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Produktinformationen

Will man das Phänomen Populismus begreifen, ist es hilfreich, in verschiedene Disziplinen – z. B. Politikwissenschaft, Kommunikationswissenschaft, Wahlforschung, Journalismus – zu blicken. Dieser Sammelband macht durch interdisziplinären Austausch die Bandbreite an vorhandenen Konzepten sichtbar und nutzt die Erkenntnisse aus unterschiedlichen Bereichen, um über die Weiterentwicklung von Möglichkeiten der schulischen Politischen Bildung im Umgang mit Populismen zu diskutieren. Dabei werden etwa folgende Fragen behandelt:

•    Welche Begegnungszonen zwischen Politischer Bildung und Populismus gibt es?
•    Handelt es sich beim Begriff „Rechtspopulismus“ um eine Verharmlosung von „Rechtsextremismus“?
•    Welche Wirkungen haben populistische Kommunikationsstile in sozialen Medien auf junge Menschen?
•    Welche Relevanz haben Politik- und Demokratievorstellungen von Lernenden für die Ausgestaltung didaktischer Konzepte?

Damit wird ein Beitrag dazu geleistet, die Herausforderung Populismus besser zu verstehen und diese – besonders im schulischen Umfeld – stärker als bisher zu berücksichtigen.

Inhaltsübersicht

Wolfgang Buchberger/Philipp Mittnik
Vorwort

Wolfgang Buchberger
Herausforderung Populismus. Zur Einführung

Thomas Hellmuth
Vergesst den „Populismus“!
Ein Essay über die Problematik eines diffusen Begriffs

Philipp Mittnik
Rechtspopulistisch und/oder rechtsextrem?
Die Ideologie der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ)

Christoph Bramann/Christoph Kühberger
Populismus in politischen Reden.
Warum man Konzepte des historischen und politischen Lernens ernst nehmen sollte

Stefan Schmid-Heher
Populismus als Herausforderung für die Politische Bildung an Berufsschulen.
Demokratie- und Politikvorstellungen von BerufsschullehrerInnen im Brennpunkt

Eva Zeglovits/Stefan Friesenbichler
Populismus und Meinungsforschung

Uta Rußmann
Social Media – neue Räume für Populismus

Autor*innen

Mag. Christoph Bramann
ist Lektor für Geschichts- und Politikdidaktik an der Universität Salzburg und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bochum (Didaktik der Geschichte). Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der geschichtsdidaktischen Schulbuch- und Aufgabenforschung, der empirischen Geschichtsdidaktik sowie Zugängen zu den Konzepten ‚Populismus‘ und ‚Nation/Nationalismus‘ in der historisch-politischen Bildung.

Prof. Mag. Wolfgang Buchberger
ist Hochschulprofessor für Geschichts- und Politikdidaktik an der Pädagogischen Hochschule Salzburg und Leiter des „Bundeszentrums für Gesellschaftliches Lernen“ (BZGL). Davor war er langjähriger Gymnasiallehrer und Lektor an der Universität Salzburg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen u.a. in der Theorie und Didaktik der Geschichte und der Politischen Bildung, insbesondere Pragmatik des Unterrichts und quantitative und qualitative Erhebungsmethoden der Fachdidaktiken.

Stefan Friesenbichler
ist seit 2012 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für empirische Sozialforschung (IFES) beschäftigt. Einer seiner Forschungsschwerpunkte ist Politikforschung.

Thomas Hellmuth,
Univ.-Prof. für Didaktik der Geschichte an der Universität Wien, Institut für Geschichte sowie Zentrum für LehrerInnenbildung, Leiter der Abteilung „Didaktik der Geschichte und Politischen Bildung“, derzeitige Forschungsschwerpunkte: Theorien und Methoden der Didaktik der Geschichte und politischen Bildung (insbesondere subjektorientierte Geschichts- und Politikdidaktik), historisch-politisches Lernen, Geschichtskultur und Identitäten; Kulturgeschichte Frankreichs, Lokal- und Regionalgeschichte.

Prof. Dr. habil. Christoph Kühberger,
Geschichts- und Politikdidaktiker, Universitätsprofessor für Geschichts- und Politikdidaktik, Universität Salzburg. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich der Theorie und Didaktik der Geschichte, der empirischen Geschichtsdidaktik sowie der Pragmatik der historisch-politischen Bildung.

Philipp Mittnik,
Hochschulprofessor für Geschichts- und Politikdidaktik an der Pädagogischen Hochschule Wien und Leiter des dort angesiedelten Zentrums für Politische Bildung. Lehrender an den Universitäten Wien und Salzburg. Forschungsschwerpunkte: Kompetenzorientiertes Lernen im Bereich Geschichte und Politische Bildung, Politikdidaktik, Schulbuchforschung, Historisches und politisches Lernen im Sachunterricht, Geschichte des Nationalsozialismus und schulische Politische Bildung.

