Holocaust Education in der heterogenen Gesellschaft
Eine Studie zum Einsatz videographierter Zeugnisse von Überlebenden der nationalsozialistischen Genozide im Unterricht
Dem erinnerungskulturellen Umgang mit dem Holocaust steht ein tiefgehender Wandel bevor: Wenn die letzten Überlebenden in den nächsten Jahren sterben, geht die Erinnerung vom kommunikativen in das kulturelle Gedächtnis über. Zugleich wird die sich erinnernde Gesellschaft immer heterogener und die Schüler_innen gehören inzwischen vollständig zur Generation der digital natives. Online-Archive mit videografierten Interviews bieten angesichts dieser Entwicklungen scheinbar eine Zukunftsperspektive für den Unterricht. Die didaktischen Herausforderungen, die der Einsatz von videografierten Zeitzeug…
Bestellnummer: | 40667 |
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EAN: | 9783734406676 |
ISBN: | 978-3-7344-0667-6 |
Format: | Broschur |
Reihe: | Wochenschau Wissenschaft |
Erscheinungsjahr: | 2018 |
Auflage: | 1. Aufl. |
Seitenzahl: | 448 |
- Beschreibung Dem erinnerungskulturellen Umgang mit dem Holocaust steht ein tiefgehender Wandel bevor: Wenn die letzten Überlebenden in de… Mehr
- Inhaltsübersicht Danksagung 1. Einleitung: Aktuelle Herausforderungen im Themenfeld nationalsozialistischer Genozide 1.1 Problemaufriss 1.2 D… Mehr
- Autor*innen Dr. Christina Isabel Brüning arbeitete u.a. als Studienrätin für Geschichte, Politik und Englisch in Berlin, als wissenschaf… Mehr
- Stimmen zum Buch Erster Preis der Universität Tübingen im Auszeichnungsverfahren für herausragende Abschlussarbeiten im Themenfeld Lehrer*inn… Mehr
Dem erinnerungskulturellen Umgang mit dem Holocaust steht ein tiefgehender Wandel bevor: Wenn die letzten Überlebenden in den nächsten Jahren sterben, geht die Erinnerung vom kommunikativen in das kulturelle Gedächtnis über. Zugleich wird die sich erinnernde Gesellschaft immer heterogener und die Schüler_innen gehören inzwischen vollständig zur Generation der digital natives. Online-Archive mit videografierten Interviews bieten angesichts dieser Entwicklungen scheinbar eine Zukunftsperspektive für den Unterricht.
Die didaktischen Herausforderungen, die der Einsatz von videografierten Zeitzeug_inneninterviews aufwirft, sind dabei vielfältig. Die vorliegende Studie ist die erste im Bereich der historisch-politischen Bildung, die empirisch abgesicherte Befunde zu den relevanten Fragen liefert: Kann die in der Theoriebildung zu digitalisierten Zeugnissen behauptete ‚Begegnung‘ mit den Überlebenden auf dem Bildschirm tatsächlich festgestellt werden? Sind die in der Theorie benannten ‚Immersionseffekte‘ der Interviews für die unterrichtliche Praxis nutzbar zu machen? Welche ‚eigen-sinnigen Sinnbildungen‘ nehmen Lernende in der Arbeit mit den lebensgeschichtlichen Narrativen vor? Wo verlaufen die Grenzen des Mediums gerade auch im Blick auf leistungsschwächere Schüler_innen an Sekundarschulen? Wie müsste Unterricht in der Zukunft anders gedacht und gestaltet werden, um eine inklusivere Holocaust Education ohne (rassistische) Ausgrenzungen zu ermöglichen?
