozialismus erinnert. Schon im Herbst 1944 wurde hier ein Erinnerungsort eingerichtet. Das Konzentrationslager Majdanek war ein multifunktionales Lager, in dem Menschen aus ganz Europa gefangen gehalten und getötet wurden. Der Ort bildete aber auch einen Kreuzungspunkt verschiedener Aktionen der Vernichtung jüdischen Lebens und polnischer Existenz im so genannten Generalgouvernement. Dazu gehören die „Aktion Reinhardt“, die „Aktion Erntefest“, der „Generalplan Ost“ u.a.m. Aufgrund der schnellen Befreiung des Lagers im Sommer 1944 existiert ein reichhaltiges Archiv.
Das Staatliche Museum Majdanek, das auch ein neues Studienzentrum besitzt, ist ein besonders geeigneter Lern- und Erinnerungsort für zeitintensive und methodisch kreative Projekte mit Schülerinnen und Schülern und anderen Zielgruppen. Seit fast 20 Jahren führt die Gesamtschule Waltrop dort ein Fachpraktikum durch, das Gedenkstättenfahrt und Schüleraustausch miteinander verbindet. In diesem Rahmen entstehen Facharbeiten, die auf Recherchen vor Ort beruhen.
Im vorliegenden Sammelband wird anhand von Schülerarbeiten gezeigt, wie forschendes Lernen gelingt. Beiträge der begleitenden Lehrerinnen und Lehrer zeigen die unterrichtliche Perspektive auf. Weitere Beiträge setzen sich mit Konzeptionen solcher Gedenkstättenseminare auseinander und erläutern die Geschichte des Ortes „Majdanek“.
Entstanden ist ein Band, der exemplarisch zeigt, wie historisches Lernen in einer Schule mit heterogenen Lerngruppen gestaltet werden kann.
Ulrike Waterkamp
Vorwort
Gabriele Karthaus
Einleitung
1. Kontexte, pädagogische Diskurse, Kooperationen
Tomasz Kranz
Majdanek – Erinnerungsort, Gedenkstätte, Museum
Wiesław Wysok
Didaktische Potenziale der KZ-Gedenkstätte Majdanek
Paul Ciupke
Ausbaufähig: Zur Zusammenarbeit von Schule, außerschulischer politischer Bildung und Gedenkstätten
Heidi Behrens
Vermitteln, aneignen und Grenzen des Verstehens – Gedenkstättenpädagogik im Wandel
Gabriele Karthaus
Zur Entwicklung der Projektarbeit in Majdanek – Rückblicke und Reflexionen
2. Forschendes Lernen in Majdanek – Erfahrungen und Ergebnisse
Einleitung
Franciszek Fenikowski, Totenmesse
Projektmanagement
Berthold Weber
Zur Planung, Organisation und Durchführung der Gedenkstättenfahrten und des Schüleraustausches in Lublin
Jens Zubala
Ansätze, Erfahrungen und didaktische Reflexionen – Nachhaltigkeit in der schulischen Gedenkstättenarbeit
Jens Zubala
Die Qual der Wahl – Hilfe bei der Themenfindung für die Facharbeit
Ausgewählte Facharbeiten
Dawid Barczyk
Germanisierungsprozesse während der NS-Zeit in Polen am Beispiel der „Aktion Zamość“
Alexandra Dens
Ärzte im Nationalsozialismus als Spiegel der nationalsozialistischen Ideologie
Maximilian Wrzeciono
Verbrechen der SS-Wachmänner und der Umgang mit Häftlingen in den Konzentrationslagern
Moritz Schnettler
Die Rolle der Kriegsgefangenen im Nationalsozialismus mit besonderer Berücksichtigung des Konzentrationslagers Majdanek
Laura-Nadine Schöne
NS-Propaganda in Schulbüchern zur Zeit des Nationalsozialismus
Julia Fromm
Familienpolitik im Nationalsozialismus
Ann-Elen Waldeier
„Der Moment der Befreiung“ – Die Evakuierung und Befreiung aus dem Konzentrationslager Majdanek
Verschiedene Blickwinkel auf das Projekt
Berthold Weber
Einführung zur Entstehung der Statements
Berthold Weber
Das Gedenkstättenprojekt in Majdanek und der Besuch von Lublin –
Erfahrungen und Eindrücke der beteiligten Schülerinnen und Schüler
Krzysztof Szulej
Zur Schulpartnerschaft mit der Gesamtschule Waltrop
Agata Barszczewska und Aneta Śliwka
Erfahrungen des Austausches
Berthold Weber
Das Projekt Majdanek in Ausstellungen
Jörg Schürmann
Laudatio zur Verleihung des Dr. Selig-Auerbach-Preises 2015 an die Gesamtschule Waltrop
3. Schlussteil
Gabriele Karthaus
Rückblick und Perspektive – Versuch einer Bilanzierung
Gabriele Karthaus
Schlussbetrachtung
Zofia Karpińska, Gestreifte Lagerkluft
Gabriele Karthaus
Danksagung
Autorinnen und Autoren
Die Herausgeber Gabriele Karthaus, Berthold Weber und Jens Zubala arbeiten in verschiedenen Funktionen an der Gesamtschule Waltrop und zu dem Projekt Majdanek.