FH-Prof. Mag. Dr. Uta Rußmann
ist FH-Professorin am Department of Communication der FHWien der WKW. Lehr- und Forschungsschwerpunkte: Digitale Kommunikation, visual social media, Public Relations, strategische Kommunikation, politische Kommunikation, Kampagnen und Öffentlichkeit.

Mag. Stefan Schmid-Heher,
BEd arbeitet am Zentrum für Politische Bildung an der Pädagogischen Hochschule Wien. Zuvor war er als Berufsschullehrer in Wien tätig. Seine zentralen Forschungs- und Arbeitsbereiche sind die Politische Bildung in der Berufsbildung sowie hochschuldidaktische Aspekte der Aus- und Weiterbildung von LehrerInnen für Politische Bildung an berufsbildenden Schulen.

Dr.in Eva Zeglovits
ist seit 2015 Geschäftsführerin und wissenschaftliche Projektleiterin am Institut für empirische Sozialforschung (IFES) und führt dort Forschungsprojekte u.a. zu den Themen Wahlen, Demokratie und Politische Beteiligung durch.

Stimmen zum Buch

„Buch des Monats Juni 2020“

Friedensbüro Salzburg

 

„Der vorliegende Tagungsband bildet eine interessante Zusammenstellung sehr unterschiedlicher Perspektiven auf das Thema Populismus ab. Aus diesen Perspektiven entwickeln sich in der Gesamtschau vielfältige Möglichkeiten der Auseinandersetzung mit dem Phänomen Populismus in der (schulischen) Politischen Bildung.“

Julia Besche, Socialnet.de

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Journal für politische Bildung 1/2019
Unsere „Gesellschaft der Singularitäten“ (Andreas Reckwitz) entsteht am Kreuzungspunkt kultureller, ökonomischer und technologischer Wandlungsprozesse und ist durchzogen von Prozessen der Vereinzelung. Spätestens seit den 1990er Jahren befinden wir uns demnach in einer Spätmoderne, in der Besonderheit und Einzigartigkeit herausragende Rollen erhalten. In den 1970er Jahren findet in den westlichen Ländern – auch beeinflusst durch die Kulturrevolution der Zeit um 1968 (vgl. Journal 4/18) – ein Wandel der leitenden Lebenswerte statt: Anpassung an das Allgemeine verliert an Rückhalt, Entfaltung und Verwirklichung des Selbst gewinnen an Überzeugungskraft – das Streben nach einzigartigen, subjektiv befriedigenden Identitäten im Berufsleben, in der Partnerschaft, in der Freizeit und im Konsum – eine wahre Selbstverwirklichungsrevolution. Kultureller geht mit ökonomischem Wandel zusammen: Ein Großteil von Wertschöpfung und Erwerbstätigkeit findet sich nun im Dienstleistungssektor. Dies hat Auswirkungen auf Seiten des Konsums wie der Erwerbsarbeit; es findet eine neue Konsumentenrevolution statt, die weniger auf Massenkonsum von Standardgütern setzt als auf symbolische Güter, Erlebnisse, Dienste und mediale Formate in großer Differenziertheit. DIe Entindustrialisierung fördert die Expansion der Wissensökonomie für Hochqualifizierte, eine hochgradig subjektivierte Arbeit im permanenten Wettbewerb um Höchstleistungen: Eine liberalisierte Ökonomie, die nicht nach dem Durchschnitt strebt, sondern nach Exzellenz; die nicht nur Einkommen, sondern auch persönliche Befriedigung verspricht. Die dritte Größe, der laut Reckwitz den Wandel von der Gesellschaft der Gleichen zur Gesellschaft der Singularitäten vorantreibt, ist die digitale Revolution. Die Technik der Industriegesellschaft wirkte standardisierend, die digitale Technologie der Spätmoderne wirkt in mehreren Hinsichten singularisierend. Im Internet findet ein Wettbewerb um Aufmerksamkeit statt, in dem nur Differenz heraussticht, die digitale Welt ist auf das Individuum zugeschnitten. An die Stelle der allgemeinen medialen Öffentlichkeit treten partikulare Communities, die sich jeweils selbst bestätigen. Das verstärkt die Herausforderung des liberalen politischen Systems, auch durch Populismus. Seine Attraktivität gewinnt dieser aus der neuen Spaltungslinie, die zwischen kosmopolitisch orientierten „Liberalisierungsgewinnern“ und traditionalistisch eingestellten „Liberalisierungsverlierern“ verläuft. Insbesondere diejenigen, die sich als Verlierer der oben beschriebenen Veränderungen sehen und einen ökonomischen und/oder einen kulturellen Verlust fürchten, werden von ihm angesprochen. Gesellschaftsdiagnosen haben Konjunktur und bestimmen den gesellschaftlichen und politischen Diskurs teilweise maßgeblich mit. Diese Ausgabe des Journal benennt gängige Standortbestimmungen, bringt sie mit Phänomenen wie Digitalisierung, Ökonomie und Populismus in Verbindung und versucht, diese für die politische Bildung urbar zu machen.

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