Danksagung
1. Einleitung: Aktuelle Herausforderungen im Themenfeld nationalsozialistischer Genozide
1.1 Problemaufriss
1.2 Der Digital Turn in der (Zeit-)Zeug_innenarbeit
1.3 Ziel der Studie
2. Theoriegrundlagen: Holocaust Education in der heterogenen Gesellschaft
2.1 Stand der Forschung
2.1.1 Darstellung vorhandener Studien
2.1.2 Kritik an der bestehenden Forschungslage und Desiderate der Forschung
2.2 Historisch-politisches Lernen im Themenfeld Nationalsozialismus und Holocaust
2.2.1 Grundlagen der beiden relevanten Didaktiken
2.2.2 Betroffenheit ist (k)ein Lernziel
2.2.3 Singularität oder Vergleichbarkeit?
2.2.4 Holocaust Education als Überbegriff und die Spezifik im Land der Täter_innen
2.3 Lernen und Leben in der heterogenen Gesellschaft
2.3.1 Kritische Anmerkungen zu den Begriffen ‚Kultur‘, ‚Migrationshintergrund‘ und ‚Migrationsgesellschaft‘
2.3.2 Antisemitismus und Rassismus – Einstellungen der Bevölkerung in Deutschland und Schlussfolgerungen für die Studie
3. Die Studie: Der Einsatz von Videos aus dem Visual History Archive in heterogenen Lerngruppen
3.1 Erkenntnisinteresse und Forschungsfragen der Studie
3.2 Die Quellen: Zur Auswahl der Videos
3.2.1 Das Visual History Archive der USC Shoah Foundation
3.2.2 Biographische Skizzen zu den sieben ausgewählten Zeugnissen
3.2.3 Vergleichende Betrachtung der Zeugnisse
3.3 Methodisches Vorgehen in der Studie
3.3.1 Schulbeschreibungen und Lerngruppenanalysen
3.3.2 Erhebungsinstrumente und Datenerhebungen
3.3.3 Datenaufbereitung und Vorgehen bei der Analyse
4. Befunde und Analyse: Darstellung der erhobenen Daten
4.1 Ergebnisse des Eingangsfragebogens
4.1.1 Darstellung der Stichprobe gemäß der Angaben im Fragebogen
4.1.2 Kenntnisse im Themenfeld
4.1.3 Geschichtskulturelle Sozialisation außerhalb der Schule
4.1.4 Erfahrungen in Schule und Unterricht im Themenfeld Nationalsozialismus und Holocaust
4.1.5 Erhobene Einstellungen
4.1.6 Relevanz der Ergebnisse des Fragebogens für die Studie
4.2 Ergebnisse der Projekttage: Exemplarische Schüler_innenpräsentationen zu den Zeugnissen
4.2.1 Ilse Arndt
4.2.2 Gad Beck
4.2.3 Albrecht Becker
4.2.4 Paul Eggert
4.2.5 Reinhard Florian
4.2.6 Hans Hauck
4.2.7 Rolf Joseph
4.2.8 Zwischenfazit
4.3 Der Feedbackfragebogen
4.3.1 Die Zeug_innen
4.3.2 Bewertung der Arbeit im Visual History Archive durch die Lernenden
4.3.3 Lernergebnisse
4.4 Gruppeninterview
5. Relevante Ergebnisse der Studie im Kontext der Forschungsliteratur
5.1 Diskussionspunkte
5.1.1 Die Bedeutung von Wissen und Einstellungen der Lernenden für ihre Neu- und Umerzählungen
5.1.2 Begegnungsmomente und sekundärer Dialog durch digitale Zeugnisse?
5.1.3 Umgang mit Emotionen in der Arbeit mit dem neuen Medium
5.1.4 Rassismus als Thema bei der Vermittlung von nationalsozialistischen Genoziden
5.1.5 Andersartigkeit des Unterrichts beim Einsatz digitaler Zeugnisse
5.2 Fazit: Potentiale von videographierten Interviews für die zukünftige Holocaust Education
6. Bilanz und Ausblick: Die Zukunft der Holocaust Education im digitalen Zeitalter
6.1 Reflexion der Studie: Grenzen und Alternativen
6.1.1 Reflexion des methodischen Aufbaus der Studie
6.1.2 Reflexion des Eingangsfragebogens
6.1.3 Reflexion der vorgenommenen Interpretationen
6.2 Empfehlungen für die Praxis
6.2.1 Lernen mit unterschiedlichen Biographien
6.2.2 Historisch-politische Bildung im Migrationskontext und die Thematisierung von Rassismen
6.2.3 Kompetenzen im Umgang mit videographierten Zeugnissen
6.3 Ausblick und Desiderate der Forschung
7. Quellenverzeichnis
7.1 Oral History Interviews
7.2 Digitale Medien/Audio- und Filmmaterial
8. Literaturverzeichnis
9. Abbildungsverzeichnis
10. Anhang
10.1 Ansprache der Lernenden vor der Bearbeitung des Eingangsfragebogens
10.2 Eingangsfragebogen
10.3 Feedbackfragebogen
Die Autorin
Dr. Christina Isabel Brüning arbeitete u.a. als Studienrätin für Geschichte, Politik und Englisch in Berlin, als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der FU Berlin, als Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg sowie als Mitarbeiterin am Zentrum Jüdische Studien Berlin-Brandenburg. Sie war darüber hinaus als didaktische Beraterin der CeDiS Projekte mit digitalen Zeitzeug_inneninterviews und als Lehrer_innenfortbildnerin sowie Beraterin der Goethe-Institute in verschiedenen Ländern bei der Umsetzung bilingualen Unterrichts tätig. Aktuell lehrt sie als akademische Mitarbeiterin an der Universität Tübingen am Institut für Geschichtsdidaktik und Public History.
Erster Preis der Universität Tübingen im Auszeichnungsverfahren für herausragende Abschlussarbeiten im Themenfeld Lehrer*innenbildung/Schul- und Unterrichtsforschung, 2018
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