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Lange hat sich die Überbetonung der Geschichte nicht mehr so sehr zum Schaden der Gegenwart ausgewirkt wie heute. Aktuell sind sich Deutschland und viele westeuropäische Staaten nach innen sowie nach außen uneins in der Frage, wie man mit der russischen Aggression gegenüber der Ukraine und dem dortigen Krieg umgehen soll. Das größte Geschütz in deutschen, westeuropäischen und russischen Geschichtsdebatten – Faschismus, Holocaust und Zweiter Weltkrieg – wird von beiden Seiten aufgefahren, während die spezifischen Erfahrungen der Staaten Mittel- und Osteuropas, nämlich das divide et impera der Großmächte, kulminierend im Hitler-Stalin-Pakt von 1939 und den Okkupationen, Repressionen und Deportationen unter deutscher und dann sowjetischer Herrschaft bis 1989, oft übergangen werden. Und während man in Deutschland und Europa den Minimalkonsens für ein Vorgehen gegenüber Russland diskutiert, bereitet man sich in Estland, einem EU- und NATO-Mitglied (allerdings ohne völkerrechtlich gültigen Grenzvertrag mit Russland), vielerorts auf eine Invasion oder Infiltration russischer Truppen vor, auch weil dort die Erinnerung an die längere und präsentere Sowjetherrschaft mit großrussischer Prägung lebendiger und gegenwärtiger ist als anderswo: Hier liegt die eigene GULag-Erinnerung in Widerstreit mit dem (west)europäischen Holocaust-Gedächtnis, welches teils importiert, teils oktroyiert wurde. Insbesondere in Konfliktsituationen teilen die europäischen Staaten keine gemeinsame Erinnerung, die positiv in die Gegenwart wirken könnte, sondern diese Erinnerung wirkt teilend. Neben den aktuellen erinnerungskulturellen Trennlinien in Europa behandelt diese Ausgabe des Journal auch positive Beispiele geteilter Erinnerung und stellt Institutionen, Museen und Projekte vor, die auf eine Überwindung dieser Trennlinien hinarbeiten. So ist die Entwicklung der deutsch-französischen Nachkriegsbeziehungen von der blutigen Erbfeind- zur engen Partnerschaft im erinnerungskulturellen Bereich auch eine Erfolgsgeschichte der politisch-historischen Bildung und Ihrer Initiativen, Partnerschaften, Seminare und Austausche. Claus Leggewie vertritt die Auffassung, „dass ein supranationales Europa nur dann eine tragfähige politische Identität erlangen kann, wenn die öffentliche Erörterung und wechselseitige Anerkennung strittiger Erinnerungen ebenso hoch bewertet wird wie Vertragswerke, Binnenmarkt und offene Grenzen: Wenn das vereinte Europa also eine geteilte Erinnerung hat, die vergangene Konflikte […] in aller Deutlichkeit benennt, sie aber auch in zivilen Formen bearbeitet und genau darüber eine Gemeinsamkeit wachsen lässt, die die Europäische Union nach innen und außen handlungsfähig macht.“ Was im bilateralen Bereich – wie beim deutsch-französischen Beispiel – schon oft eine Erfolgsgeschichte ist, kann auch auf europäischer Ebene in Zukunft Wirkungsmächtigkeit entfalten. Unaufgearbeitete Verbrechensgeschichte unterminiert allerdings den Weg in die Demokratie, und hier ist auch die politische Bildung in der Pflicht.
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